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Verkehr während der Salzburger Festspiele vor dem Modehaus Lanz in Salzburg. L1790/16. Um 1936. 18 : 23,8 cm. Photographie von Dr. Paul Wolff. – 19360101_PD9890 – Rechteinfo: Rights Managed (RM) Nur für redaktionelle Nutzung!
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„100 Pieces“

Die Festspiele und der Verkehr

Wenn Salzburg so etwas wie ein großes Welttheater kennt, dann ist es das auch beim Thema Verkehr. Schon seit den 1960er Jahren ist der Autoverkehr eine große Herausforderung in der Stadt Salzburg. Und zur Festspielzeit gibt es besondere Nadelöhre, wie auch ein historischer Blick zeigt. Wenn man jedes Jahr in Salzburg in der Festspielzeit also über den Verkehr stöhnte, war im Coronavirus-Sommer alles anders: Gott sei Dank wieder Stau in der Neutorstraße hinter dem Mönchsberg, hörte man da. Denn am Ende ist das Autoaufkommen im Sommer an der Salzach immer noch ein Wirtschaftsindikator.

Wenn Salzburg zur Festspielzeit immer auch ein Thema neben der Kunst kannte, dann war es: der Autoverkehr. Seit der Eröffnung des Großen Festspielhauses zu Beginn der 1960er Jahre hat Salzburg besonders zur Festspielzeit ein Auto-Thema. Und das nicht nur aus Statusfragen.

Früher parkte, wer etwas auf sich hielt, vor dem Festspielhaus, wie die Archivaufnahmen aus der ORF.at-Reihe „100 Pieces“ zeigen. Heute sind ja Autos in der Hofstallgasse verbannt – es sei denn für Dienste zum Bringen und Abholen vom Festspielhaus. Doch der Verkehr, er war schon immer eine Last in der Stadt an der Salzach und ihrer doch so antimodernen Stadt-Physiognomie.

„100 Pieces“

Mehr historische Videos zur Geschichte der Festspiele, der Stadt und Region Salzburg sowie zur Geschichte Österreichs in ORF.at/100pieces.

Die Staatsbrücke und das Nadelöhr Altstadt

Der Weg über die Staatsbrücke auf die Alstadtseite und weiter durch das Sigmundstor ist ein besonderes Nadelöhr – und Herausforderung für jede moderne städtische Verkehrspolitik. Gedrängt und jeden Winkel ausnutzend fahren die Salzburger O-Busse mit ihrer mittlerweile wieder höchst modernen Oberleitungsführung neben den vielen Pkws auf einem klar ausgewiesenen Pfad durch die Stadt. Und siehe, Coronavirus hat auch dieser Stadt zu Bewusstsein gebracht: Plötzlich war die Altstadt ohne den obligatorischen Stau. An der Kreuzung bei der Pferdeschwemme – oder von der Neutorstraße von Süden floss der Verkehr so fidel wie das Wasser im Almkanal.

Auch der Stau vor der Staatsbrücke ist ein Klassiker

Endlich wieder Stau!

Wie froh waren die Salzburger also, also rund um die Eröffnung der Festspiele der Verkehr wieder zunahm. In einer 150.000-Einwohner-Stadt wie Salzburg eine Dreiviertelstunde im Stau zu stecken, etwa, wenn man vom Flughafen in den Stadtteil Gnigl fährt, ist weder eine Besonderheit noch eine Seltenheit. Umso erleichterter war man, als rund um das erste August-Wochenende und danach der Verkehr in der Neutorstraße wieder zunahm – und die Altstadtgaragen im Mönchsberg mit ihren über 1.300 Stellplätzen über die ersten zwei Etagen wieder nach und nach mit Autos gefüllt wurden.

Planung von Garagen in Salzburg 1963
ORF-Archiv
Sieht aus wie abstrakte, moderne Kunst, zeigt aber die Planung von Garagen und Parkmöglichkeiten in der Salzburger Altstadt 1963

„Springflut Verkehr“

Die Last des Verkehrs zur Festspielzeit in Salzburg erkannte man jedenfalls schon knapp nach der Eröffnung des neuen Festspielhauses. In der Sendung „Fenstergucker“ im Jahr 1963 beklagte man, dass der Verkehr wie „eine Springflut in den weltlichen Glanz und die mönchische Stille“ der Festspielstadt eingeschossen sei. Damals zeigte man erste Bilder von den Planungen von Garagen im Mönchsberg und am Rand der Stadt in Form von „Hochhäusern“.

Dass der Verkehr eine der zentralen Herausforderungen bleibt, zeigt selbst der Coronavirus-Sommer: 600 zusätzliche Garagenplätze sollen allein im Mönchsberg entstehen. Das freut die Händler in der Stadt, die ohnedies fürchten, dass zu viel Kaufkraft aus der Stadt hinaus abfließt. Andererseits bleibt damit die Problematik, dass eben noch mehr Verkehr gerade in jenen Bereich angesogen wird, der durch den riesigen Block des Mönchsbergs nicht sehr verkehrstauglich ist.