Nun würden die Vertreter der Mitgliedsstaaten am frühen Freitagvormittag erneut zusammenkommen, hieß es. Die 27 EU-Länder müssen in der Frage einstimmig entscheiden. Polen blockiere das Paket wegen geplanter Ausnahmen beim Verbot der Einfuhr von synthetischem Kautschuk aus Russland, hieß es bei EU-Diplomaten. Polnische Diplomaten sagten, die geplanten Ausnahmen seien so groß, dass sie die Sanktionen unwirksam machen würden. Andere Diplomaten sagten, die Ausnahmen seien vorgeschlagen worden, um Italien entgegenzukommen, das von Deutschland unterstützt werde.
Schon am Mittwoch hatte es keine Einigung gegeben. Geplant ist das bisher umfangreichste Sanktionspaket der EU. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte vergangene Woche Maßnahmen angekündigt, die ein Volumen von rund elf Milliarden Euro umfassen sollen.
Diplomaten hatten gesagt, manche Länder sträubten sich gegen Geldstrafen, die bei Nichteinhaltung der Sanktionen vorgesehen seien. Die Maßnahmen sehen unter anderem ein Importverbot für russischen Kautschuk und Exportverbote für technische Ausrüstung und kriegswichtige Ersatzteile vor. Die EU-Kommission möchte auch, dass russische Vermögenswerte besser erfasst werden, die dann für den Wiederaufbau der Ukraine eingesetzt werden könnten.
Kritik an OSZE-Treffen
Rund um den ersten Jahrestag des russischen Einmarschs in die Ukraine wird mit unterschiedlichen Aktionen gegen die Invasion protestiert. Vor der russischen Botschaft in London malten Aktivisten und Aktivistinnen eine riesige Ukraine-Flagge auf die Straße, in den kommenden Tagen sind mehrere Demonstrationen in französischen Städten geplant. Vor dem OSZE-Treffen in der Wiener Hofburg wurde gegen die Teilnahme russischer Vertreter protestiert.
Die Präsenz von Teilnehmern aus Russland sei auch der Grund, warum bei der OSZE-Versammlung keine Medienvertreter zugelassen seien, so der Vizepräsident der Versammlung, Michael Georg Link. Dadurch solle eine „riesige Propagandashow“ russischer Journalisten verhindert werden. Teilnehmer aus der Ukraine boykottieren das Treffen.
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) sicherte der Ukraine Solidarität zu, verteidigte aber zugleich die Einladung der russischen Vertreter. Das sei eine „Pflicht“ gewesen. Ende März soll der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine Videoansprache im österreichischen Parlament halten.
Ukrainische Armee: Russland verstärkt Kampf
Die ukrainische Armee beobachtet eine intensivierte russische Kampftätigkeit. Russland habe sich zum Ziel gesetzt, bis zum Sommer alle Gebiete im Donbas zu erobern, die es nicht kontrolliert. Derzeit stehe neben dem harten Kampf um Bachmut vor allem Wuhledar in der Region Donezk im Fokus.
In der Schlacht um Wuhledar in der Region Donezk haben die russischen Truppen in den vergangenen Wochen schwere Verluste an Soldaten und Material erlitten. Nach Angaben des britischen Geheimdienstes könnte Russland nun eine weitere Offensive in diesem Gebiet vorbereiten.
GB: Russischer General bei Wuhledar unter Druck
Nach lauter Kritik russischer Nationalisten dürfte der Befehlshaber der russischen Streitkräftegruppe Ost, Generaloberst Rustam Muradow, unter starkem Druck stehen, in Wuhledar Erfolge zu erzielen. Der britische Geheimdienst hält es aber für „unwahrscheinlich, dass Muradow über eine schlagkräftige Truppe verfügt, die in der Lage ist, einen Durchbruch zu erzielen“.
Zum Jahrestag des russischen Einmarsches in die Ukraine soll die UNO-Vollversammlung eine Resolution mit der Forderung nach Frieden und dem Rückzug Moskaus beschließen. Zum Auftakt warnte UNO-Chef Antonio Guterres vor einer Ausweitung des Krieges und dem Einsatz von Atomwaffen.
Ein Jahr Ukraine-Krieg: Was stoppt Putin?
Seit rund einem Jahr herrscht Krieg in Europa. Am 24. Februar 2022 startete Russland den Angriff auf die Ukraine. Mit seinem Ziel, das Nachbarland rasch militärisch und politisch in die Knie zu zwingen, ist es bis jetzt gescheitert. Wird sich das Schicksal der Ukraine auf dem Schlachtfeld oder in Friedensgesprächen entscheiden? Welcher Weg führt zum Frieden? Und welche Rolle spielen die EU und andere internationale Akteure?
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