Anhänger von Alexander Van der Bellen beim Wahlfest
APA/Georg Hochmuth
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Freude und Bedauern über Wahlausgang

Der laut Hochrechnung klare Sieg von Amtsinhaber Alexander Van der Bellen hat noch am Wahlabend zahlreiche Reaktionen ausgelöst: Seine sechs Mitbewerber gratulierten, bedauerten aber durch die Bank, dass es nicht gelang, eine Stichwahl zu erzwingen. Sie zeigten sich über ihr eigenes Abschneiden zufrieden und werteten es als Beleg dafür, dass es eine grundlegende Änderung brauche.

Online seit 9. Oktober 2022, 15.44 Uhr
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Van der Bellen besorgt über Politfrust in Bevölkerung

Van der Bellen zu seinem Wahlsieg

Der wiedergewählte Bundespräsident Alexander Van der Bellen sieht es als Erfolg, sich gegen sechs Kandidaten durchgesetzt zu haben. Was es für ihn bedeutet, dass ihn mehr als 30 Prozent der Wähler und Wählerinnen nicht gewählt haben, und welche Kritik an ihm er als berechtigt empfindet, sagt er im Interview. In Zukunft will er von seinem Stil als Bundespräsident nicht stark abweichen.

Im ersten ZIB2-Interview nach seiner Wiederwahl betont Van der Bellen, dass er froh sei, dass keine Stichwahl nötig geworden ist. Die in der Wahltagsbefragung sichtbare allgemeine Frustration von 80 Prozent der Befragten mit der Politik findet Van der Bellen „alarmierend“. Er sieht aber vor allem die politischen Parteien in der Pflicht und warnt diese vor einer Entwicklung wie in Italien, wo jüngst die Neofaschisten Fratelli d’Italia unter Giorgia Meloni stärkste Kraft geworden sind.

Bad in der Menge

Nach seiner Rede darf Wahlgewinner Van der Bellen noch ein Bad in der Menge genießen. Zig Gratulanten und Gratulantinnen haben sich aufgestellt, um Selfies zu machen und kurz mit dem Amtsinhaber zu plaudern.

Alexander Van der Bellen
ORF.at/Lukas Krummholz

„Ihr habt gewonnen, wir haben gewonnen“

Van der Bellen sieht seine Wiederwahl auch als Erfolg für die Zusammenarbeit in Europa. Anders als die anderen Kandidaten habe er hier eine klare Linie gegen die russische Aggression der Ukraine gegenüber vertreten. Allen seinen Wahlhelferinnen und -helfern dankte er: „Ihr habt gewonnen, wir haben gewonnen. Vielen Dank dafür. Es war nicht selbstverständlich. Aber wir haben es geschafft.“

Dank auch an NEOS, SPÖ und ÖVP

Der wiedergewählte Amtsinhaber dankt auch NEOS und insbesondere deren Parteichefin Beate Meinl-Reisinger für ihre Rede beim Wahlkampfabschluss. Und er dankt der SPÖ, insbesondere dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, der mehrfach mit ihm aufgetreten sein. Auch für die ÖVP gibt es ein „Danke“. Und das größte Danke geht wohl an die Wählerinnen und Wähler, die „Gott sei Dank das mit der g’mahten Wiesn nicht geglaubt haben“.

Van der Bellen bedankt sich

Erneut bedankt sich Van der Bellen bei allen, die wählen gegangen sind, egal, wen sie gewählt haben. In manchen anderen Ländern sei das keine Selbstverständlichkeit. Als Kandidat bedanke er sich bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern, und er danke „allen voran“ den Grünen für ihre finanzielle und organisatorische Unterstützung. Und er sagt auch „Danke“ den kleinen und großen Spendern – und „danke, dass wir nicht auch noch eine Stichwahl finanzieren müssen“.

Alexander Van der Bellen
ORF.at/Lukas Krummholz

Van der Bellen hat Platz auf Bühne gefunden

Das war nicht einfach. Die Fotografen mussten dafür weichen.

Gute Stimmung bei Bierpartei-Party

Für die Unterstützerinnen und Unterstützer von Präsidentschaftskandidat Dominik Wlazny ist der Ausgang der Wahl ein Grund zum Feiern. Bei der Wahlparty im Schutzhaus Zukunft auf der Schmelz wird der Bierpartei-Gründer mit großem Jubel empfangen. „Ich bin überwältigt“, sagt Wlazny und betont: „Wir haben den dritten Platz geschafft.“ Besonders freue er sich über den zweiten Rang in Wien, der Saal tut das mit ihm und applaudiert frenetisch. Damit nimmt er in beiden Fällen freilich das mögliche Ergebnis der Briefwahlauszählung morgen vorweg. Im vorläufigen Endergebnis ist Wlazny österreichweit Vierter und in Wien Dritter.

Briefwahlzählung wird kleine Änderungen bringen

Nach dem Sieg von Alexander Van der Bellen wird morgen noch die Briefwahl ausgewertet. Die geschätzt 850.000 noch ausständigen Briefwahlstimmen werden die Prozentverteilung noch etwas ändern – und sie könnten einen Platzwechsel zwischen dem Dritt- und Viertplatzierten bringen. Noch deutlich anziehen wird die Wahlbeteiligung.

Sie wird von den 52,5 Prozent Beteiligung an der Urnenwahl auf deutlich über 60 Prozent steigen. Die Hochrechner von ARGE Wahlen und von SORA/ORF gehen von letztlich 65,9 Prozent aus. Das wäre etwas weniger als beim ersten Wahlgang 2016 (68,5 Prozent).

Applaus für Van der Bellen

Amtsinhaber und Wahlgewinner Van der Bellen trifft unter tosendem Applaus und Blitzlichtgewitter bei den Wahlhelferinnen und Wahlhelfern ein. Der Weg ist zwar kurz, allerdings ist das Fortkommen schwierig.

Langsam Richtung Bühne

Van der Bellen wird in Kürze bei der Wahlparty eintreffen – zumindest verlagert sich das Publikum langsam Richtung Bühne. „Ein Weg wird bereits vorbereitet“, sagt die Moderation. „Der Countdown läuft.“

Grüne bei Party: „Six more years“

Bei der Wahlparty von Alexander Van der Bellen spielen freilich auch die Grünen eine Rolle – auch wenn der Amtsinhaber als unabhängiger Kandidat in das Hofburg-Rennen gegangen ist. „Six more years“, sagt etwa Grünen-Abgeordnete Meri Disoski auf der Bühne.

Werner Kogler, Hannelore Gewessler
ORF.at/Lukas Krummholz

„Sascha“, wie Van der Bellen von Freunden und Bekannten oft genannt wird, werde in weniger als einer Stunde bei der Wahlparty sein. „Bis dahin feiert noch“, gibt die Grünen-Vizeklubchefin im Parlament die Parole aus.

Von der Leyen freut sich auf weitere Zusammenarbeit

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gratuliert „Van der Bellen und Österreich“ und freut sich auf die „weitere gute Zusammenarbeit“.

Ministerriege wartet auf Van der Bellen

Nicht nur Wahlkampfhelfer und -helferinnen warten darauf, dass Van der Bellen sich bei der Wahlparty an sie wendet. Auch die Minister Werner Kogler und Johannes Rauch sowie Ministerin Leonore Gewessler (alle Grüne) feiern den Sieg des Amtsinhabers.

Beate Meinl-Reisinger und Ottmar Karas
ORF.at/Lukas Krummholz

NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger, Grünen-Staatssekretärin Andrea Mayer und EU-Parlamentarier Othma Karas (ÖVP) sind ebenfalls eingetroffen.

Schweizer Amtskollege gratuliert

Der Schweizer Bundespräsident Ignazio Cassis gratuliert Van der Bellen zu dessen Wiederwahl. „Herzliche Gratulation“, schreibt Cassis auf Twitter. „Als gute Nachbarn verbindet uns mehr als die Alpen und der Bodensee – politisch, wirtschaftlich und kulturell. Ich freue mich auf die Weiterführung unserer freundschaftlichen und strategischen Partnerschaft.“

Ludwig: Van der Bellen steht für „solidarisches“ Österreich

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gratuliert Van der Bellen. Die Mehrheit habe sich für Stabilität und Kontinuität entschieden. „Gemeinsam müssen wir im Moment alle Kraftanstrengungen darauf verwenden, Österreich gut durch die aktuellen Herausforderungen zu bringen.“ Van der Bellen stehe für ein solidarisches und weltoffenes Österreich, so Ludwig in einer Aussendung.

Vorläufiges Ergebnis liegt vor

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hat am Abend das vorläufige Ergebnis – ohne Briefwahlstimmen – präsentiert. Karner bedankt sich bei der Gelegenheit vor allem bei den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wahlbehörde, sprich den Beisitzenden. Die Hochrechnung – sie berücksichtigt das wahrscheinliche Ergebnis der Briefwahlstimmen – ist erfahrungsgemäß näher am Endergebnis.

Ergebnis Staat Österreich Bundespräsidentschaftswahl 2022
Bundeswahlbehörde

Deutlicher Unterschied bei Wahlverhalten nach Einkommen

Neben jenen, die mit der Entwicklung Österreichs überdurchschnittlich zufrieden sind, hat Van der Bellen insbesondere jene mobilisieren können, die gut von ihrem Einkommen leben können: Hier kommt er laut ORF-SORA-Wahltagsbefragung auf 62 Prozent. Dagegen schneidet er bei jenen, die wenig oder gar nicht mit ihrem Einkommen auskommen, mit 39 Prozent deutlich schlechter ab. Allerdings ist es trotzdem Platz eins. Rosenkranz kommt auf 24 Prozent.

Analyse von TV-Chefredakteur Schrom

ZIB-Chefredakteur Matthias Schrom analysiert den Wahlsieg des neuen Bundespräsidenten Van der Bellen. Die Wahl sei eine ungewöhnliche gewesen, da viele Kandidaten nicht von etablierten Parteien aufgestellt waren. In Österreich sei es sehr einfach, bei der Hofburg-Wahl zu kandidieren. Viele könnten das nutzen, um ihre Anliegen einer breiten Mehrheit bekanntzumachen.

Angesichts des ungewöhnlichen Kandidatenfelds taucht eine Frage auch am Wahlabend wieder auf – nämlich, wie zeitgemäß es noch ist, dass das Sammeln von 6.000 Unterschriften für ein Antreten bei der Bundespräsidentschaftswahl reicht. Das spricht auch Schrom in seiner Wahlanalyse an.

Wahlparty von Van der Bellen gut besucht

Das Wahlkampfteam von Amtsinhaber Van der Bellen sowie Sympathisanten und Sympathisantinnen feiern den Wahlsieg in der Wiener Eventlocation Stage 3. Die Party ist gut besucht – unter den Gästen finden sich auch einige Nationalratsabgeordnete.

Videowall bei der Wahlparty von Alexander van der Bellen
ORF.at/Lukas Krummholz

Auf einer Leinwand werden Highlights des Wahlkampfes von Van der Bellen abgespielt. Wann der Bundespräsident erscheinen wird, kann hier noch niemand sagen.

Hochrechnung BP22
ORF/SORA

Alle Wahlurnen sind ausgezählt. Aufgrund der hohen Zahl noch nicht ausgezählter Briefwahlstimmen – das Gros wurde per Post verschickt – gibt es noch eine Schwankungsbreite von 1,0 Prozent.

Freiheitliche Wahlparty ohne Kickl

Man habe es leider nicht geschafft, Van der Bellen „in seine wohlverdiente Pension zu schicken“, bedauert Rosenkranz zum Auftakt der freiheitlichen Wahlparty, die im Wiener Innenstadtlokal Vino – direkt neben der ÖVP-Parteizentrale – stattfindet.

Das blaue Ergebnis sei von vielen Meinungsforschern nicht prognostiziert worden. „Der Beinschabismus lebt nach wie vor fröhliche Urständ“, so Rosenkranz in Anspielung auf die ÖVP-Umfrageaffäre.

Wer bei der blauen Wahlparty – wie bereits beim Wahlkampfabschluss – nicht erschienen ist: FPÖ-Obmann Kickl, der wegen eines grippalen Infekts zu Hause bleiben muss.

62 Prozent der Wähler mit Matura für Amtsinhaber

Die Wahltagsbefragung im Auftrag des ORF zeigt eine klare Unterscheidung nach formaler Bildung: Van der Bellen schneidet unter den Erwerbstätigen mit Matura deutlich besser ab als unter jenen ohne – 62 Prozent bei der einen, 40 Prozent bei der anderen Gruppe.

Hochrechnung BP22
ORF/SORA

Keine Veränderung, aber Auszählungsgrad mittlerweile bei 99,7 Prozent

Hochrechnung BP22
ORF/SORA

Fischer: „Hat Stimmung keinen Abbruch getan“

Altbundespräsident Heinz Fischer, der Van der Bellen im Wahlkampf unterstützt hat, ist im Palais Niederösterreich eingetroffen. Gegenüber Medienvertretern und -vertreterinnen sagt er, dass es ein schönes Ergebnis sei. Dass es sich bei Van der Bellens Sieg um ein Geschenk für Fischer handelt, der heute Geburtstag hat, will er nicht glauben. „Der Stimmung in der Familie hat das Ergebnis aber keinen Abbruch getan“, so der Vorgänger Van der Bellens augenzwinkernd.

Heinz Fischer
ORF.at/Lukas Krummholz

Van der Bellen toppt bestes Ergebnis „Unabhängiger“

Van der Bellen hat laut aktueller Hochrechnung mit rund 56 Prozent der Stimmen sein Stichwahlergebnis von 2016 (53,8 Prozent) übertroffen. Damit verbessert der ehemalige Grünen-Chef die von ihm selbst gehaltene Marke des besten Ergebnisses von „Unabhängigen“.

Die 2016 ebenfalls als „Unabhängige“ gestartete Irmgard Griss hat damals im ersten Wahlgang 18,9 Prozent erreicht – das unter den parteilos Angetretenen zweitbeste Ergebnis.

Gratulationen von allen Seiten

Nicht nur aus der Politik, sondern auch von zahlreichen anderen Organisationen treffen mittlerweile Glückwünsche und Gratulationen für Wahlsieger Van der Bellen ein – etwa von der Industriellenvereinigung und der Akademie der Wissenschaften.

Staudinger: Kritik am Mainstream

Der Unternehmer Staudinger hat sein Abschneiden bei der Bundespräsidentschaftswahl auch auf die geringeren finanziellen Mittel im Wahlkampf zurückgeführt. Dieser sei auch eine „Geldschlacht“ gewesen, so Staudinger in einer ersten Reaktion nach der ersten Hochrechnung. Seine Botschaft: „Mit dem Mainstream werden wir an die Wand fahren.“

Wöginger gratuliert Wahlsieger

ÖVP-Klubchef August Wöginger gratuliert ebenfalls dem Wahlsieger Van der Bellen. Er würdigt diesen dafür, bei Entwicklungen der vergangenen Jahre wie der Pandemie und dem Ukraine-Krieg stets „eine Stimme für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Solidarität“ und „ein Politiker des Ausgleichs“ gewesen zu sein.

Auch die zweite Amtszeit werde von Van der Bellens „Kompetenz, seiner Erfahrung, seinem Wissen und seinem Einsatz für unser Land“ geprägt sein, zeigt sich Wöginger überzeugt.

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