Schauspielerin Fan Bingbing
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Star in China vermisst

Sozialranking nährt Gerüchte über Haft

Die chinesische Schauspielerin Fan Bingbing ist seit mehr als zwei Monaten nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Jetzt landete sie in einer Rangliste, die die „soziale Verantwortung“ von berühmten Persönlichkeiten des Landes beurteilt, auf dem letzten Platz. Die Hinweise auf eine Festnahme des Stars verdichten sich.

Mit null Prozent befindet sich Fan in dem „Bericht über soziale Verantwortung von chinesischen Film- und Fernsehstars“ am unteren Ende der Liste. Bewertet wurde in der Studie der Pädagogischen Universität Peking nach drei Kriterien: „Arbeit, wohltätige Handlungen und persönliche Integrität“, wie die BBC schreibt. In den Staatsmedien wurde die Bedeutung dieser Studie betont.

Mit der Rangliste sollen Prominente, die „relativ gute Vorbilder“ sind, besonders hervorgehoben werden, heißt es in dem Bericht. Fan, eine der größten Stars Chinas und auch durch Hollywood-Produktionen („X-Men“) bekannt, zählt offenbar nicht mehr zu diesem Kreis.

Steuerbetrug als möglicher Hintergrund

Hintergrund dürfte die Verwicklung in Steuerbetrug sein: Der Schauspielerin wird vorgeworfen, einen „Yin-Yang-Vertrag“ abgeschlossen zu haben. Ein Vertrag soll dabei die tatsächlichen Einnahmen eines Stars festhalten, ein anderer – mit einer weit niedrigeren Summe – wird stattdessen an das Finanzamt übermittelt.

Schauspielerin Fan Bingbing
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Fan wurde seit Anfang Juli nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen

Nach dem Leak dieser Verträge im Mai wurde laut Medienberichten auch die Regierung auf Fan aufmerksam. Gegen die Schauspielerin soll wegen Steuerhinterziehung ermittelt werden, wurde bereits im Juni berichtet. Der Herausgeber des Berichts, Zhang Hongzhong, gab an, dass der Skandal die Wertung Fans negativ beeinflusst habe.

Medien spekulieren über Festnahme

Während das Filmstudio der Schauspielerin sämtliche Vorwürfe zurückweist, wird im Netz darüber spekuliert, dass das Ergebnis Fans in der Rangliste im direkten Zusammenhang mit den Anschuldigungen stehe. Schon seit Längerem wird auch über eine Festnahme der Schauspielerin spekuliert.

Erst vor Kurzem habe das „China Securities Journal“ einen Bericht veröffentlicht, dass die Schauspielerin „unter Kontrolle“ gebracht wurde und sie rechtliche Konsequenzen akzeptieren werde. Wenige Stunden später verschwand der Artikel jedoch wieder. In der Berichterstattung, die dieser Ankündigung folgte, war davon die Rede, dass Steuerbetrug nur „die Spitze des Eisbergs“ sei, so etwa die englischsprachige Tageszeitung „Taiwan News“.

Demnach sei Fan bereits Ende Juni festgenommen worden, zwei Tage später soll sie jedoch freigelassen worden sein. Seit August soll sie wieder in Haft sein. Laut Brancheninsidern sei das bereits das „Todesurteil“ für ihre Karriere, heißt es in der Zeitung. Ihren letzten öffentlichen Auftritt absolvierte sie am ersten Juli.

Auch andere Prominente mit schlechtem Ergebnis

In Sozialen Netzwerken zeigte man sich jedenfalls überrascht über das schlechte Abschneiden von Fan, Nutzerinnen und Nutzer wiesen auf das soziale Engagement des Stars hin. Sie habe in der Vergangenheit etwa eine Million Yuan (rund 125.000 Euro) für die Opfer eines Brandes gespendet.

Neben Fan schnitten jedoch auch andere berühmte Persönlichkeiten in dem Ranking schlecht ab. Filmstar Jackie Chan liegt etwa nur auf dem 42. von insgesamt 100 Plätzen. Wie die Uni zu dem Ergebnis kommt, wurde in dem Bericht nicht erläutert, es soll lediglich auf „Recherche und Web-Ergebnissen“ basieren.

Lob für Auftritt auf Regierungslinie

Laut BBC werden Berühmtheiten, die die Linie Pekings vertreten, besonders gut bewertet. Häufig wird von den Staatsmedien darauf hingewiesen, wie wichtig es sei, dass Prominente „positive Energie“ beim jungen Publikum verbreiten. Neben Ablehnung von Tabak- und Drogenkonsum wird man laut BBC auch dafür gelobt, wenn man Taiwan als „chinesische Region“ statt als „Land“ bezeichnet.