Bei dem Abkommen gehe es um Logistik, um eine Bewegung von Schiffen im Schwarzen Meer, sagte der stellvertretende Wirtschaftsminister Taras Katschka der „Financial Times“. Er sehe keinen Unterschied zu anderen Gütern, etwa Eisenerz. Ein erster Getreidefrachter war diese Woche aus dem ukrainischen Schwarzmeer-Hafen Odessa ausgelaufen, drei weitere folgten heute Früh.
Agrarexporte über die ukrainischen Schwarzmeer-Häfen waren wegen des russischen Angriffskrieges zuletzt monatelang blockiert gewesen. Durch das UNO-Abkommen werden Getreideausfuhren aus drei Häfen ermöglicht. Ein Koordinierungszentrum in Istanbul ist mit Vertretern der vier Parteien besetzt. Die Inspektionen sollen unter anderem sicherstellen, dass Schiffe keine Waffen geladen haben.
Selenskyj weist Vorwürfe von Amnesty zurück
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies unterdessen Anschuldigungen von Amnesty International scharf zurück. Die Menschenrechtsgruppe versuche, „die Verantwortung vom Angreifer auf das Opfer zu verlagern“, sagte er während seiner abendlichen Videoansprache.
„Jeder, der Russland amnestiert und künstlich einen Informationskontext schafft, in dem einige Angriffe von Terroristen angeblich gerechtfertigt oder verständlich sind, sollte nicht übersehen, dass er damit den Terroristen hilft. Und wenn solche manipulativen Berichte entstehen, dann tragen sie eine Mitverantwortung für die Tötung von Menschen.“ Zuvor hatte Amnesty International der Ukraine in einem Bericht vorgeworfen, durch die Stationierung von Truppen in Wohngebieten Zivilisten zu gefährden.
Selenskyj beklagte zudem die verzögerte Auszahlung von EU-Finanzhilfen in Milliardenhöhe für sein Land. Diese „künstliche Verzögerung“ sei entweder ein Verbrechen oder ein Fehler, sagte der Staatschef in seiner abendlichen Videoansprache. Jeden Tag erinnere er EU-Politiker daran, dass ukrainische Rentner, Flüchtlinge, Lehrer und andere nicht zu Geiseln von „Unentschlossenheit oder Bürokratie“ werden dürften.
Wohin steuert Krieg in Ukraine?
Ganze Städte sind dem Erdboden gleichgemacht, und auch abseits der hart umkämpften Frontlinien im Osten der Ukraine sterben Zivilisten durch russische Raketen: Auch Monate nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist kein Ende des mitten in Europa tobenden Krieges abzusehen. Was könnte Russland zum Frieden bewegen? Inwieweit hat die Diplomatie derzeit überhaupt Chancen? Wohin steuert der Krieg in der Ukraine?
Diskutieren Sie mit in debatte.ORF.at!