Im Osten der Ukraine, der Region Donbas, liefern einander inzwischen russische und ukrainische Einheiten aufreibende Gefechte. Große Gebietsgewinne macht keine der beiden Seiten, nach 140 Tagen Krieg ist die Rede ist von zwei erschöpften Armeen. Beispielhaft für die aktuelle Lage: In der Region Donezk meldeten die von der russischen Armee unterstützten Separatisten Gebietsgewinne nahe der Kleinstadt Soledar am Fluss Siwerskyj Donez. Die ukrainischen Einheiten dort seien zurückgedrängt worden, so ein Kommandierender der prorussischen Separatisten, Witali Kisseljow.
Der Militärverwaltungschef der Stadt, Serhij Hoschko, widersprach umgehend. Laut seinen Aussagen mussten sich die russischen Verbände zurückziehen. Im Industriegebiet der Stadt Kramatorsk schlugen am Donnerstag russische Raketen ein. Ein britischer Sicherheitsexperte sprach gegenüber dem US-Sender CNN von zwei erschöpften Armeen, die sich aktuell im Donbas aufrieben. Gekämpft wird auch im Süden, etwa in der Stadt Mykolajiw.
Kiew will Waffen mit größerer Reichweite
Die größte Bedrohung für die ukrainischen Einheiten ist die russische Artillerie in ihrer eingesetzten Dimension. Kiew ersuchte nun die USA um Raketen mit größerer Reichweite für das Waffensystem HIMARS, wie Fedir Wenislawskyj, Mitglied des Verteidigungsausschusses im Parlament, im ukrainischen TV sagte. Derzeit verfüge die Armee für diesen Raketenwerfertyp nur über Geschoße mit einer Reichweite von rund 70 Kilometern. Es existieren jedoch auch Raketen für Ziele in gut 300 und 500 Kilometer Entfernung.
Die USA haben in diesem Punkt allerdings Bedenken – obwohl Kiew versichert hatte, die Raketen nicht gegen russisches Territorium einzusetzen. In den vergangenen Tagen hatte das ukrainische Militär bereits mehrfach Ziele im teils weit entfernten Hinterland der russischen Truppen erfolgreich angegriffen, mutmaßlich mit HIMARS-Raketenwerfern. Kiew setzt außerdem die weniger präzisen Raketen des sowjetischen Typs Totschka-U für Entfernungen von bis zu 120 Kilometern ein.
Wohin steuert der Krieg in Ukraine?
Ganze Städte sind dem Erdboden gleichgemacht, und auch abseits der hart umkämpften Frontlinien im Osten der Ukraine sterben Zivilisten durch russische Raketen: Auch Monate nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist kein Ende des mitten in Europa tobenden Krieges abzusehen. Was könnte Russland zum Frieden bewegen? Inwieweit hat die Diplomatie derzeit überhaupt Chancen? Wohin steuert der Krieg in der Ukraine?
Diskutieren Sie mit in debatte.ORF.at!