„In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser geliebter Niki am Montag, den 20.05.2019, im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen ist. Seine einzigartigen Erfolge als Sportler und Unternehmer sind und bleiben unvergesslich. Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle. Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorgender Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns sehr fehlen“, steht in der E-Mail, die mit Familie Lauda unterzeichnet ist.
Lauda sei in einer Klinik in Zürich gestorben, so die Familie am Dienstagvormittag in einem weiteren Statement. „In den letzten zehn Monaten waren wir jede Minute an seiner Seite. Wir haben mit ihm gelacht, geweint, gehofft und gelitten, aber schlussendlich verließen Niki gestern seine Kräfte.“ „Niki, du warst ein einzigartiger Kämpfer und ein außergewöhnlicher Mensch“, hieß es von der Familie. „Wir lieben und vermissen dich auf ewig und für immer.“ Gezeichnet wurde die Aussendung von Laudas Ehefrau Birgit, seiner Ex-Gattin Marlene und seinen Kindern Lukas, Mathias, Max und Mia.
Dreimal Weltmeister
Lauda wurde zuerst durch den Rennsport bekannt. Sein Horrorunfall auf dem Nürburgring am 1. August 1976 machte ihn bereits zu Lebzeiten zur Legende. Sein Ferrari war ein Feuerball, aus dem der gebürtige Wiener von anderen Rennfahrern gerettet wurde. Statt sich langsam zu erholen oder gar abzutreten, saß er 42 Tage später wieder im Cockpit eines Formel-1-Boliden.
Lauda wurde in seiner Karriere dreimal Weltmeister der Königsklasse im Rennsport, zunächst 1975 und 1977. 1979 erklärte er überraschend seinen Rücktritt: „Ich bin draufgekommen, dass es in meinem Leben Sachen gibt, die wichtiger sind, als mit dem Auto im Kreis zu fahren.“ 1982 kehrte er überraschend in die Formel 1 zurück und holte 1984 seinen dritten Weltmeistertitel. Sein letztes Rennen fuhr er am 3. November 1985.
Einstieg in Luftfahrt während Rennfahrkarriere
Lauda, der aus einer Industriellenfamilie stammt und am 22. Februar 1949 geboren wurde, gelang ein bruchloser Übergang in ein Leben als Unternehmer. Noch aktiv im Formel-1-Zirkus, gründete der begeisterte Pilot mit der Lauda Air seine eigene Fluglinie.
Der wohl dunkelste Moment in Laudas Leben kam 1991, als eine Boeing 767 seiner Airline wegen eines technischen Fehlers über Thailand abstürzte und alle 223 Insassen starben. „Ich war tief erschüttert“, sagte er. Die Ursache des Absturzes war noch monatelang Gegenstand von Diskussionen. Ein defektes Ventil wurde als Urheber der Aktivierung der Schubumkehr – eine Art Bremssystem – ausgemacht.
Lauda Air, Niki, Laudamotion
An der Fluglinie beteiligte sich Ende der 1990er Jahre der Konkurrent Austrian Airlines (AUA), Lauda verließ 2000 das Unternehmen, das 2002 ganz an die AUA ging. Schon 2003 ließ Lauda mit Niki wieder eine eigene Flotte am Himmel kreuzen. Bei Niki stieg ihr streitlustiger Gründer 2011 aus und überließ Air Berlin das Ruder.
Mit der Insolvenz des Unternehmens begann ein langer Streit über die Zukunft von Niki. Lauda selbst stieg mit der Firma Laudamotion Anfang 2016 ins Geschäft mit Privatjets ein. Mit Laudamotion erhielt Lauda recht überraschend den Zuschlag für die Reste der Air-Berlin-Tochter Niki, ehe er das gesamte Unternehmen an die irische Fluggesellschaft Ryanair weiterverkaufte.
Kappe als Markenzeichen
Auch der Formel 1 blieb Lauda treu – als Moderator, aber zunächst auch als Berater bei Ferrari, dann kurz bei Jaguar und schließlich ab 2012 als Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Formel-1-Teams. Sein Markenzeichen war die Kappe mit den verschiedenen Sponsorenlogos. Das hatte einen pragmatischen Grund. Er trug die Kappe anfangs, damit sein blutverschmierter Verband beim Abnehmen des Helms nicht verrutschte. Die Narben seiner beim Unfall verbrannten Kopfhaut verbarg Lauda finanziell lukrativ auch weiterhin unter der Schirmmütze.
Kein Blatt vor dem Mund
Lauda galt aufgrund seiner Karriere als einer der international bekanntesten Österreicher – ein Umstand, der sich durch den 2013 veröffentlichten Spielfilm „Rush“, in dem der deutsche Schauspieler Daniel Brühl Lauda verkörpert, noch einmal verstärkte. Auch in dem Film wurde Lauda als durchaus streitbar dargestellt, schon als Rennfahrer nahm er sich bei seinen Aussagen kein Blatt vor den Mund.
Das sollte sich später auch in seiner Unternehmerkarriere nicht ändern. Ab und zu musste er sich auch die Kritik gefallen lassen, bei Äußerungen – etwa über gesellschaftspolitische Themen – über das Ziel hinausgeschossen zu sein. Dennoch und vielleicht auch deswegen: „Niki nationale“ galt für viele Österreicher und Österreicherinnen als Aushängeschild für Mut, Unternehmergeist und kalkulierte Risikobereitschaft, der noch dazu manchmal seine Fluggäste ganz persönlich in die Urlaubsdestination charterte.
Liebling der Medien war er aufgrund seiner Direktheit sowieso: Kein Wunder, dass der bestens vernetzte Lauda phasenweise omnipräsent war – sei es in seiner beruflichen Funktion, sei es als einer der wenigen A-Promis in der Society-Berichterstattung.
Nachruf auf den Unternehmer Niki Lauda
Lauda erreichte nicht nur in der Formel 1 die Spitze, sondern auch als Unternehmer war er hochangesehen.
Schon in der Vergangenheit Gesundheitsprobleme
Als Spätfolgen seines Unfalls mussten Lauda zwei Nieren transplantiert werden. 1997 war der Spender der Niere sein Bruder Florian. 2005 musste auch diese Niere ersetzt werden, Spenderin war seine Frau Birgit. Im Sommer 2018 hatte sich Lauda am Wiener AKH einer Lungentransplantation unterziehen müssen und schon bald wieder geplant, in den Formel-1-Zirkus zurückzukehren. Lauda war zweimal verheiratet. Er hat aus erster Ehe zwei Söhne und aus seiner Ehe mit Birgit Lauda achtjährige Zwillinge.