Um die Sicherheit des Kernkraftwerks zu gewährleisten, sei die völlige Kontrolle über die Anlage erforderlich. „Die ukrainische Obrigkeit kann das unter den Bedingungen der speziellen Militäroperation per Definition nicht leisten“, sagte der prominente russische Außenpolitiker.
Unterstützung bekam Kossatschow vom Chef des Außenausschusses in der Staatsduma, Sergej Sluzki, der der Ukraine „atomaren Terrorismus“ vorwarf. „Und alle Erklärungen der G-7-Außenminister zu ihrer Unterstützung sind nichts anderes als das Sponsoring von atomarem Terrorismus“, schrieb er auf seinem Telegram-Kanal. Sluzki ließ unerwähnt, dass sich die Lage um das AKW ausschließlich durch den russischen Angriffskrieg ergeben hat.
Die Situation um das seit März von russischen Truppen besetzte Kernkraftwerk im Süden der Ukraine hat sich zuletzt dramatisch zugespitzt. Mehrfach wurde die Anlage beschossen und beschädigt, wobei die kritische Infrastruktur zumindest bisher nach Angaben von beiden Seiten verschont geblieben sein soll. Für die Angriffe machen sich Kiew und Moskau gegenseitig verantwortlich.
Russische Stimmen für Entmilitarisierung
Angesichts des andauernden Beschusses des Atomkraftwerks gab es in Moskau erste Stimmen, wonach eine Entmilitarisierung der Zone sinnvoll sein könnte. „Das ist eine vernünftige Forderung, ich denke, wir werden das unterstützen“, sagte der Vizechef des Außenausschusses im russischen Parlament, Wladimir Dschabarow, der Agentur Interfax zufolge. „Russland muss die Kontrolle über die Anlage behalten“, sagte jedoch der Duma-Abgeordnete der Kreml-Partei Geeintes Russland.
IAEA: AKW vorerst keine Bedrohung
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) gab bei einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrats unterdessen vorläufig Entwarnung: Das mehrfach beschossene größte Kernkraftwerk Europas stelle derzeit kein Sicherheitsrisiko dar, so der Leiter der IAEA, Rafael Grossi. „Das kann sich jedoch jederzeit ändern.“
Seitens des Umweltministeriums in Wien hieß am Freitag in einer Aussendung: „Die Strahlenfrühwarnsysteme in der Ukraine und in Österreich zeigen keine erhöhten Messwerte. Es gibt derzeit keine Freisetzung von radioaktiven Stoffen und damit auch keine Auswirkungen außerhalb der Anlage.“ Für Österreich bestehe daher aktuell keine Gefahr.
Wohin steuert Krieg in Ukraine?
Ganze Städte sind dem Erdboden gleichgemacht, und auch abseits der hart umkämpften Frontlinien im Osten der Ukraine sterben Zivilisten durch russische Raketen: Auch Monate nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist kein Ende des mitten in Europa tobenden Krieges abzusehen. Was könnte Russland zum Frieden bewegen? Inwieweit hat die Diplomatie derzeit überhaupt Chancen? Wohin steuert der Krieg in der Ukraine?
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