Katze sitzt auf einer Hausmauer
Getty Images/EyeEm/Daniel Limpi
London

Rätsel um „Katzenkiller“ gelöst

Eine mysteriöse Serie von Funden toter und verstümmelter Katzen hat seit 2015 in London für Aufruhr gesorgt. Drei Jahre lang suchte Scotland Yard nach dem „UK Cat Killer“, der über 400 Katzen auf dem Gewissen haben – und möglicherweise auch eine Gefahr für Menschen sein könnte. Doch nun gab die Polizei Entwarnung: Bei dem „Katzenkiller“ handelt es sich wohl nicht um einen Menschen, sondern um Füchse und andere Wildtiere.

Obduktionen, forensische Ermittlungen, DNA-Tests und die Analyse von Überwachungsvideos hätten ergeben, dass es keinen Hinweis auf einen menschlichen Täter gebe. Die plausibelste Theorie sei, dass Füchse und andere Wildtiere, vor allem Aasfresser, bereits überfahrene Katzen weiter verstümmelt hätten. Beweise dafür liefere unter anderem ein Überwachungsvideo, in dem zu sehen sei, wie ein Fuchs den Kopf einer überfahrenen Katze fortträgt. Ähnlich sei es bei anderen Funden.

„Keine Zeugen, keine Muster, keine Hinweise“

Die hohe Zahl an gemeldeten Fällen – bald auch außerhalb Londons – habe sich durch die gesteigerte öffentliche Aufmerksamkeit ergeben. Es gebe „keine Zeugen, keine Muster und keine forensischen Hinweise“ dafür, dass ein Mensch für die zahlreichen verendeten Katzen verantwortlich sei. „Sämtliche Fälle von Katzenverstümmelungen werden unter der Überschrift ‚keine Straftat‘ archiviert“, schloss Scotland Yard seinen Abschlussbericht zu den Ermittlungen ab.

Polizeihinweis über den „Kaztenkiller“ im Süden Londons
APA/AFP/Metropolitan Police
Ein Handzettel der Polizei von Dezember 2017, mit dem noch nach einem männlichen Verdächtigen gesucht wurde

Die Serie hatte in den vergangenen Jahren hohe Wellen geschlagen und für Angst unter Katzenfreunden gesorgt. Weil die Obduktion von sechs verendeten Tieren im Jahr 2016 Hinweise auf dumpfe Gewalt und den Einsatz scharfer Schneidinstrumenten ergeben hatte, wurden unter dem Namen „Operation Takahe“ Ermittlungen eingeleitet. Neben der Polizei verschrieben sich auch Tierschutzorganisationen und Privatpersonen der Jagd nach dem „UK Cat Killer“, der – benannt nach dem Londoner Bezirk mit den meisten Fällen – auch unter dem Namen „Croydon Cat Killer“ bekannt war.

Belohnung ausgesetzt

Zwischenzeitlich wurden sogar 10.000 Pfund (11.270 Euro) Belohnung auf den Täter oder die Täterin ausgesetzt. Die wachsende Zahl der Fälle verursachte einiges an Hysterie – in deren Zuge wurden auch Vermutungen laut, es handle sich um ein satanisches Ritual. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass das Quälen von Tieren in vielen Serienmordfällen die Vorstufe für Taten an Menschen gewesen sei.

Doch bereits während der Ermittlungen wuchs die Skepsis an derlei Thesen: Kritik kam unter anderem von dem Umweltforscher Stephen Harris von der Universität Bristol. Im britischen Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ zog Harris Parallelen zum Fall „Operation Obelisk“ von 1998, bei dem die Polizei nach Funden Dutzender toter Katzen einen Mörder mit gestörter Sexualität suchte. Der Fall wurde ein Jahr später eingestellt, nachdem Harris festgestellt hatte, dass Füchse für den Tod der Tiere verantwortlich waren.

Eine in die Ermittlungen involvierte Tierschutzgruppe namens South Norwood Animal Rescue League (Snarl) zweifelte – neben anderen Kritikerinnen und Kritikern – die Ermittlungsergebnisse der Polizei aber an. Die Gruppe sagt in einem Facebook-Posting, sie sei „überrascht“, und verwies darauf, dass bereits gesammelte Indizien sowie Expertenmeinungen auf menschliches Zutun wiesen. Andere Stimmen kritisierten, die Polizei habe die Ermittlungen aufgrund der hohen Kosten abgebrochen und schiebe nun die Erklärung vor.