US-Präsident Trump spricht vor Soldaten im Irak
APA/AFP/Saul Loeb
Trump überraschend im Irak

USA nicht mehr „Weltpolizist“

US-Präsident Donald Trump hat bei seinem überraschenden Truppenbesuch im Irak den angekündigten und international heftig umstrittenen Abzug aller amerikanischen Soldaten aus Syrien verteidigt. „Die Vereinigten Staaten können nicht weiter der Weltpolizist sein“, begründete Trump den Schritt nach Angaben mitreisender Journalisten am Mittwoch vor US-Soldaten auf einer Militärbasis westlich von Bagdad.

„Wir möchten nicht mehr von Ländern ausgenutzt werden, die uns und unser unglaubliches Militär nutzen, um sich zu schützen. Sie zahlen nicht dafür!“, betonte der Präsident. Es sei nicht fair, wenn allein die Vereinigten Staaten diese Last trügen. Mit Blick auf die zahlreichen US-Militäreinsätze in der Welt sagte Trump: „Wir sind auf der ganzen Welt verteilt. Wir sind in Ländern, von denen die meisten Menschen noch nicht einmal gehört haben. Ehrlich gesagt, es ist lächerlich.“

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, hatte zuvor via Twitter ein Foto von Trump und seiner Frau Melania gemeinsam mit Soldaten veröffentlicht. Der Präsident und die First Lady seien in den Irak gereist, um die Truppen zu besuchen, den Soldaten für ihren Einsatz zu danken und ihnen frohe Weihnachten zu wünschen, schrieb Sanders.

Erster Besuch bei Truppen im Ausland

Für den Präsidenten ist es in seiner Amtszeit der erste Besuch bei Kampftruppen im Ausland überhaupt. In den vergangenen Monaten war der Druck auf Trump gestiegen, Truppen außerhalb der USA einen Besuch abzustatten – schließlich war er zuletzt dafür kritisiert worden, Truppen im Kampfgebiet bisher keinen Besuch abgestattet zu haben.

Trump nutzte den Truppenbesuch im Irak nicht zuletzt für Werbung in eigener Sache. Nach der Visite bei den Soldaten postete Trump am Mittwoch auf seinem Twitter-Kanal einen 83-sekündigen Clip, der wie ein perfekt inszeniertes PR-Video daherkam. Aus Sicherheitsgründen werden Reisen zu Kampftruppen nie vorher öffentlich angekündigt. Die Visite erklärt auch die mehr als 20-stündige Funkstille auf Trumps Twitter-Account.

Donald Trump,Melania Trump, John Bolton und Doug Silliman
AP/Andrew Harnik
Erstmals seit seinem Amtsantritt vor rund zwei Jahren besuchte Trump US-Soldaten in einem Kampfgebiet

Pathetisches PR-Video via Twitter

Die Bilder zeigten Trump inmitten von vollausgerüsteten Soldaten, der Präsident mit einem breiten Grinsen und Daumen-hoch-Geste, aber nicht nur das. Ein paar Sequenzen später ist Trump dann ganz der verständnisvolle Zuhörer und der eifrige Händeschüttler, noch später das gefragte Fotomotiv, schließlich das prominente Ziel von Autogrammjägern in Uniformen.

Auf dem Video ist Ehefrau Melania stets an Trumps Seite. Untermalt wird der Clip von pathetischen Klängen und Lee Greenwoods Lied „God Bless the USA“, in dem es im Text heißt: „Und ich bin stolz darauf, ein Amerikaner zu sein / Wo ich wenigstens weiß, dass ich frei bin / Und ich werde die Männer nicht vergessen, die gestorben sind.“ Passend zum Refrain des Lieds postete Trump auf Twitter: „Gott schütze die USA!“

Weniger US-Soldaten auch in Afghanistan?

Trumps Besuch fällt in eine Zeit größtmöglicher Turbulenzen im US-Verteidigungsministerium. Der Pentagon-Chef James Mattis hatte vor wenigen Tagen seinen Rücktritt angekündigt – wegen grundlegender inhaltlicher Meinungsverschiedenheiten mit Trump. Der Präsident hatte kurz davor den Abzug aus Syrien verkündet. Er begründete diesen Schritt damit, dass die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) komplett besiegt sei.

US-Präsident Trump spricht vor Soldaten im Irak
Reuters/Jonathan Ernst
Der Besuch im Irak erfolgte nur wenige Tage nach dem scharf kritisierten Abzug aus Syrien

Die Entscheidung sorgte national wie international für einen Aufschrei. Experten halten den IS keineswegs für besiegt und einen Abzug für fatal. Auch in Afghanistan will Trump die Truppenstärke stark reduzieren – Medienberichten zufolge will er die Hälfte der Soldaten dort abziehen. Diese Entscheidung stieß ebenfalls auf viel Kritik. Trump entschied sich mit dem Irak nun für einen Truppenbesuch in einem anderen Krisengebiet.

Trump besucht US-Truppen im Irak und in Deutschland

US-Präsident Donald Trump hat im Irak Kampftruppen besucht. Trumps Visite findet wenige Tage nach seiner Ankündigung statt, US-Soldaten aus Syrien komplett abzuziehen.

Trumps Besuch im Irak fällt auch in eine Phase anderer innenpolitischer Turbulenzen. Wegen eines erbitterten Streits mit den oppositionellen Demokraten über den Haushalt und die Grenzsicherung zu Mexiko stehen seit Tagen die Regierungsgeschäfte in den USA teilweise still.

Zwischenlandung in Ramstein

Auf dem Rückflug legte der US-Präsident einen Zwischenstopp im deutschen Ramstein ein. Die Air Force One landete am frühen Donnerstagmorgen auf dem Stützpunkt der US-Luftwaffe in Rheinland-Pfalz, wie das Weiße Haus mitteilte.

Nach einem ersten Gespräch mit Offizieren an Bord der Air Force One begab sich Trump zusammen mit First Lady Melania in einen Hangar, wo bereits zahlreiche amerikanische Soldaten auf sie warteten. „Hallo, Leute“, grüßte der Präsident und schüttelte zahlreiche Hände, wie das Weiße Haus mitteilte. Anschließend posierten Trump und seine Frau für Fotos und Selfies mit den Truppen.