Papst Benedikt XVI.
AP/Pier Paolo Cito
1927–2022

Benedikt XVI. ist tot

Vor fast zehn Jahren hat der Papst aus Bayern mit seinem überraschenden Rücktritt Geschichte geschrieben. Danach verbrachte Benedikt XVI. viele Jahre im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan, seine körperliche Verfassung verschlechterte sich zunehmend. Am Samstag starb der emeritierte Papst im Alter von 95 Jahren im Vatikan, wie der Heilige Stuhl mitteilte.

„Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist“, teilte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, Samstagvormittag mit. Der Gesundheitszustand des gebürtigen Bayern, der von 2005 bis zu seinem Rücktritt 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche war, hatte sich zuletzt weiter verschlechtert.

Ab Montag soll der verstorbene frühere Papst im Petersdom in Rom aufgebahrt werden, damit Gläubige Abschied von ihm nehmen können. Die Trauerzeremonie für Benedikt XVI. ist am Donnerstag um 9.30 Uhr im Petersdom geplant, Papst Franziskus wird sie leiten. Geplant sei eine „schlichte Zeremonie“ in Benedikts Stil, sagte Bruni. Erwartet werden Staatsspitzen und Geistliche aus der ganzen Welt.

Kardinal Schönborn zum Tod von Benedikt XVI.

Kardinal Christoph Schönborn sprach in der ZIB13 über den Tod von Benedikt XVI. Am Samstag starb der emeritierte Papst im Alter von 95 Jahren im Vatikan.

Im Jänner wird indes ein Buch erscheinen, das als geistliches Vermächtnis des emeritierten Papstes gilt. In dem von Benedikts Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, und Saverio Gaeta geschriebenen Werk ruft Benedikt XVI. die Christinnen und Christen auf, fest im Glauben zu bleiben.

Erster Rücktritt seit dem 13. Jahrhundert

„Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.“ Mit diesen Worten schloss Benedikt XVI. 2013 seine Rücktrittsankündigung ab und überraschte damit die ganze Welt.

Sein spektakulärer Rücktritt wäre fast überhört worden. Ausgerechnet während eines Konsistoriums für die Seligsprechung zweier Märtyrer kündigte Benedikt an, den Petrus-Stuhl abgeben zu wollen – in lateinischer Sprache. Es war die italienische Journalistin Giovanna Chirri, die die Ankündigung des Papstes als Erste erfasste. „Ich habe verstanden, dass er zurücktritt, aber ich wollte es nicht glauben“, so Chirri damals. Dank ihrer Lateinkenntnisse ging die Nachricht kurz darauf um die Welt.

Benedikt XVI. schrieb damit Kirchengeschichte. Er habe wiederholt sein „Gewissen vor Gott geprüft“ und sei zur Gewissheit gelangt, „dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrus-Dienst auszuüben“, begründete der Papst seinen Rückzug. Zuvor war nur ein einziger Papst, Cölestin V., zurückgetreten, der 1294 gewählt wurde und nach wenigen Monaten aus Gewissensgründen von seinem Amt zurückgetreten war.

TV-Hinweis

Am 1. Jänner zeigt ORF2 um 14.00 Uhr „Kreuz und Quer: Benedikt XVI. – Der Denker auf dem Thron“, um 14.45 Uhr folgt das Porträt „Joseph Ratzinger – Mein Vatikan“.

Nach dem Amtsantritt seines Nachfolgers Papst Franziskus zog sich Benedikt aus der Öffentlichkeit zurück, trug aber weiterhin päpstliche Gewänder und wurde mit „Heiliger Vater“ angesprochen. Seine Gesundheit ließ es nicht mehr zu, an großen Veranstaltungen teilzunehmen. Zu seinem 90. Geburtstag empfing er im Vatikan Gäste und dankte Gott: „Da waren auch Prüfungen in schweren Zeiten, in allem hat er mich immer wieder weitergeführt, herausgeholt, sodass ich weitergehen konnte und von Dank erfüllt bin.“

Benedikt XVI. ist tot

Vor fast zehn Jahren hat der Papst aus Bayern mit seinem überraschenden Rücktritt Geschichte geschrieben. Am Samstag starb der emeritierte Papst im Alter von 95 Jahren im Vatikan, wie der Heilige Stuhl mitteilte.

Skandale und Affären

Die „Prüfungen“ waren vor allem im Pontifikat des als Joseph Ratzinger in Bayern geborenen Kirchenmannes herausfordernd. Obwohl er stets Gesundheit und Alterserscheinungen als Grund für seinen Rücktritt angab, kursierten viele Gerüchte über die vermeintlich wahren Hintergründe. Der Rückzug sei den Machtintrigen in der Kurie zuzuschreiben, die für den Papst nach der VatiLeaks-Affäre über gestohlene Dokumente unerträglich geworden seien, berichteten damals Vatikan-Insider.

Papst Benedikt XVI. trifft Papst Franziskus am 23. März 2013
Reuters/Osservatore Romano
Gutes Verständnis bei historischem Treffen: Zwei lebende Päpste 2013 im Vatikan

Der päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele hatte vertrauliche Akten vom Schreibtisch Benedikts XVI. entwendet und an den italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi weitergegeben, der sie veröffentlichte. Gabriele wurde im Oktober 2012 zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt, drei Tage vor Weihnachten aber von Ratzinger begnadigt.

Auch andere Skandale fielen in Benedikts Ära, allen voran brach eine Welle der Enthüllungen über sexuellen Missbrauch in der Kirche über seine Amtszeit herein. Ihm selbst wurden auch „Vertuschung“ und eine „Verzögerung“ der Aufklärung vorgeworfen. Ratzinger setzte sich zwar in seiner Zeit als Kurienkardinal für die Untersuchung der Missbrauchsfälle ein, doch bis zuletzt verfolgte ihn das Thema.

Papst Benedikt XVI. trifft erstmals nach Amtsantritt Pilger im Vatikan am 25. April 2005
Reuters/Tobias Schwarz
2005 trifft Benedikt XVI. als neuer Papst auf Pilger in Rom – acht Jahre später tritt er ab

Ein heuer in München vorgestelltes Gutachten bezichtigte Benedikt schwerer Fehler im Umgang mit einem pädophilen Priester in seiner Zeit als Münchner Erzbischof. Benedikt bekundete „Schock und Scham“ über die Ergebnisse und bat rund drei Wochen nach der Veröffentlichung des Gutachtens um Entschuldigung. Vorwürfe, er habe Missbrauch vertuscht, wiesen seine Anwälte aber zurück.

Auch Konflikte innerhalb der Kirche

Kritik erntete Benedikt auch vielfach für sein Zugehen auf die erzkonservativen Pius-Brüder mit Holocaust-Leugner Richard Williamson. Benedikt ließ die Exkommunikation ihrer Bischöfe aufheben. Anderen, liberaleren Kräfte in der Kirche hingegen stellte er die Rute ins Fenster. So verlangte er etwa den Gehorsam der österreichischen „Priesterinitiative“ um Helmut Schüller, die zu Ungehorsam in der Kirche aufgerufen hatte. Die Initiative forderte die Zulassung von Frauen und verheirateten Männer zum Priesteramt – ein rotes Tuch für Benedikt.

Fotostrecke mit 12 Bildern

Josef Ratzinger als Schulkind 1932 in Aschau am Inn
APA/AFP/Erzbistum München und Freising
Eine Kindheit in Bayern: Joseph Alois Ratzinger als Schulkind 1932 in Aschau am Inn, wo er fünf Jahre lang in die Schule ging und auch Erstkommunion feierte
Professor Josef Ratzinger zwischen 1962 und 1965 gemeinsam mit Kölns Kardinal Joseph Frings
APA/AFP/Erzbistum München und Freising
Ratzinger lehrte unter anderem in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg. Besonders bedeutsam war seine Teilnahme am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) als Berater des Kölner Erzbischofs Joseph Kardinal Frings (r.)
Erzbischof Joseph Ratzinger beim Amtsantritt 1977
picturedesk.com/dpa
1977 berief ihn Papst Paul VI. zum Erzbischof von München und Freising
Kardinal Joseph Ratzinger und der Oberste Katholikos und Patriarch aller Armenier, Bischof Vasken I. Baldjian 1981
picturedesk.com/dpa/Frank Leonhardt
Ab 1981 arbeitete Ratzinger als Chef der Glaubenskongregation – im Bild mit dem Obersten Katholikos und Patriarchen aller Armenier, Bischof Vasken I. Baldjian
Papst Benedikt XVI beim Amtsantritt 2005 auf dem Petersplatz
APA/AFP/Arturo Mari
2005 wurde er nach kurzem Konklave zum Papst gewählt. „Mit der Freude des auferstandenen Herrn und im Vertrauen auf seine ständige Hilfe werden wir voranschreiten“, sagte er bei seiner ersten Ansprache als Pontifex an die Gläubigen.
Papst Benedikt XVI während des Besuchs im KZ Auschwitz 2006
APA/AFP/Joe Klamar
Besuch im ehemaligen KZ Auschwitz 2006: Benedikt XVI. rief zu Versöhnung und Vergebung auf
Papst Benedikt XVI hält eine Rede in Regensburg 2006
APA/AFP/Wolfgang Radtke
Im selben Jahr erregte eine Rede in Regensburg die Gemüter: Ein Zitat eines byzantinischen Kaisers über den islamischen Propheten Mohammed hatte teils gewalttätige Proteste in der islamischen Welt zur Folge
Papst Benedikt XVI kämpft mit dem Wind bei seinem Wien-Besuch 2007
APA/AFP/Vincenzo Pinto
Im Jahr 2007 besuchte Benedikt XVI. anlässlich des 850-Jahr-Jubiläums von Mariazell Österreich. Katholiken seien „wetterfest“, kommentierte er das stürmische Wetter.
Papst Benedikt XVI und Fidel Castro 2012
APA/AFP/Osservatore Romano
In Kuba traf Benedikt 2012 mit Fidel Castro zusammen. In einer Messe verlangte er Religionsfreiheit und die Anerkennung der katholischen Kirche in dem Inselstaat.
Paolo Gabriele, Ex-Butler von Papst Benedikt XVI, vor Gericht
APA/AFP/Osservatore Romano
Paolo Gabriele, Ex-Butler von Papst Benedikt XVI., sorgte für große Sorgen in der Ära Benedikt. Dieser war im Zuge der VatiLeaks-Affäre wegen der Weitergabe vertraulicher Papiere zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Der Papst begnadigte Gabriele schließlich.
Papst Benedikt XVI gibt am 11.02.2013 seinen Rücktritt bekannt
APA/AFP/Osservatore Romano
Im Februar 2013 überraschte Benedikt mit seinem Rücktritt die Welt. Anstatt auf einer Pressekonferenz oder bei einer Ansprache vom Balkon des Petersdoms verkündete er den Schritt während eines Konsistoriums in lateinischer Sprache.
Papst Benedikt XVI. trifft Papst Franziskus 2016
APA/AFP/Osservatore Romano
Er sei „erleichtert“, sagte Benedikt VXI. nach seinem Rücktritt. Seinen Platz nahm der Argentinier Jorge Bergoglio als Papst Franziskus (l.) ein.

Für Aufregung sorgte auch die Regensburger Rede Benedikts aus dem Jahr 2006, in der er sich anlässlich eines Bayern-Besuches mit dem Verhältnis von Religion und Gewalt auseinandersetzte. Darin zitierte der Papst aus einem Dialog zwischen dem byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaiologos und einem persischen Gelehrten, geführt wohl 1391 in Ankara. Wer „eine vernünftige Seele überzeugen“ und zum Glauben führen wolle, „braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung“, so der Kaiser.

„Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.“ In der Folge kam es zu Unruhen in der islamischen Welt, in Somalia wurde eine Ordensfrau ermordet.

Zugehen auf andere Glaubensgemeinschaften

Trotz vieler Negativschlagzeilen in Benedikts Amtszeit setzte er aber auch starke, bleibende Akzente in der Kirche. Er trieb auch das Verhältnis zu anderen Glaubensgemeinschaften voran, vor allem zu den Orthodoxen und zum Judentum. Er betrat als erster Papst eine Synagoge in Deutschland und sprach im ehemaligen KZ Auschwitz sowie in Jerusalems Holocaust-Gedenkstätte. Bei seinen Reisen schlug ihm große Begeisterung entgegen, egal ob in Lateinamerika, in Afrika oder in Europa.

Papst Benedikt XVI. im Papamobil im vollen Olympiastadion Berlin am 22. September 2011
Reuters/Max Rossi
Begeisterung 2011 beim Besuch im vollen Olympiastadion Berlin

Doch Benedikt XVI. war kein „Papst zum Anfassen“ wie sein Nachfolger Franziskus. Er war im Innersten Theologe und hatte stets einen akademischen Zugang – nicht zuletzt wegen seiner Laufbahn. Der am 16. April 1927 in Marktl am Inn geborene Ratzinger war das jüngste Kind der Eltern Josef und Maria. Auch Bruder Georg wurde Kleriker, die Familie war stark vom Glauben geprägt. Als Jugendlicher wurde er zwangsweise in die Hitlerjugend und später in die Wehrmacht eingezogen. Nach seiner Priesterweihe 1951 lehrte Ratzinger fast 25 Jahre lang an verschiedenen Hochschulen und Universitäten.

Der „Panzerkardinal“

1977 berief ihn Papst Paul VI. zum Erzbischof von München und Freising. Im selben Jahr wurde er zum Bischof geweiht und kurz darauf zum Kardinal ernannt. Ab 1981 arbeitet er als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom und beschäftigte sich mit großen innerkirchlichen Kontroversen wie der Befreiungstheologie, ökumenischen Fragen wie der Stellung der katholischen Kirche gegenüber anderen christlichen Gemeinschaften, aber auch mit Themen der modernen Gesellschaft wie künstliche Befruchtung und homosexuelle Partnerschaften.

Familie Ratzinger im Jahr 1951
APA/AFP
Im Glauben erzogen: Familie Ratzinger mit Schwester Maria, Bruder Georg, Mutter Maria, Joseph und Vater Josef (v. l.)

Es war die Arbeit eines Hardliners in der Kirche, eine Tätigkeit, die ihm in den Medien Spitznamen wie „Panzerkardinal“ und „Gottes Rottweiler“ einbrachten. Dieses Bild wandelte sich nur langsam nach seiner Papst-Wahl 2005, die er als „Fallbeil, das auf mich herabfallen würde“ bezeichnet hatte. Er habe gedacht, sein Lebenswerk bereits erfüllt zu haben und nun „auf einen ruhigen Ausklang seiner Tage hoffen zu dürfen“, sagte er damals.

Vielbeachtete Schriften, Wirbel um späte Texte

Es sind auch seine Schriften, mit denen Benedikt Gläubigen in Erinnerung bleiben wird, insbesondere durch das dreibändige Buch „Jesus von Nazareth“. Positiv wurden auch seine drei Enzykliken „Deus caritas est“ (Gott ist die Liebe, 2005), „Spe salvi“ (In der Hoffnung gerettet, 2007) und „Caritas in veritate“ (Liebe in Wahrheit, 2009) aufgenommen.

Krenn (ORF) zur Amtszeit von Benedikt XVI.

Barbara Krenn (ORF) ist zu Gast im Studio und spricht über den Tod von Benedikt XVI. Die acht Jahre seines Pontifikats waren von Skandalen und Negativschlagzeilen überschattet.

Für Aufsehen sorgten aber auch Schriften, die erst viel später entstanden sind. Im April 2019 sorgten Überlegungen des emeritierten Papstes zum Missbrauchsskandal für Wirbel. Er sah die 68er als eine Ursache für den sexuellen Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche. „Zu der Physiognomie der 68er-Revolution gehörte, dass nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde“, schrieb Benedikt in einem Aufsatz.

Nach Rücksprache mit seinem Nachfolger Franziskus habe er den Text für das bayrische „Klerusblatt“ geschrieben, heiß es. Darin heißt es: In den Jahren von 1960 bis 1980 seien „die bisher geltenden Maßstäbe in Fragen Sexualität vollkommen weggebrochen“ und eine „Normlosigkeit entstanden, die man inzwischen abzufangen sich gemüht hat“. Etliche Kommentatoren vermuteten in dem von Franziskus-kritischen Medien verbreiteten Text eine Kritik gegen das amtierende Kirchenoberhaupt und problematisieren das grundsätzliche Verhältnis von amtierendem und emeritiertem Papst.

„Demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn“

2020 wurden ähnliche Stimmen laut, als der erzkonservative Kardinal Robert Sarah bei seinem Buch „Des profondeurs de nos coeurs“ (Dt.: „Aus der Tiefe unseres Herzens“) den ehemaligen Papst als Koautor angab. In dem Werk wird vor einer Aufweichung des Zölibats für katholische Priester gewarnt. Priester würden zudem durch die „ständige Infragestellung“ des Zölibats „verwirrt“. Ratzingers Privatsekretär Gänswein sagte allerdings, Benedikt habe niemals einer Mitautorenschaft zugestimmt und um die Entfernung seines Namens vom Einband des Buchs gefordert. Das Gleiche gelte für Benedikts Unterschrift unter Einleitung und Schlusswort.

Nun haben Vatikan und katholische Kirche einen Pontifex maximus außer Dienst verloren. Papst Franziskus hatte Benedikt XVI. einst als „Revolutionär“ bezeichnet, denn „sein Amtsverzicht legte alle Probleme der Kirche offen“. Benedikt selbst sah sich anders, wie er nach seiner Papst-Wahl den Gläubigen auf dem Petersplatz zugerufen hatte: Er wolle nur „ein demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn“ sein.

Spätestens nach dem Tod seines Bruders Georg, zu dem Benedikt stets ein inniges Verhältnis hatte, schien der emeritierte Papst sich verstärkt mit dem eigenen Ableben zu befassen. Als Anfang Oktober 2021 der österreichische Ordensmann und Kirchenhistoriker Gerhard Winkler gestorben war, schrieb Benedikt XVI. in einem Beileidsschreiben: „Nun ist er im Jenseits angelangt, wo sicher schon viele Freunde auf ihn warten. Ich hoffe, dass ich mich bald hinzugesellen kann."