Alcina 2019: Cecilia Bartoli (Alcina), Tänzer und Chor
SF/Matthias Horn
Wiederaufnahme

Bartolis „Alcina“ kehrt zurück

Traditionellerweise wird jedes Jahr eine Produktion der Salzburger Pfingstfestspiele im Sommer wiederaufgeonmmen, heuer ist es Georg Friedrich Händels „Alcina“ mit Cecilia Bartoli in der Titelrolle. Mit minutenlangen Standing Ovations wurde das Werk – inszeniert von Damiano Michieletto, dirigiert von Gianluca Capuano – im Juni gefeiert, ab Mittwoch ist es wieder im Haus für Mozart zu sehen.

Bartoli war in Salzburg zuvor schon als Cleopatra in „Giulio Cesare in Egitto“ sowie als Ariodante in der gleichnamigen Oper zu sehen. Auch 2019 blieb die Intendantin Händel treu und wählte für ihre zentrale Produktion ein Werk des Komponisten. „Ich liebe Händel und ich würde behaupten, dass ich mit ihm eine ganz besondere Liebesbeziehung führe – auch wenn 300 Jahre zwischen uns liegen“, erklärt Bartoli ihre Wahl.

„Alcina“ besteche durch ihre Vielfalt. „Sie handelt von Magie, Heledentum und Liebesverwirrungen und enthält komische Elemente. Es ist also eine typische barocke Oper, die auf viele Motive aus Ariosts Epos ‚Orlando furioso‘ zurückgreift. Eine wirklich spannende Mischung aus Barock und Epos, mit vielen tollen Inszenierungsmöglichkeiten“, so die Sängerin weiter.

Cecilia Bartoli
SF/Matthias Horn
Bartoli ist als Intendantin der Pfingstfestspiele auch auf der Bühne ihres Festivals zu sehen

Zwischen Verdrängung und Begehren

Für die Regie engagierte Bartoli mit Michieletto einen alten Festspielbekannten: „La Boheme“ (2012), „Falstaff“ (2013) und „La Cenerentola“ (2014) waren bereits in seinen Inszenierungen hier zu sehen. „Alcina“ ist trotz der umfassenden Musiktheatererfahrung, die der 44-Jährige vorweisen kann, seine erste Barockoperninszenierung.

Hinweis

Die Wiederaufnahme „Alcina“ ist bei den Festspielen am 8., 10., 13., 16. und 18. August im Haus für Mozart zu sehen.

Für die „Alcina“ psychologisierte Michieletto das Zaubergeschehen zum Porträt einer alternden Frau, die ihre Macht verliert, und konzentrierte sich auf die Mischung aus Verdrängung und Begehren. Dennoch deutete der Italiener diese Ebenen in assoziativen Installationen an, belässt es bei Andeutungen.

„Es ist eine Fahrt durch Höhen und Tiefen, die diese charakterstarke Frau durchmacht. Diese Rolle ist außerordentlich vielfältig und eine der anspruchsvollsten in Händels Werk“, so Bartoli. Die Rolle des Ruggiero, von Händel für den Star-Kastraten Giovanni Carestini geschrieben, wird in Salzburg von Countertenor Philippe Jaroussky interpretiert.

Wie schon beim „Ariodante“ steht Bartoli auch Barockesxpertin Sandrine Piau zur Seite, hier als Alcinas Schwester Morgana. Das Damentrio komplettiert wie schon bei der Staatsopern-„Alcina“ am Beginn der Direktion Meyer Kristina Hammarström als Bradamante.

Es beginnt im Hotel

Bühnenbildner Paolo Fantin, langjähriger Produktionspartner Michielettos, hat für „Alcina“ das Bild eines Hotels erdacht, in dem der Abend beginnt. Die Gliederungen lösen sich über den Abend hinweg auf wie die Zauberwelt der Alcina. Eine riesige Glaswand gleich einer Schwingtür fungiert mal als Raumteiler, mal als Leinwand, auf der assoziative Bilderwelten von rocafilm zu sehen sind.

Alcina 2019: Philippe Jaroussky (Ruggiero) und Kristina Hammarström (Bradamante)
SF/Matthias Horn
Das Hotel wird zur Zauberwelt Alcinas

Barockspezialisten im Orchestergraben

Dass Bartoli Wert auf jedes Detail legt, zeigt ihr umfassendes Engagement in alle Richtungen des Musiktheaterbetriebs. Eines ihrer jüngsten Projekte – das Orchester Les Musiciens du Prince-Monaco – ist auch bei „Alcina“ zu hören. Mit der Unterstützung des monegassischen Fürstenhauses von Bartoli ins Leben gerufen hat sich das Orchester innerhalb kürzester Zeit einen festen Platz im internationalen Konzertleben erspielt. Die ausgemachten Barockspezialisten haben sich zum Ziel gesetzt, den Werken von Vivaldi, Händel und Co. neuen Esprit zu verleihen – was ihnen mit „Alcina“ recht eindrucksvoll gelang.

Als „einen Glücksfall für das Musiktheater“ feierten die Kritiker „Alcina“ zu Pfingsten, das Publikum schien sich Abend für Abend diesem Urteil anzuschließen. Wenig überraschend, dass Bartolis Intendantenvertrag für die Pfingstfestspiele – er wäre ursprünglich 2021 ausgelaufen – noch im Juni für weitere fünf Jahre verlängert wurde.