Europas größtes Atomkraftwerk wird bereits bisher von Russland kontrolliert, aber noch von ukrainischen Technikern betrieben. Völlig offen bleibt, wie Russland die Anlage zu betreiben gedenkt und ob es versuchen wird, sein eigenes Personal in den Komplex einzuführen.
Auf ukrainischer Seite erklärte sich unterdessen Petro Kotin vom staatlichen Kernenergieunternehmen Enerhoatom zum Nachfolger des kurz zuvor zurückgetretenen AKW-Chefs Ihor Muraschow. Die Vorgänge im und rund um das AKW sorgen bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) für anhaltende Besorgnis. IAEA-Chef Rafael Grossi wird nach Angaben der russischen Staatsagentur TASS bereits in den kommenden Tagen in Moskau erwartet – im Raum stehe auch ein weiterer Lokalaugenschein im AKW.
Offensive erreicht offenbar Luhansk
Die ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja sind aus Kreml-Sicht mit den heute von Präsident Wladimir Putin unterschriebenen Annexionsgesetzen offiziell Teil des russischen Staatsgebietes. Die vier Regionen werden von russischen Truppen allerdings nur teilweise kontrolliert.
Vielmehr meldete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj weitere Geländegewinne. In den vergangenen Tagen seien „Dutzende“ Ortschaften von Russland zurückerobert worden, die Armee schreite im Süden „schnell und kraftvoll“ voran, sagte Selenskyj in einer Videoansprache. Ukrainischen Angaben zufolge gibt es auch einen Vorstoß in der von Russland bisher vollständig kontrollierten Region Luhansk.
Russland gruppiert Truppen um
Russland verstärkte nach Angaben ihrer in den besetzten Gebieten eingesetzten Statthaltern die Streitkräfte an diversen Frontabschnitten. Einem russischen Agenturbericht zufolge will Russland etwa in Cherson die ukrainische Offensive mit neu aufgestellten Truppen und einem großangelegten „Vergeltungsschlag“ stoppen.
Wie fern ist Frieden?
Russland reagierte auf die erfolgreiche Offensive der Ukraine im Osten des Landes nun mit einer Teilmobilmachung. Ob das militärisch schnell Folgen zeitigt, wird von Militärexperten aber infrage gestellt. Wie wird sich der Krieg in den kommenden Wochen und dann im Winter weiterentwickeln? Welche Folgen hat die Teilmobilmachung für die Stimmung in Russland? Wie weit ist Frieden in die Ferne gerückt?
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