Dem Besuch der 14-köpfigen IAEA-Expertendelegation in dem größten Kernkraftwerk Europas gingen monatelange Verhandlungen voraus. Grossi sagte, er werde besorgt bleiben, bis sich die Lage in Saporischschja stabilisiert habe. Sowohl Russland als auch die Ukraine befürchten eine mögliche Strahlenkatastrophe als Folge des Beschusses, für den sich beide Seiten gegenseitig die Schuld geben.
Nach einem ersten Rundgang sagte Grossi vor russischen Journalisten, die IAEA-Experten hätten in „diesen wenigen Stunden viele Informationen zusammentragen“ können. „Die wichtigsten Dinge, die ich sehen musste, habe ich gesehen.“ Laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax verließen Grossi und ein Teil seines Teams die Anlage am Donnerstagnachmittag in vier Fahrzeugen.
„Sehr Wichtiges erreicht“
Einige IAEA-Experten durften aber auf dem Kraftwerksgelände bleiben, wie Grossi bekanntgab. „Wir haben heute etwas sehr Wichtiges erreicht. Und das Wichtigste ist, dass die IAEA hier bleibt“, sagte Grossi. Wie viele IAEA-Experten in dem Kraftwerk geblieben sind, ist nicht bekannt, die Gruppe soll aber bis Sonntag oder Montag dort bleiben.
Russland hatte sich offen gezeigt für eine dauerhafte Mission der IAEA am Kraftwerk. Kiew besteht hingegen auf dem vollständigen Abzug der russischen Truppen und einer Demilitarisierung der Kraftwerksumgebung. Die IAEA-Mission solle dafür den ersten Schritt darstellen.
Die Anlage in Saporischschja ist seit den ersten Tagen des sechsmonatigen Krieges von russischen Truppen besetzt, wird aber von ukrainischen Ingenieuren betrieben. Die Ukraine wirft Russland vor, es als Schutzschild für Angriffe zu benutzen, während Moskau die Ukraine beschuldigt, das Gebiet rücksichtslos zu beschießen.
Jodtabletten für die Anrainer
Anfang März kam es bei Kämpfen zu einem kurzen Brand in dem Schulungskomplex, und in den letzten Tagen wurde die Anlage aufgrund von Schäden kurzzeitig abgeschaltet, was die Angst vor einem Strahlungsaustritt oder einer Reaktorschmelze verstärkte. Die Behörden haben damit begonnen, Jodtabletten zum Schutz vor Strahlung an die Anrainer zu verteilen.
Wie wird sich der Krieg entwickeln?
Der Ukraine-Krieg dauert bereits ein halbes Jahr, die Konsequenzen sind gravierend. Derzeit zeichnet sich weder eine militärische, noch eine Verhandlungslösung ab. Welche Schritte braucht es an diesem Punkt des Krieges? Wo ist die Politik – Stichwort Energie – auch abseits des Kriegsgeschehens gefordert? Wie wird sich der Krieg entwickeln?
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