Gemäß der am Freitag in Istanbul getroffenen Vereinbarung würden die Schiffsverbände für den Getreideexport über den Seeweg vorbereitet, hieß es. Gebildet werde eine Karawane, die von einem Leitschiff angeführt werden solle. Die Behörde forderte Reedereien auf, ihre Schiffe dafür anzumelden.
Vorbereitungen laufen trotz Beschuss
Die Vorbereitungen liefen ungeachtet der russischen Raketenangriffe vom Samstag auf den Hafen in Odessa. Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte eingeräumt, militärisch genutzte Infrastruktur des Hafens beschossen zu haben. Das löste Ängste aus, das Getreideabkommen könne noch platzen.
Russland hat bei dem Raketenangriff nach eigenen Angaben „militärische Infrastruktur“ zerstört. Dabei seien „hochpräzise“ Kalibr-Raketen eingesetzt worden, teilte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf Telegram am Sonntag mit.
Akt „offensichtlicher russischer Barbarei“
Nach den Raketenangriffen stellte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland als Verhandlungspartei grundsätzlich infrage. „Wenn irgendjemand auf der Welt früher gesagt hat, dass es notwendig ist, mit Russland in Dialog zu treten, Vereinbarungen zu treffen über eine Waffenruhe, ohne unser Gebiet von den Besatzern zu befreien, dann haben die heutigen Raketen die Möglichkeit solcher Aussagen zerstört“, sagte er in seiner am Samstagabend veröffentlichten Videobotschaft.
Der Angriff mit Raketen auf die Hafenstadt sei international verurteilt worden. Selenskyj sprach von einem Akt „offensichtlicher russischer Barbarei“.
„Schritt für Schritt vorwärts“
Zu Beginn des 151. Kriegstags sieht er aber auch Positives. Neben den Raketenangriffen habe es zwar erneut schwere Gefechte im Donbas und im Gebiet Charkiw gegeben. Dennoch sei auch sichtbar, dass sich die Ukraine in Richtung Sieg bewege. Vor allem zeige sich das in der Region Cherson im Süden. „Die Streitkräfte der Ukraine bewegen sich Schritt für Schritt in dem Gebiet vorwärts“, sagte Selenskyj.
Russland hatte die südukrainische Region am Schwarzen Meer unmittelbar nach Kriegsbeginn Ende Februar eingenommen. Moskautreue Separatisten dort kündigten zuletzt an, sie wollten eine Volksabstimmung für einen Beitritt zu Russland ansetzen. Die Ukraine will das verhindern und das Gebiet auch mit Hilfe der von den USA und anderen NATO-Staaten gelieferten schweren Waffen zurückerobern.
Wohin steuert der Krieg in der Ukraine?
Ganze Städte sind dem Erdboden gleichgemacht, und auch abseits der hart umkämpften Front im Osten der Ukraine sterben Zivilistinnen und Zivilisten durch russische Raketen: Auch Monate nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist kein Ende des mitten in Europa tobenden Krieges abzusehen. Was könnte Russland zum Frieden bewegen? Inwieweit hat die Diplomatie derzeit überhaupt Chancen? Wohin steuert der Krieg in der Ukraine?
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