Bananen
ORF.at/Carina Kainz
Nach Erdbeeren

Weitere Sabotagefälle an Obst in Australien

In Australien treten immer mehr Fälle von manipulierten Obststücken auf: Nach etlichen mit Nadeln gespickten Erdbeeren im ganzen Land fand man nun auch einen Apfel und eine Banane, die betroffen waren. Die Angst vor weiteren Nachahmungstaten wächst.

Die versteckten Nadeln in verschiedenen Obstsorten setzt bereits den Landwirtinnen und Landwirten Australiens zu. Erste Berichte über den Fund von Nähnadeln in Erdbeeren kamen vergangene Woche aus dem Bundesstaat Queensland. Seither meldeten fünf weitere Bundesstaaten in Australien solche Funde. Mindestens ein Mensch wurde Medienberichten zufolge nach dem Verzehr einer Erdbeere mit Nadel im Krankenhaus behandelt.

Bis zu zehn Jahre Haft angedroht

Am Dienstag meldete die BBC, nun seien in Sydney auch eine mit Nadeln versehene Banane sowie ein Apfel entdeckt worden. Diese Fälle seien laut Polizei isoliert zu betrachten, allerdings seien es insgesamt inzwischen schon mehr als 20 Vorkommnisse.

Wie viele der betroffenen Obststücke von einem Täter oder einer Täterin stammen und ob es darunter auch Nachahmungstaten gibt, ist unklar. Die Polizei machte klar, dass ein Strafrahmen von bis zu zehn Jahren Haft möglich sei. Es gab Spekulationen, dass ein verärgerter ehemaliger Arbeiter oder eine Arbeiterin verantwortlich sein könnte. Auch Trittbrettfahrer wurden eindringlich gewarnt. Zwei der betroffenen Bundesstaaten lobten eine Belohnung für Informationen aus, die zur Lösung der Fälle betragen könnten.

Nadel liegt auf einer Plastikschüssel mit Erdbeeren
Reuters/AAP/Queensland Police
Eine der Nadeln, die in Australien gefunden wurden

Schwierige Suche

„Das ist ein sehr bösartiges Verbrechen und ein Angriff auf die Öffentlichkeit“, sagte Australiens Gesundheitsminister Greg Hunt am Montag dem Sender ABC. Er kündigte eine Untersuchung an. Es müsse geprüft werden, ob es etwa Schwachstellen in der Lieferkette gebe, sagte Hunt. Er zeigte sich auch überzeugt, dass gewaschene und geschnittene Erdbeeren keine Gefahren darstellten.

Der Polizeichef von Queensland, Ian Stewart, sagte, dass die Untersuchung durch die riesige Versorgungskette kompliziert sei. Allein in dem Bundesstaat gibt es ungefähr 150 kommerzielle Erdbeerbetriebe. „Es gibt eine Reihe von wirklich komplexen Szenarien, die sich hier zutragen könnten, und wir prüfen alle. Das dauert.“

Schwerer Schlag für Branche

Die Vorfälle belasten Australiens Erdbeerbranche mit einem Wert von umgerechnet rund 80 Millionen Euro. Erdbeerzuchtbetriebe in ganz Australien begannen damit, Metalldetektoren zu bestellen und zu installieren, um alle Früchte zu kontrollieren, bevor sie die Farmen verlassen.

Lokale Supermarktriesen wie Coles und Aldi nahmen bereits vorsorglich alle Erdbeeren aus ihren Regalen, außer in einem Bundesstaat. Foodstuffs, eine der größten Supermarktketten in Neuseeland, stellte nach eigenen Angaben die Einfuhr australischer Erdbeeren ein. Auch Tausende Beschäftigte sind betroffen.

Landwirte verzweifelt

Queensland stellte ein Notfallpaket von einer Million Australischer Dollar (615.000 Euro) für die Landwirtschaft des Bundesstaats zur Verfügung. Gavin Scurr, ein Angestellter in einem Zuchtbetrieb, forderte die Bevölkerung via Radio auf, weiter Erdbeeren zu kaufen. „Es gibt nur eine Handvoll von Fällen in 100 Millionen Packungen, aber das hat unsere Industrie in die Knie gezwungen.“