Aus den beiden Ländern am Horn von Afrika konnte jahrzehntelang kaum eine positive Nachricht vermeldet werden. Denn die innige Feindschaft von Äthiopien und Eritrea hatte Krieg, Hunger und unzählige Tote zur Folge. Doch viele Sorgen scheinen nun vergessen – haben der äthiopische Regierungschef Abiy Ahmed und Eritreas Präsident Isaias Afewerki nun den „formalen Frieden“ unterzeichnet, wie staatliche Medien in Saudi-Arabien am Sonntag berichteten. Sogar UNO-Generalsekretär Antonio Guterres war zu der Zeremonie angereist, auch der Kommissionspräsident der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat, war geladen.
Staaten lange Zeit verfeindet
Über den Inhalt des Abkommens wurde zunächst nichts bekannt. Saudi-Arabiens Außenminister Adel al-Dschubeir erklärte im Kurzbotschaftendienst Twitter, das „heute in Dschidda unterzeichnete Friedensabkommen“ sei ein „historisches Ereignis, das zur Verbesserung der Sicherheit und Stabilität in der Region beitragen“ werde.
Der seit April in Äthiopien amtierende Ahmed hatte das Ende der Feindschaft beider ostafrikanischer Staaten eingeleitet. Erst am Dienstag hatten die beiden Länder ihre Grenze nach 20 Jahren wieder geöffnet. Bereits am 9. Juli wurden Telefon- und Flugverbindungen wieder aufgenommen. Auch die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden ostafrikanischen Staaten scheinen wieder Form anzunehmen, erst im Juli wurde die eritreischen Botschaft in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba eröffnet.
Saudi-Arabien und VAE in Abkommen involviert
Expertinnen und Experten sind der Meinung, dass die Ortswahl der Unterzeichnung eine große Rolle in der Orientierung beider Länder spiele. In der Tat investiert Saudi-Arabien Milliarden in die östlichen Länder des afrikanischen Kontinents. Das würde dazu beitragen, so schrieb etwa die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“), dass dabei eine Dividende entstehe, die zeigen soll, dass sich der Frieden zwischen Äthiopien und Eritrea vor allem wirtschaftlich lohne.
Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) hatten das Friedensabkommen mit ausgehandelt. Die beiden Verbündeten pflegen enge Beziehungen zu Äthiopien und haben zuletzt auch ihre Beziehungen zu Eritrea vertieft. Die Emirate sollen in Eritrea einen Militärstützpunkt gebaut haben, den sie für ihren Einsatz im Bürgerkriegsland Jemen nutzen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP.
Ernährungssicherheit in Saudi-Arabien
Investoren aus Saudi-Arabien sind schon lange am Horn von Afrika aktiv, um dem Königreich am Golf Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Die Interessen Saudi-Arabiens sind also fundamental, denn aufgrund der heißen klimatischen Bedingungen ist Landwirtschaft in dem Golfstaat schwierig.
Für saudische Investitionen in Äthiopien etwa sprechen – aus der Sicht Saudi-Arabiens – einerseits das relativ stabile Klima und billige Arbeitskräfte, andererseits die günstige Lage. Addis Abeba liegt nur zweieinhalb Flugstunden von Saudi-Arabien entfernt. Nicht zuletzt sprechen NGOs aber auch von Landnahme („Landgrabbing“) durch Saudi-Arabien, wie etwa aus Veröffentlichungen der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) hervorgeht.
Konflikt offiziell seit 2000 beendet
Eritrea gehörte bis zu seiner Unabhängigkeit 1993 zu Äthiopien. Fünf Jahre später brach ein Krieg zwischen den beiden Staaten aus, bei dem es in erster Linie um den Grenzverlauf ging. Zehntausende Menschen kamen ums Leben. Mit dem Abkommen von Algier wurde 2000 der Konflikt beendet. Beide Länder blieben aber verfeindet und hatten keine diplomatischen Beziehungen.
Äthiopien hat rund 100 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und wird in einigen Landesteilen von Unruhen erschüttert, die in diesem Jahr eine Million Menschen in die Flucht trieben. Der Vielvölkerstaat zählt trotz raschen Wirtschaftswachstums zu den ärmsten der Welt – genauso wie Eritrea, das rund fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohner hat.