Hambacher Forst: Räumung nach Journalistentod vorerst beendet

Nach dem Tod eines Journalisten stoppt die Landesregierung des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalens die umstrittene Räumungsaktion der Polizei im Braunkohlerevier Hambacher Forst vorerst. „Wir können jetzt nicht einfach so weitermachen, ich kann das zumindest nicht. Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU) gestern Abend in Düsseldorf. Vor dem Hintergrund des schlimmen Ereignisses habe die Landesregierung beschlossen, bis auf Weiteres die Räumung des Geländes auszusetzen.

Gestern ist ein junger Journalist durch die Bretter einer Hängebrücke zwischen zwei Baumhäusern gebrochen und 15 Meter in die Tiefe gestürzt, wie die Polizei mitteilte. Rettungskräfte konnten nichts mehr für ihn tun. Der Aachener Polizeisprecher Paul Kemen sprach von einem „tragischen Unglücksfall“. Der Journalist habe seit Längerem das Leben der Aktivisten und Aktivistinnen in den Baumhäusern dokumentiert, sagte er.

Kein Zusammenhang mit Polizeiaktion

„Ich möchte – ich muss – betonen, dass dieser Unglücksfall in keinem Zusammenhang steht mit polizeilichen Arbeiten hinsichtlich der Räumung der Baumhäuser“, so Kemen. Es habe zum Unglückszeitpunkt keine Polizeimaßnahmen in der Nähe der Unglücksstelle und am Baumhaus gegeben. Der Journalist habe gerade seine volle Speicherkarte eintauschen wollen, als er abgestürzt sei.

Die Polizeiaktion, bei der Baumhäuser geräumt und abgerissen werden, hatte am vergangenen Donnerstag mit einem Großaufgebot begonnen. Bis gestern waren laut Polizei 39 von 51 Baumhäusern geräumt. Die Waldbesetzer und Waldbesetzerinnen protestieren gegen das Vorhaben von RWE, weite Teile des Forstes abzuholzen. Es soll dort Braunkohle gebaggert werden. Der Wald gilt als Symbol des Widerstands gegen die Kohle und die damit verbundene Klimabelastung. In bis zu 25 Metern Höhe haben Aktivisten und Aktivstinnen Baumhäuser gebaut. Sie halten den Wald so seit sechs Jahren besetzt.