Gegen Lebensmittelverschwendung: Köstinger will Pakt ausweiten

2017 sind im Rahmen eines vom Landwirtschaftsministerium mit Einzelhandelsunternehmen geschlossenen Pakts gegen Verschwendung 12.250 Tonnen nicht verkaufte Lebensmittel an soziale Einrichtungen weitergegeben worden. Das berichtete die für Nachhaltigkeit zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) heute bei einer Pressekonferenz in Wien.

Die 12.250 Tonnen entsprechen nach Angaben der Ministerin fast der doppelten Menge an Lebensmitteln, die 2014 vor der Entsorgung gerettet wurden. Weitere 10.000 Tonnen nicht verkaufte Lebensmittel wurden 2017 als Tierfutter oder zur Futtermittelherstellung verwendet. Beides gemeinsam entspricht einem Fünftel der nicht mehr verwendeten Lebensmittel.

Lebensmittelabfälle um 50 Prozent reduzieren

Die 2017 geschlossene Vereinbarung, die auf Freiwilligkeit beruht, solle auf den Großhandel ausgedehnt werden, sagte die Ministerin. Details nannte sie Ministerin unter Verweis auf derzeit laufende Gespräche nicht.

Über der Vereinbarung zwischen Ministerium und Handel steht das von der UNO definierte Ziel, die Menge der vermeidbaren Lebensmittelabfälle bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. „Wir wollen Vorreiter sein“, bekräftigte Köstinger.

100.000 Menschen versorgt

Alexandra Gruber, Obfrau des Verbandes der österreichischen Tafeln, ortet noch „Luft nach oben“. Ihren Angaben zufolge werden rund 100.000 von Armut betroffene Menschen über soziale Einrichtungen oder Ausgabestellen auf direktem Weg mit den geretteten Lebensmitteln versorgt. Die Weitergabe erfolgt gratis oder für einen symbolischen Beitrag, die Mitarbeiter sind ehrenamtlich tätig. Für einen Euro sind zehn Mahlzeiten kalkuliert.

Der Verband vernetzt Mitgliedstafeln und Kooperationspartner, „mit denen wir Lebensmittel teilen und retten, was zu retten ist“, sagte Gruber. In Europa liege Österreich dabei vermutlich im oberen Drittel, meinte die Obfrau und Geschäftsführerin der Wiener Tafel, wobei der Vergleich wegen unterschiedlicher Voraussetzungen und Strukturen schwierig zu ziehen sei.

WWF: Freiwilligkeit zu wenig

Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich begrüßt grundsätzlich freiwillige Vereinbarungen. Aber diese würden nicht ausreichen. „Damit die vermeidbaren Lebensmittelabfälle bis 2030 zumindest um die Hälfte reduziert werden können, braucht es möglichst konkrete weitere Schritte“, forderte Julia Haslinger, WWF-Expertin für nachhaltige Ernährung, in einer Aussendung.

Konkret muss die Regierung einen Aktionsplan, der „verbindliche Maßnahmenpakete“ beinhaltet, umsetzen. Bestehende Gesetze sollen beispielsweise evaluiert und reformiert werden. Außerdem fordert der WWF eine zuständige Stelle. „Ebenfalls notwendig wäre eine flächendeckende regelmäßige Datenerhebung sowie ein jährlicher Bericht zur Einhaltung der Reduktionsziele“, heißt es in der Aussendung weiter.