Genua-Brückeneinsturz: Ermittlungen gegen Autobahn-Chef

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach dem Brückeneinsturz in Genua mit 43 Toten unter anderem gegen den Chef des Autobahnbetreibers Autostrade per l’Italia, Giovanni Castellucci, sowie gegen acht Manager der Gesellschaft. Das berichtete die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Freitag-Ausgabe).

Auch Funktionäre des Ministeriums im Visier

Die Ermittlungen richten sich auch gegen vier hohe Funktionäre des Infrastrukturministeriums, die ihren Aufsichtspflichten nicht nachgekommen seien. Ermittelt wird insgesamt gegen 20 Personen, sagte der Staatsanwalt Francesco Cozzi gestern vor Journalistinnen und Journalisten. Die Vorwürfe lauteten unter anderem auf mehrfache fahrlässige Tötung im Straßenverkehr.

Autostrade-Chef fühlt sich nicht schuldig

Autostrade-Chef Castellucci sagte der Zeitung „La Stampa“, er fühle sich als Betreiber der Autobahn verantwortlich für den Einsturz, aber nicht schuldig. Nach dem Kollaps der Brücke hat die Regierung in Rom einen Prozess eingeleitet, um Autostrade die Betriebserlaubnis zu entziehen.

Das Unternehmen, das in Italien ein Netz aus 3.000 Kilometer Autobahnen betreibt, wird über eine Holding von der Benetton-Familie kontrolliert. Bei dem Unglück Mitte August war die Morandi-Autobahnbrücke auf einer Länge von mehr als 100 Metern eingestürzt. Unklar ist, ob vorangegangene Warnungen zum maroden Zustand der Brücke nicht ernst genommen und Instandhaltungen verschleppt wurden.

Italien stellt Infrastrukturkonzessionen auf Prüfstand

Italien stellt in Konsequenz daraus zahlreiche Konzessionen auf den Prüfstand. Es gehe dabei neben den Straßen auch um Wasser-, TV- und Telekommunikationsdienstleistungen, sagte Vizeministerpräsident Luigi di Maio der Zeitung „Il Corriere“ (Freitag-Ausgabe). Autostrade sei „nur die Spitze des Eisbergs“. Die Regierung wirft dem Autobahnbetreiber Sicherheitsmängel vor.