Ein Mann in einem zerstörten Gebäude in Kramatorsk
Reuters/Nacho Doce
Liveticker

US-Denkfabrik: Russland wappnet sich für längeren Krieg

Laut der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) bereitet sich Russland auf einen längeren Krieg in der Ukraine vor. Demnach plant die militärisch-industrielle Kommission unter dem Vorsitz des russischen Präsidenten Wladimir Putin Anfang September eine Änderung des staatlichen Verteidigungsprogramms. So könnte das Budget für Kriegsausgaben um umgerechnet 10 Milliarden US-Dollar anwachsen. Dabei stützen sich die Analysen des Instituts auf Angaben des ukrainischen Militärgeheimdiensts GUR.

Online seit 13. August 2022, 9.09 Uhr
Dieser Liveticker ist älter als ein Jahr.
Mehr zum Thema
+
1 neue Updates

Cyberkrieg in der Ukraine

In der Ukraine tobt auch ein Cyberkrieg – meist unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit, denn von vereitelten Angriffen wird in der Regel nichts bekannt, wie Christian Wehrschütz aus der Ukraine berichtet.

Ukraine: Autobrücke von Dnipro-Staudamm unbefahrbar

Im Süden der Ukraine ist die Autobrücke des Staudamms Nowa Katschowka im Gebiet Cherson nach ukrainischen Angaben infolge mehrerer Angriffe nicht mehr zu befahren. Das bestätigt nun das ukrainische Armeekommando Süd auf Facebook.

Die Brücke sei von Raketen- und Artillerieeinheiten gezielt unbrauchbar gemacht worden, heißt es. Auch die Verwaltung der russischen Besatzer bestätigt den Beschuss. Zugleich warnt sie vor Schäden an der Staumauer, was zu einer Katastrophe führen könne. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

US-Denkfabrik: Kreml bereitet sich auf längeren Krieg vor

Laut der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) bereitet sich Russland auf einen längeren Krieg in der Ukraine vor. Demnach plant die militärisch-industrielle Kommission unter dem Vorsitz des russischen Präsidenten Wladimir Putin Anfang September eine Änderung des staatlichen Verteidigungprogramms. So könnte das Budget für Kriegsausgaben um umgerechnet 10 Milliarden US-Dollar anwachsen. Dabei stützen sich die Analysen des Instituts auf Angaben des ukrainischen Militärgeheimdiensts GUR.

Der Kreml intensiviere außerdem die Bemühungen, die Industrie für den Krieg zu mobilisieren. Anfang August habe der Kreml die „industrielle Mobilisierung“ der Verteidigungsunternehmen eingeleitet und einigen Beschäftigten sowie der gesamten Führung des russischen staatlichen Industriekonzerns Rostec verboten, auf Urlaub zu gehen.

Ukraine: Donezker Vorort Pisky nicht erobert

Das ukrainische Militär widerspricht russischen Angaben über die angebliche Eroberung der Ortschaft Pisky am Rande der ostukrainischen Stadt Donezk. Dort werde weiter heftig gekämpft, teilt der ukrainische Generalstab mit. „Die Besatzer versuchen, die Verteidigungslinien unserer Truppen in Richtung Olexandropol, Krasnohoriwka, Awdijwka, Marjinka und Pisky zu durchbrechen“, heißt es.

US-Künstler unterstützt Kunstprojekt in Irpin

In der ukrainischen Stadt Irpin hat der US-Künstler Trek Thunder Kelly ein Projekt mit dem Titel „Blumen für die Hoffnung“ initiiert. Dabei verwendet er ausgebrannte Autos als Leinwand. „Das Geld, das wir sammeln, geht an ukrainische Künstler, die hier in verschiedenen Dörfern Wände bemalen werden. Die Kunstwerke werden dann in NFTs (non-fungible tokens) umgewandelt, die über eine Blockchain gehandelt werden können. Und das Geld, das mit diesen NFTs verdient wird, wird lokale humanitäre Projekte unterstützen“, so Kelly.

Gegenseitige Vorwürfe neuer Angriffe auf Saporischschja

Die Ukraine und Russland machen sich erneut gegenseitig für Angriffe auf das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja verantwortlich. „Beschränken Sie ihre Präsenz in den Straßen von Enerhodar! Wir haben Informationen über neue Provokationen vonseiten der (russischen) Besatzer“, erklärt die ukrainische Atombehörde Energoatom auf Telegram. „Nach Angaben von Bewohnern gibt es erneut Bombenangriffe in Richtung der Atomzentrale Saporischschja. Die Intervalle zwischen dem Abschuss und dem Einschlag liegen zwischen drei und fünf Sekunden“, heißt es weiter.

Die von Moskau eingesetzte Verwaltung in den russisch kontrollierten Gebieten wirft den ukrainischen Truppen vor, für die Angriffe verantwortlich zu sein. „Enerhodar und das AKW Saporischschja sind erneut unter Beschuss der Anhänger“ des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, erklärt Wladimir Rogow, Mitglied der prorussischen Zivil- und Militärverwaltung. Projektile seien auf „Gebiete am Ufer des Dnipro und auf das AKW-Gelände“ gefallen.

Ukrainisches Getreide in Ravenna entladen

Ukrainisches Getreide in Ravenna entladen

Hafenarbeiter haben in Ravenna 13.000 Tonnen Mais aus der Ukraine entladen. Die Ladung des über die Türkei eingetroffenen Schiffs „Rojen“ wurde von der italienischen Zoll- und Monopolbehörde (ADM) inspiziert, wobei Arbeiter Proben entnommen habe, um eine mögliche radioaktive Kontamination festzustellen. Das ukrainische Infrastrukturministerium teilt mit, dass seit Anfang August 16 Schiffe mit 450.000 Tonnen landwirtschaftlicher Erzeugnisse im Rahmen des Abkommens, das den Schiffen eine sichere Durchfahrt garantiert, die ukrainischen Häfen verlassen haben.

Amnesty will Entstehung des Ukraine-Berichts aufarbeiten

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International will nach heftiger Kritik an ihrem Bericht zur Kriegsführung der ukrainischen Armee dessen Entstehungsprozess aufarbeiten. Man werde von externen Expertinnen und Experten eine gründliche Prüfung des Vorganges durchführen lassen, heißt es in einem Statement der Organisation. Die Ergebnisse dieser Prüfung hätten eine hohe Dringlichkeit.

In dem Bericht hatte Amnesty der ukrainischen Armee vorgeworfen, sich in Wohnvierteln zu verschanzen und damit Zivilistinnen und Zivilisten unnötig in Gefahr zu bringen. Kiew kritisierte, die Nichtregierungsorganisation habe durch den Fokus auf Verfehlungen der Armee des angegriffenen Landes eine Täter-Opfer-Verkehrung betrieben. Kritiker stellten auch die Methodik des Berichts teilweise infrage.

Russland: Beschuss von Charkiw und Cherson

Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigt in seinem Lagebericht den Raketen- und Artilleriebeschuss unter anderen in den Gebieten Charkiw und Cherson. Der Schwerpunkt liegt demnach weiter im Gebiet Donezk, das im Zuge des russischen Angriffskrieges als nächstes Ziel Moskaus komplett der ukrainischen Kontrolle entrissen werden soll.

Ukraine meldet schwere russische Raketenangriffe im Osten

Das ukrainische Militär berichtet über neue schwere russische Raketenangriffe im Osten des Landes. So seien die Stadt und die Region Charkiw massiv beschossen worden, teilen die Behörden mit. Drei Menschen, darunter ein 13 Jahre alter Bursche, seien im Gebiet Charkiw verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden, heißt es.

zerstörte Kanalisierung wird repariert, Charkiw
APA/AFP

In der Region Saporischschja warnen die Behörden die Menschen davor, auf die Straße zu gehen, weil russische Truppen in Richtung des Atomkraftwerks schießen würden. Die Angaben sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Russland hat das größte Kernkraftwerk Europas besetzt. Moskau wiederum wirft den ukrainischen Truppen vor, das Kraftwerk zu beschießen. International ist die Sorge vor einem möglichen atomaren Zwischenfall groß.

Nur Fähren und Behelfsbrücken über Dnipro bei Cherson

Laut britischen Geheimdiensten sind nicht nur die beiden wichtigsten Straßenbrücken – die Antoniwka- und die Dariwka-Brücke – über den Dnipro bei der von Russland besetzten südukrainischen Stadt Cherson nicht mehr für russischen Militärnachschub brauchbar, auch die wichtigste Eisenbahnbrücke in der Region sei beschädigt. Damit ist die Stadt praktisch vom russischen Nachschub abgeschnitten. Nur mit Fähren und Behelfsbrücken kann der Fluss derzeit überquert werden.

Russland vermeldet Einnahme von Vorort von Donezk

Russische Streitkräfte haben erneut die Eroberung der Ortschaft Pisky am Rande der ostukrainischen Stadt Donezk für sich reklamiert. Man habe die volle Kontrolle über den Vorort Pisky übernommen, zitiert die russische Nachrichtenagentur Interfax das Verteidigungsministerium in Moskau. Russische und prorussische Kräfte haben erst vor gut einer Woche erklärt, dass sie die vollständige Kontrolle über das Dorf übernommen hätten.

Das Ministerium teilt laut Interfax zudem mit, dass russische Streitkräfte ein von den USA geliefertes HIMARS-Raketensystem in der Nähe der ukrainischen Stadt Kramatorsk sowie ein Munitionsdepot für dieses Waffensystem zerstört hätten. Nach der Einnahme der Region Luhansk versucht Russland, auch die Nachbarregion Donezk zu erobern.

Ukraine fordert Hilfe bei Verfolgung von Kriegsverbrechen

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow fordert die USA und andere westliche Staaten zur Hilfe bei der Verfolgung russischer Kriegsverbrechen auf. Die Ukraine brauche Experten für Militärrecht und Spezialisten für die Aufklärung von Kriegsverbrechen, um die russischen Angreifer zu bestrafen, so Resnikow auf Facebook. Er habe eine entsprechende Bitte über das Außenministerium in Kiew an die Ukraine-Kontaktgruppe gerichtet, zu der neben den USA auch Deutschland und Großbritannien gehören. Es müsse eine internationale Koalition gebildet werden, um die blutigen Taten zu verfolgen, betont der Minister.

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow
Reuters/Ritzau Scanpix

Resnikow bezieht sich besonders auch auf das Schicksal von ukrainischen Kriegsgefangenen, die in russischer Haft massenhaft getötet und gefoltert würden. „Ich zweifele nicht daran, dass wir nach dem Sieg der Ukraine in diesem Krieg auf dem einen oder anderen Weg jeden aufspüren werden, der an den barbarischen Morden und der Folter beteiligt ist“, meint Resnikow. Dabei sollten nicht nur die Täter selbst, sondern die Befehlsgeber und jene, die solche Verbrechen rechtfertigten, bestraft werden. Als Vorbild nennt er den Nürnberger Kriegsverbrecherprozess gegen Nationalsozialisten nach dem Zweiten Weltkrieg.

Präsidentenberater: Krieg endet nur mit Rückgabe der Krim

Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak erklärt auf Twitter, der Krieg könne nur mit der Rückgabe der Halbinsel Krim und der Bestrafung der russischen Führungsriege, die die militärische Invasion angeordnet hat, beendet werden. Der Krieg habe bereits 2014 mit der russischen Annexion der Krim begonnen, schreibt Podoljak.

Zwei weitere Agrarfrachter in Ukraine gestartet

Zwei weitere Frachter mit Agrarprodukten haben nach türkischen Angaben in der Ukraine abgelegt. Beide sind im Hafen von Tschornomorsk ausgelaufen, wie das türkische Verteidigungsministerium mitteilt. Die unter der Flagge von Barbados fahrende „Fulmar S“ soll 12.000 Tonnen Mais in die türkische Südprovinz Iskenderun bringen. Die unter der Flagge der Marshallinseln fahrende „Thoe“ mit 3.000 Tonnen Sonnenblumenkernen an Bord hat die türkische Stadt Tekirdag zum Ziel.

Damit haben den Angaben zufolge inzwischen insgesamt 16 Frachter die Schwarzmeer-Häfen der Ukraine seit dem von der Türkei und den Vereinten Nationen (UNO) vermittelten Abkommen für eine Lockerung der russischen Seeblockade Mitte Juli verlassen. Mit dem Abkommen sollen globale Getreide- und Lebensmittelengpässe vermieden werden. Die Ukraine hat vor dem russischen Angriff zu den größten Geteideexporteuren weltweit gezählt.

Ukrainisches schiff an italienischem Hafen
Reuters/Jennifer Lorenzini

Ankünfte von Ukrainern deutlich reduziert

Die Ankünfte von Vertriebenen aus der Ukraine haben sich in den vergangenen Monaten deutlich reduziert, wie Flüchtlingskoordinator Andreas Achrainer berichtet. Derzeit sind rund 80.000 Ukrainer und Ukrainerinnen in Österreich registriert, davon werden rund 57.000 in der Grundversorgung durch Bund und Länder betreut.

„Die Versorgung und Unterbringung klappt weitgehend gut, wenn uns einzelne Fälle gemeldet werden, in denen das nicht der Fall ist, dann gehen wir diesen Fällen sofort nach und versuchen, eine Verbesserung herbeizuführen“, so Achrainer. Von Privatpersonen sind über die Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) 49.200 Unterkunftsplätze eingemeldet worden.

Ukraine bei Fremdwährungsschulden fast pleite

Die Ratingagenturen S&P und Fitch sehen die von Russland angegriffene Ukraine bei der Bedienung ihrer Fremdwährungsschulden vor einem Zahlungsausfall. Beide senken ihre Bonitätsnoten für in ausländischen Währungen aufgenommene Schulden des Landes auf den zweitschlechtesten Wert.

S&P stuft dieses Rating auf „SD/SD“ herab von bisher „CC/C“. Fitch senkt das Langfristrating für Verbindlichkeiten in fremden Währungen auf „RD“ von bisher „C“. S&P senkt zudem das Rating für Schulden der Ukraine in ihrer Landeswährung auf „CCC+/C“ von bisher „B-/B“.

London: Russischer Nachschub in Südukraine beeinträchtigt

Russland kommt mit seinem Nachschub für die Truppen in der Südukraine britischen Angaben zufolge weiter in Bedrängnis. Die beiden wichtigsten Straßenbrücken für eine Verbindung der russischen Streitkräfte zu dem besetzten Gebiet am Westufer des Dnipro in der Region Cherson seien wahrscheinlich nicht mehr für umfangreiche militärische Nachschublieferungen nutzbar, teilt das britische Verteidigungsministerium auf Basis eines geheimdienstlichen Lageberichts mit.

Selbst wenn es Russland gelingen sollte, die Brücken in größerem Umfang zu reparieren, blieben sie eine bedeutende Schwachstelle. „Der Nachschub für die Tausenden russischen Soldaten am Westufer hängt mit ziemlicher Sicherheit von den beiden Pontonbrücken ab“, so das Ministerium.

USA besorgt über illegale Behörden in der Ukraine

Die Vereinigten Staaten sind besorgt über Berichte, dass britische, schwedische und kroatische Staatsangehörige von „illegalen Behörden in der Ostukraine“ angeklagt worden sind, schreibt Außenminister Antony Blinken auf Twitter.

„Russland und seine Stellvertreter sind verpflichtet, das humanitäre Völkerrecht zu respektieren, einschließlich der Rechte und des Schutzes von Kriegsgefangenen“, so der Politiker.

Diplomatische Beziehungen: Moskau warnt USA

Russland droht der amtlichen russischen Nachrichtenagentur TASS zufolge den Vereinigten Staaten mit dem Rückgang bis hin zum Abbruch diplomatischer Beziehungen, wenn Russland zum „staatlichen Terrorismussponsor“ erklärt werden würde.

Die Verabschiedung eines solchen Gesetzes würde „schwerste Kollateralschäden für die bilateralen diplomatischen Beziehungen verursachen, bis hin zu einem Rückgang oder gar einem Abbruch“, wird der Leiter der Nordamerika-Abteilung des russischen Außenministeriums, Alexander Darchijew, zitiert. „Die amerikanische Seite ist gewarnt“, fügt Darchijew laut TASS hinzu.