Kolumbische Flagge vor Ausrüstung der Polizei
AP/Fernando Vergara
Kein Frieden in Kolumbien

Präsident fordert Haft für ELN-Rebellenführer

Der tödliche Anschlag auf eine Polizeischule in Kolumbien hat die Hoffnungen auf eine baldige Wiederaufnahme der Friedensgespräche zwischen Regierung und der linken Rebellengruppe ELN endgültig begraben. Die im Zuge des Dialogs ausgesetzten Haftbefehle gegen die ELN-Führung würden wieder in Kraft gesetzt, sagte Präsident Ivan Duque am Freitag. Er bat auch um Unterstützung aus dem Ausland.

Die Regierung macht die Guerillagruppe für den Bombenanschlag auf die Polizeiakademie in der Hauptstadt Bogota verantwortlich, bei dem am Donnerstag mindestens 21 Menschen getötet und 68 weitere verletzt worden waren. Es handelte sich um das folgenschwerste Attentat in der Hauptstadt seit 16 Jahren. Der Attentäter, ein langjähriges Mitglied und Sprengstoffexperte der ELN, kam bei dem Anschlag ums Leben. Ein Verdächtiger wurde nach dem Attentat in Bogota festgenommen.

„Wir werden nicht ruhen, bis wir alle Täter und Drahtzieher zur Rechenschaft gezogen haben“, sagte Duque in einer Fernsehansprache. Die Guerillaorganisation habe den „abscheulichen Anschlag“ viele Monate voraus geplant. „Für ganz Kolumbien sei nun klar, dass die ELN keinen echten Willen zum Frieden hat“, betonte der Präsident. Die Wiederaufnahme der ohnehin seit vergangenem Jahr auf Eis liegenden Friedensgespräche sei deshalb „fast unmöglich“.

Aufruf an Staaten zu Festnahmen

Duque bat zudem all alle Staaten um die Festnahme der ELN-Kommandanten. Die Mitglieder des ELN-Oberkommandos halten sich auch immer wieder in Kuba auf. Aus Havanna hieß es in einer ersten Reaktion, man wolle sich zuerst mit den Verhandlungsparteien und weiteren Ländern besprechen. Kuba wird die zwischen der Regierung Kolumbiens und der ELN unterzeichneten Protokolle für den Friedensdialog streng einhalten, einschließlich des Protokolls für den Fall der Unterbrechung der Verhandlungen", schrieb der kubanische Außenminister Bruno Rodriguez am Freitagabend (Ortszeit) auf Twitter.

Gedenkfeier in Kolumbien
Reuters/Luisa Gonzalez
Menschen trauern nach dem Anschlag auf eine Polizeiakademie, der Präsident macht die ELN für die Toten verantwortlich.

Friedensabkommen mit FARC geglückt

Das Nationale Befreiungsheer ELN ist die letzte aktive Rebellengruppe des lateinamerikanischen Landes. Duques Vorgänger Juan Manuel Santos hatte den jahrzehntelangen Guerillakrieg mit den linksgerichteten Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) im November 2016 mit einem Friedensabkommen beendet. Die FARC-Kämpfer gaben daraufhin ihre Waffen ab und wandelten sich in eine politische Partei um. Auch die FARC-Partei verurteilte den Anschlag.

Kolumbien litt jahrzehntelang unter dem Kleinkrieg zwischen den Streitkräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs. Rebellengruppen und das Medellin-Kartell des Drogenbosses Pablo Escobar verübten vor allem in den 1980er Jahren immer wieder schwere Sprengstoffanschläge in Bogota.

Noch kein Ende der Gewalt

Zuletzt hatte sich die Sicherheitslage verbessert. Allerdings sorgten FARC-Dissidenten, die das Abkommen nicht mittrugen und sich unter anderem über Drogenhandel finanzieren, weiter für Gewalt. Auch Verbrechersyndikate, die in Drogenschmuggel verwickelt sind, liefern sich blutige Auseinandersetzungen mit Polizei und Streitkräften.

Vor einem Jahr wurden bei einem Anschlag auf eine Polizeiwache in der Hafenstadt Barranquilla fünf Beamte getötet und zahlreiche weitere verletzt. Die Regierung setzte die Friedensgespräche mit der ELN daraufhin aus. Erst vor wenigen Tagen hatten ELN-Kämpfer im Osten Kolumbiens den Helikopter einer Sicherheitsfirma abgeschossen, drei Mitarbeiter als Geiseln genommen und 1,7 Milliarden Pesos (478.000 Euro) geraubt.