Caroline Peters erstmals auf dem Domplatz als Buhlschaft im neuen KLeid
Barbara Gindl / APA
Hey Nude!

Das sind die Kleider der Buhlschaft

Das Geheimnis ist gelüftet. Medien und Publikum sind von der quälenden Ungewissheit erlöst. Nude und Rot. Das werden auch die Farben der Buhlschaft im Jubiläums-„Jedermann“ sein. Über 500 Stunden hat man in den Kostümwerkstätten der Salzburger Festspiele an den zwei Kleidern gearbeitet, die Caroline Peters heuer auf dem Domplatz tragen wird. Die Hosenanzugsfrage des Vorjahres wird heuer zum subtilen Spiel.

Gegen das Schicksal helfen dem Jedermann keine vier Fäuste für ein Halleluja. Aber für den Weg zum Himmelsgericht braucht es zumindest zweierlei: nämlich die Kleider für die Buhlschaft. Das quasi „private“ und das öffentliche.

In welchen zwei Kleidern die Buhlschaft erscheint, dieser Frage kommt durchaus nationale Bedeutung zu. Tobias Moretti muss sich in dieser Hinsicht mit einer Nebenrolle in der öffentlichen Aufmerksamkeit begnügen.

Ist es nude oder doch nur creme?

Es ist das erste Kleid, das die Buhlschaft in der Inszenierung trägt, das mehr oder weniger den Farbcode setzt. Und auch heuer lautet dieser im Modeneuhochdeutsch: Nude – also einer Form von Hautfarbe, die natürlich beim Menschen divergieren mag und die jenseits aller Diversitätsdebatten in unseren Breitengraden irgendwo im Nirgendwo des mittleren Cremebereichs liegt.

Was sicher auch zur Debatte führen wird, ob das heurige Nude nicht vielleicht doch eher ein Creme sein könnte. Der Paillettenüberwurf sollte das Kleid ohnedies in sehr vielen unterschiedlichen Schattierungen zur Geltung bringen.

Der Hosenanzug und die Folgen

Valery Tscheplanowa trat im letztjährigen „Jedermann“ auch in Nude auf die Bühne. Aber, so das Staunen auf der Bretterbühne des Salzburger Welttheaters: Sie kam als moderne Frau der Gegenwart im Hosenanzug daher.

Präsentation der Buhlschaftkleider. Schauspielchefin Bettina Hering, rechts, Kostümchefin des Jedermann Renate Martin (Mitte) und  Kostümdirektor Jan Meier
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Schauspielchefin Bettina Hering (r.) bei der Präsentation der Kleider der Buhlschaft am Dienstag. In der Mitte „Jedermann“-Kostümbildnerin Renate Marin, links Kostümchef Jan Meier.

Heuer ist es wieder das Kleid, das die Anfangserscheinung der Buhlschaft definiert. Der Hosenanzug kommt dann im zweiten Teil des „Jedermann“ gewissermaßen teilverborgen zu seinem Recht. Denn unter dem roten Kleid, das in der Farbwahl quasi gesetzt ist, blitzt der Hosenanzug des Vorjahres verspielt durch.

TV-Hinweis

ORF2 überträgt den „Jedermann“ bereits am Premierentag, dem 1. August, live zeitversetzt, um 21.15 Uhr – mehr dazu im Bericht über die ORF-Übertragungen aus Salzburg.

Kein Millimeter Stoff zu viel

Bereits am Kleid in Nude sieht man, wie viel Handarbeit die Schneiderinnen und Schneider in dieses Stück Garderobe investiert haben. Pailletten und kleine Glasperlenketten überziehen das gesamte Kleid wie eine zweite, funkelnde Haut.

In vielen Sitzungen habe man dieses Kleid genau an die Konturen der Buhlschaft geschneidert, verriet Kostümdirektor Jan Meier, so als handle es sich um eine Art zweite Haut. Kein Millimeter Stoff sei hier verschwendet worden, so exakt habe man in den 272 Stunden, die dieses Kleid benötigt habe, gearbeitet.

Caroline Peters in der Hauptprobe im großen Roten
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Das Kleid mit dem Hosenanzugeffekt in der Hauptprobe zum „Jedermann“ am Mittwochabend in Salzburg

Im roten, quasi öffentlichen Kleid der Buhlschaft hat man in diesem Jahr den Hosenanzug verpackt, ja man mag unter der Gürtelschnalle des Roten ebenfalls mit Pailletten übersäten Kleides so etwas wie ein Spiel der Mode rund um die Themen Kleid, Hosenrock und Hosenanzug erkennen. Wie auch das Kleid in Nude ist das Kleid für die Tischgesellschaft des Jedermann sehr körperbetont geschnitten.

„Schwieriges Jahr für die Stoffauswahl“

Schwierig sei es gewesen, verrät „Jedermann“-Kostümbildnerin Renate Martin, heuer die Stoffe auszuwählen, da man durch den „Lock-down“ nirgendwo hinreisen konnte. Stoffmuster habe man sich teilweise via WhatsApp in Fotoform geschickt – was bei der Wahl der Farbe Rot durchaus ein heikles Unterfangen wegen möglicher Farbverzerrungen gewesen sei. Doch am Ende sei man mit diesem roten Stoff sehr glücklich.

Bettina Hering mit dem roten Kleider der Buhlschaft
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Die Buhlschaft habe, so verriet Schauspielchefin Bettina Hering, bei der Gestaltung des Kleides mitgeredet. „Caroline Peters ist ein Vollprofi, und sie weiß natürlich, wie ein Kleid auf der Bühne zu funktionieren hat“, so Hering. Peters werde das Kleid als eine „ikonische Chiffre“ behandeln und in der Wahl des Kleides einerseits Frauenbilder zitieren. Aber, so Hering, Peters werde natürlich gerade mit diesen Mustern spielen – „und sie sieht das Kleid mit einem Augenzwinkern“.

Ersatzkleider gibt es nicht

Eine Ersatzgarnitur gibt es für beide Kleider der Buhlschaft nicht. „Für die Ernstfälle haben wir Ersatzstoffe und perfekte Schneiderinnen und Schneider“, so Meier mit einem Lächeln.

Was bei der Vorstellung der Kleider deutlich wurde. Diese Buhlschaft ist eine der größeren in der Geschichte der Festspiele. Doch die Körpergröße der Buhlschaft behandelt man in Salzburg auch auf Nachfrage mit diplomatischer Noblesse.