Film über Folter aus Polizeigrundausbildung gestrichen

2012 hatte der österreichische Regisseur Stefan Lukacs, dessen Spielfilmdebüt „Cops“ derzeit in den heimischen Kinos ist, den Kurzfilm „Void“ zum Folterfall Bakary J. gedreht. Der Streifen wurde sogar in die Polizeigrundausbildung übernommen. Nun wurde der Film aus der Ausbildung gestrichen, wie das Wiener Stadtmagazin „Falter“ in seiner morgen erscheinenden Ausgabe berichtet.

„Spart Lösungsansätze aus“

Christoph Pölzl, Sprecher des Innenministeriums, bestätigte gestern der APA den Bericht. Es habe mit Stefan Lukacs für das Vorzeigen des Spielfilms „Void“ für Schulungszwecke „eine auf fünf Jahre Dauer ausgerichtete Werknutzung“ – Kosten 3.360 Euro – gegeben, „welche vor kurzem abgelaufen ist“. Eine Evaluierung habe ergeben, dass etliche Polizeischüler den Spielfilm bereits gekannt hätten.

„Außerdem thematisiert der Spielfilm zwar die Problematik von Gruppendruck bzw. Gruppendynamik und die Vorbildwirkung von Vorgesetzten, spart jedoch Lösungsansätze aus. Aus diesem Grund wurden seitens der Bildungszentren die zur Aufarbeitung dieses Films entwickelten Ausbildungsschwerpunkte als besser geeignet beurteilt als der Film an sich. Zudem nimmt sich der Film durchaus auch viele künstlerische Freiheiten heraus, die absolut nicht der Realität entsprechen“, hieß es in der Stellungnahme des Ministeriums.

Darüber hinaus führte Pölzl Änderungen in der Grundausbildung an. „Aufgrund der Evaluierung in Verbindung mit den Änderungen im Ausbildungsplan ist eine Verlängerung der Werknutzungsrechte für den Spielfilm ‚Void‘ nicht erforderlich“, hieß es.

Regisseur: Wurde nicht kontaktiert

Lukacs betonte gegenüber dem „Falter“, das Ministerium habe ihn wegen einer Verlängerung der Nutzungsrechte nicht kontaktiert. Am Geld wäre das sicher nicht gescheitert. „Aber es scheint, dass der Wille fehlt“, konstatierte der Regisseur.

Bakary J. war im April 2006 von WEGA-Beamten in eine mittlerweile abgerissene, an der Brigittenauer Lände gelegene Lagerhalle gebracht und dort schwer misshandelt worden. Der Gambier streitet noch immer mit der Republik Österreich in einem Zivilprozess um höheres Schmerzensgeld.