ISS-Sabotage durch Astronauten: Moskau weist Bericht zurück

Ranghohe Vertreter Russlands haben einen Pressebericht zurückgewiesen, wonach US-Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation ISS ein Loch in die angedockte Sojus-Kapsel gebohrt haben sollen. „Es ist absolut inakzeptabel, Zweifel an unseren Kosmonauten und den US-Astronauten zu wecken“, erklärte der für Raumfahrt und Verteidigung zuständige Vizeregierungschef Juri Borissow.

Spekulation „gefährlich“

Es sei „gefährlich“, über die Untersuchungsergebnisse zu spekulieren, während an Bord der ISS „eine Gruppe, in der es keine politischen Unstimmigkeiten gebe, einträchtig“ arbeite, so Borissow laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dimitri Rogosin, erklärte auf Twitter, „die Verbreitung von Gerüchten und Unterstellungen“ helfe den Experten nicht und „zielt darauf ab, die freundschaftlichen Beziehungen an Bord der ISS zu schädigen“. Rogosin war allerdings der Erste gewesen, der kurz nach Bekanntwerden des Lecks von möglichem Vorsatz gesprochen hatte.

Zeitung: Loch womöglich wegen Notsituation gebohrt

Die Zeitung „Kommersant“ (Mittwoch-Ausgabe) hatte unter Berufung auf einen russischen Ermittler berichtet, für die Untersuchungskommission habe die Theorie, wonach das Loch vorsätzlich von US-Astronauten gebohrt worden sei, „Priorität“. Womöglich hätten die US-Astronauten das Loch gebohrt, um eine Notsituation herbeizuführen, die es erlaube, die Rückkehr eines kranken Kollegen zur Erde zu beschleunigen.

Auf der ISS arbeiten Russland und die USA trotz zahlreicher diplomatischer Spannungen zusammen. Die Besatzung besteht derzeit aus sechs Astronauten – drei aus den USA, zwei aus Russland und dem Deutschen Alexander Gerst. Über eine Erkrankung eines Besatzungsmitglieds wurde bisher nichts bekannt.

Kein Kommentar von NASA

Anfang September hatte ein winziger Riss in der Sojus-Kapsel ein Sauerstoffleck und einen Druckabfall in der ISS verursacht. Die Besatzung geriet dadurch nicht in Gefahr. Die Astronauten verschlossen den Riss mit Klebeband.

Die US-Raumfahrtbehörde NASA kommentierte die Vorwürfe bisher nicht, auch Gerst sagte nichts zu den Spekulationen. Sein russischer Kollege Sergej Prokopjew betonte in einem kurzen Video: „Bei uns ist alles in Ordnung. Wir leben in Frieden zusammen. Die Arbeit funktioniert auf freundschaftlicher Basis.“ Man müsse sich keine Sorgen um die ISS-Crew machen, erklärte der Kosmonaut.