Militär-Manöver in Russland
APA/AFP/Mladen Antonov
Russland

Großmanöver erreicht Höhepunkt

In Russland steuert das größte Militärmanöver seit Jahrzehnten seinem Höhepunkt entgegen. Am Samstag übten Langstreckenbomber, Kampfjets stiegen auf, die Nordflotte simulierte das Aufspüren feindlicher U-Boote. „Wostok 2018“ gilt als die größte Militärübung seit Sowjetzeiten, sie soll nun noch länger dauern als ursprünglich geplant.

An dem Großmanöver, das am Dienstag begonnen hatte, nehmen laut offiziellen Angaben bis zu 300.000 Soldaten teil. Das russische Militär fuhr dafür seine modernsten Waffensysteme und eine ungeheure Logistik auf.

Militär-Manöver in Russland
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Artillerieübung im Osten Russlands

Am Wochenende warfen laut Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau Langstreckenbomber vom Typ Tupolew TU22M2 Bomben über einem Übungsziel in Ostsibirien ab, Jagdflugzeuge übten Abfangmanöver, ein Verband der Nordflotte übte im Ochotskischen Meer am Pazifik das Aufspüren von U-Booten.

Ungeheurer Aufwand

Nach letzten offiziellen Angaben soll die Großübung noch bis Dienstag dauern – länger als ursprünglich vorgesehen. An dem Manöver in Sibirien und im Fernen Osten Russlands – daher der Name „Wostok“, „Osten“ – nehmen auch Soldaten aus China und der Mongolei teil – und laut offiziellen Angaben mehr als 1.000 Militärflugzeuge und Hubschrauber sowie bis zu 36.000 Panzer- und Transportfahrzeuge.

Im Einsatz sollen aktuell auch wieder Kuriositäten wie luftgefüllte Attrappen der Flugabwehrsysteme S-300, Buk und Iskander sowie von Panzern sein. Sie sollen über die Entfernung feindliche Aufklärer täuschen, hieß es.

Größte Übung seit Ende der Sowjetunion

Die Übung gilt als die größte seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991. „Es ist das erste Mal, dass unsere Streitkräfte solch einem schwierigen und umfangreichen Test unterzogen werden“, hatte Präsident Wladimir Putin dazu erklärt. Bei der Gelegenheit kündigte Putin auch eine weitere Stärkung der Streitkräfte an. Sie sollten sukzessive mit Waffen der neuesten Generation ausgestattet werden, sagte Putin am Donnerstag.

Militär-Manöver in Russland
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Hubschrauber üben mit Raketen

In einer Ansprache vor angetretenen Soldaten betonte der russische Präsident, Russland sei ein friedliches Land, das zur Kooperation mit allen interessieren Staaten bereit sei. Zugleich unterstrich er allerdings die Pflicht der Soldaten, bereit zu sein, die Souveränität und die nationalen Interessen Russlands und seiner Verbündeten zu verteidigen. Die Größe der Übung richte sich nach der Größe der Aufgabe, nämlich für die Sicherheit des Landes zu sorgen, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Wladiwostok. „Das ist die übliche Weiterentwicklung der Streitkräfte“. An der Großübung nehmen alle Waffengattungen teil. Generalstabschef Waleri Gerassimow betonte, das Großmanöver richte sich gegen kein anderes Land.

Aktuelle Spannungen mit der NATO

Die NATO hatte angesichts aktueller Spannungen zwischen westlichen Staaten und Russland trotzdem angekündigt, das Manöver genau zu beobachten. Vor allem Polen und die baltischen Staaten fühlen sich von Russland bedroht. Die westliche Allianz hat deswegen Verstärkung dorthin verlegt. Auch die USA, die militärisch in der Asien-Pazifik-Region präsent sind, kündigten an, die Übungen genau zu verfolgen.

Nach Einschätzung der NATO zeigt „Wostok 2018“ den aktuellen russischen Fokus auf das Üben großer Konflikte. „Es passt in ein Muster, das wir seit einiger Zeit sehen: ein entschlosseneres Russland, das sein Verteidigungsbudget und seine militärische Präsenz deutlich erhöht“, hieß es im Vorfeld des Großmanövers. In den vergangenen Jahren habe Russlands stark aufgerüstet, unter anderem in der Ostsee, der Schwarzmeer-Region sowie im Mittelmeer. Außerdem habe Moskau gezeigt, dass es bereit ist, militärische Gewalt gegen seine Nachbarn einzusetzen – etwa gegen die Ukraine und Georgien.

Für die Übung „Wostok 2018“ machte der Kreml einen großen Teil seiner Streitkräfte mobil.

Die NATO hält allerdings selbst im Herbst ihr wahrscheinlich größtes Manöver seit dem Kalten Krieg ab. Von 25. Oktober bis 7. November sollen in Norwegen mehr als 40.000 Soldaten aus etwa 30 Ländern gemeinsam üben. Ähnlich viele Soldaten wie bei „Wostok“ werden in Ostasien auch bei den regelmäßigen gemeinsamen Manövern der USA mit Südkorea mobilisiert. Russland betrachtet seinerseits mit Skepsis, dass das westliche Militärbündnis mit der NATO-Osterweiterung stark gewachsen und praktisch bis vor seine Haustür herangerückt ist.