Trauertag in Genua einen Monat nach Brückeneinsturz

Am 14. August hat Genua mit dem Einsturz des Morandi-Viadukts eine der größten Tragödien in der Geschichte der Stadt erlebt. Heute – einen Monat später – gedenkt die ligurische Hafenstadt der 43 Toten und versucht, in die Zukunft zu schauen.

Um 11.36 Uhr – dem Zeitpunkt der Katastrophe – hielt die ganze Stadt eine Schweigeminute ab. Die Fahnen wurden als Zeichen der Trauer auf halbmast gehisst. Die Glocken der Kirchen läuteten, im Hafen der Stadt ertönte eine Sirene. Um 17.30 Uhr ist eine Gedenkzeremonie zu Ehren der Opfer in Beisein des italienischen Premiers Giuseppe Conte geplant.

Menschen versammeln sich in Genua in der Nähe der Morandi-Brücke zu einer Gedenkminute
APA/AFP/Marco Bertorello

Konkrete Beschlüsse für Neustart

„Genua erwartet konkrete Beschlüsse für seinen Neustart. Die Stadt hat eine unannehmbare Tragödie erlebt“, kommentierte der italienische Präsident Sergio Mattarella in einem Beitrag für die Tageszeitungen „La Stampa“ und „Il Secolo XIX“. „Zur Normalität zurückzufinden, das ist eine Hoffnung, die konkret werden muss. Man muss das schnell, auf transparente Weise und mit der höchsten Kompetenz tun“, forderte Mattarella.

Der Ministerrat in Rom verabschiedete gestern Abend ein Dekret, mit dem Geld für die durch den Brückeneinsturz beschädigten Unternehmen und die 600 Menschen zur Verfügung gestellt werden soll, die wegen des Unglücks ihre Wohnungen verloren haben. Beschlossen wurde außerdem die Gründung einer nationalen Behörde für die Sicherheit von Infrastruktur. Geplant ist die Anstellung von 250 Ingenieuren und Ingenieurinnen, die in ganz Italien die Sicherheit öffentlicher Infrastruktur wie Brücken, Straßen und Schulen prüfen sollen.

Wiederaufbau der Brücke diskutiert

Diskutiert wurde indes weiter über den Wiederaufbau der Brücke. Die italienische Regierung will der staatlichen Schiffswerft Fincantieri den Auftrag für die Wiedererrichtung erteilen. Man sei in Kontakt mit Brüssel, damit die Regierung eine Ausnahme von den EU-Bestimmungen für öffentliche Ausschreibungen machen und Fincantieri direkt den Auftrag für die Errichtung der Brücke erteilen könne, sagte Verkehrsminister Danilo Toninelli.

In den kommenden Tagen plane er ein Treffen mit den Betreibern von Infrastrukturanlagen in Italien. Er werde von ihnen ein detailliertes Programm zu Wartungsarbeiten fordern.