Salvini-Ermittlungen: Morddrohung gegen Staatsanwalt

Der Oberstaatsanwalt der sizilianischen Stadt Agrigento, Luigi Patronaggio, der in Zusammenhang mit den Menschen an Bord des Küstenwacheschiffs „Diciotti“ Ermittlungen gegen den italienischen Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini eingeleitet hat, hat Drohungen erhalten. Ihm wurden ein Drohbrief und eine Pistolenkugel geschickt, so die italienische Nachrichtenagentur ANSA gestern.

In dem Drohbrief habe es Bezüge auf die Ermittlungen gegen Salvini gegeben. Die sizilianische Staatsanwaltschaft wirft dem Innenminister und Vizepremier „erschwerte Freiheitsberaubung“, illegale Festnahmen und Machtmissbrauch vor.

Menschen harrten tagelang aus

Am 26. August hatten die Geflüchteten das italienische Küstenwacheschiff „Diciotti“ in Catania verlassen können, nachdem sie tagelang darauf ausharren mussten. Die Küstenwache hatte sie und rund 60 andere Mitte August im Mittelmeer gerettet.

Innenminister Salvini verweigerte zunächst tagelang die Landung und ließ die Migranten erst von Bord, nachdem die katholische Kirche in Italien sowie Albanien und Irland sich bereiterklärt hatten, sie aufzunehmen. Die Migranten und Migrantinnen wurden auf mehrere Diözesen in Italien verteilt, doch viele von ihnen tauchten unter.

„Staatsanwälte hat keiner gewählt“

Salvini hatte am Freitag den Ermittlungsbescheid der Staatsanwaltschaft in Palermo als „Schande“ bezeichnet. „Ich bin gewählt worden, die Staatsanwälte hat keiner gewählt“, sagte er und pochte darauf, dass er mit seinem harten Kurs in der Migrationspolitik das Volk hinter sich habe. Präsident Sergio Mattarella rügte am Mittwoch Salvini wegen dessen Kritik an den Staatsanwälten.