Es ist eine kleine Rolle, und trotzdem eine, deren Besetzung bei den Salzburger Festspielen traditionell zum heißesten Thema zählt. Nach zwei Jahren, in denen Stefanie Reinsperger als Jedermanns Geliebte zu sehen war, tritt nun Tscheplanowa in ihre Fußstapfen. Die Deutsche absolvierte in Dresden eine Tanzausbildung, ehe sie in Berlin erst Puppen-, dann Schauspiel studierte. Als Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin wurde sie von der Zusammenarbeit mit Regisseur Dimiter Gotscheff geprägt, am Schauspiel Frankfurt spielte sie u. a. Kleists Käthchen und Schillers Maria Stuart. Danach arbeitete sie u. a. am Residenztheater München und an der Berliner Volksbühne bei Frank Castorf.
„Wenn mir irgendwas bestimmt nie angeboten wird, dann ist es die Buhlschaft“ – zumindest habe sie das noch vor fünf Jahren gesagt, erzählte die Schauspielerin in einer Pressekonferenz zu Probenbeginn. Aber nach Rollen in ernsten Stücken und schwerer Literatur genieße sie jetzt das reine Buhlen um den Jedermann. Zwar war sie bereits im vergangenen Jahr in Ulrich Rasches Inszenierung der „Perser“ bei den Festspielen zu sehen, jedoch habe sie es bewusst vermieden, eine Vorstellung des „Jedermann“ zu besuchen.

Das Geheimnis der Buhlschaftskleider ist gelüftet
Bis zuletzt ein Geheimnis blieb die Kleiderfrage. Erst am Dienstag wurde bekannt: Erstmals tritt eine Buhlschaft in Hosen auf. „Dieser weiße Einteiler hat Rockstarmentalität“, sagte Kostümbildnerin Renate Martin. Zwei extravagante Kostüme hat Martin speziell für Tscheplanowa entworfen.
Wenn die Buhlschaft von Musikanten begleitet zum ersten Mal die Bühne betritt und singend Jedermann Moretti begegnet, trägt sie einen mit Glasperlenketten, Pailletten und Marabufedern bestickten, halbtransparenten Hosenanzug aus weißem Tüll. Für Tscheplanowas Auftritt bei der Tischgesellschaft fertigte Martin in rund 400 Arbeitsstunden ein elegantes, klassisches Abendkleid in „buhlschaftsroter“ Farbe an – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Jedermanns Bruder ist der Teufel
Auch für andere Neuzugänge in der Besetzung wird die Premiere am Samstag zur Premiere auf dem Domplatz. Neben Moretti wird heuer auch sein Bruder Gregor Bloeb auf der „Jedermann“-Bühne stehen: als Guter Geselle/Teufel. „Das letzte Mal standen wir, glaube ich, in Felix Mitterers ‚Drachendurst‘ auf der Bühne der Tiroler Volksschauspiele. Er als Rostiger Ritter und ich als Depp“, scherzte Bloeb in Salzburg. Moretti fügte hinzu, dass es manchmal erstaunlich sei, „dass der beste Freund und der Teufel der eigene Bruder sein können“.
TV-Hinweis
ORF2 zeigt am Montag um 22.30 Uhr in „kulturMontag“ einen Beitrag über die Neuen im „Jedermann“ – mehr dazu in tv.ORF.at.
Falk Rockstroh ist als Glaube überhaupt zum ersten Mal bei den Festspielen dabei, und auch Tino Hillebrand ist mit Björn Meyer gemeinsam als Vetter in diesem Jahr Salzburgdebütant. Markus Kofler hat es 2000 immerhin schon einmal an den Tisch der Gesellschaft gebracht und wird diese als Koch heuer erstmals in offizieller Rolle verköstigen. Michael Masula und Helmut Mooshammer waren bereits mit anderen Produktionen zu Gast beim Festival, feiern dieses Jahr aber beide ihren Einstand beim „Jedermann“.

Für Regisseur „Wunschensemble“
Für Sturminger ist es heuer „ein Wunschensemble“: „Da passiert eine Abfolge von Duellen, und dieses Jahr konnte ich in die Besetzung eingreifen und sie nachschärfen“, schwärmt der Regisseur. Die Zusammensetzung sei für ihn ein „Blumenstrauß großartiger Theaterfarben“.