Anschlag auf eine Militärparade in der iranischen Stadt Ahwas
APA/AFP/Behrad Ghasemi
Mindestens 25 Tote

Anschlag auf Militärparade im Iran

Bei einem Anschlag auf eine Militärparade der Revolutionsgarden im Südwesten des Iran sind am Samstag nach amtlichen Angaben mindestens 25 Menschen getötet worden. Rund 60 Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt, als Unbekannte in der Stadt Ahwas das Feuer auf eine Zuschauertribüne mit offiziellen Vertretern eröffneten.

Unter den Toten finden sich neben Zivilisten auch zwölf Soldaten der iranischen Revolutionsgarden (IRGC). Wie die Nachrichtenagentur ISNA mit Verweis auf den stellvertretenden Gouverneur der Provinz Chusestan, Ali Hossein Hosseinsadeh berichtet, wurde auch ein Reporter getötet. Die Zahl der Toten könne weiter ansteigen, da viele der Verletzten in Lebensgefahr schwebten.

Entgegen ersten Meldungen sind alle vier Angreifer tot. Drei Angreifer seien an Ort und Stelle „zur Hölle geschickt“ worden, der vierte sei nach der Festnahme seinen Verletzungen erlegen, sagte Militärsprecher Abolfasl Schekartschi. Zuvor wurde von zwei toten Angreifern und zwei Festnahmen berichtet.

Schüsse auf Revolutionsgardisten eröffnet

Im iranischen Staatsfernsehen war von einem Terroranschlag von Anhängern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Rede. Berichtet wird zudem, von einem bereits im Internet aufgetauchten IS-Bekennerschreiben.

Anschlag auf eine Militärparade in der iranischen Stadt Ahwas
APA/AFP/Alireza Mohammadi
An der Parade beteiligte Soldaten warfen sich auf den Boden

Es handelt sich um einen der schwersten Anschläge auf die iranische Elitetruppe, die auch in den Regionalkonflikten in Syrien und im Jemen im Einsatz ist. Die Garden wurden nach der Islamischen Revolution von 1979 gegründet und sollen das System gegen Angriffe von innen und außen schützen. Zudem sind sie ein großer Wirtschaftsfaktor im Iran. Sie unterstehen direkt dem politischen und religiösen Oberhaupt, Ajatollah Ali Chamenei.

Nach Angaben der Revolutionsgarden handelt es sich bei den Schützen um Mitglieder einer sunnitischen Separatistengruppe namens al-Ahwasieh, die von Saudi-Arabien unterstützt werde und auch dem IS nahestehe. Die Gruppe hat in der Zwischenzeit auch die Verantwortung für den Angriff übernommen.

Zum Tathergang schrieb die Agentur Tasnim, die den Revolutionsgarden nahe steht, dass Unbekannte von einem Park aus auf eine Gruppe von Revolutionsgardisten geschossen hätten. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Soldaten auf dem Boden krochen, um den Schüssen auszuweichen.

„Umgehende Reaktion“

Außenminister Mohammed Dschawad Sarif verurteilte den Angriff in Ahwas und drohte mit Konsequenzen. „Terroristen, die von einem ausländischen Regime rekrutiert, ausgebildet, bewaffnet und bezahlt wurden, haben Ahwas angegriffen“, schrieb Sarif auf Twitter. Er machte die „Terrorsponsoren in der Region und ihre amerikanischen Herren“ für den Angriff verantwortlich und drohte mit „einer umgehenden und konsequenten Reaktion“ des Iran.

Falls die Berichte stimmen, dass der IS bzw. Anhänger der Terrororganisation für den Anschlag verantwortlich sind, wäre das der zweite Angriff dieser Art im Iran. Im Vorjahr hatten IS-Anhänger in der Hauptstadt Teheran das iranische Parlament und das Mausoleum des Revolutionsführers Ruhollah Chomeini angegriffen. Dabei kamen 18 Menschen ums Leben.

Iranische Militärparade im Vorjahr
APA/AFP/Amir Makar
Im Iran wurden am Samstag landesweit Militärparaden abgehalten

Landesweit Militärparaden

Der Anschlag ereignete sich am Jahrestag des Beginns des Ersten Golfkriegs zwischen dem Iran und dem Irak von 1980 bis 1988. Landesweit wurden aus diesem Anlass Militärparaden abgehalten. In Teheran sprach Präsident Hassan Rouhani auch den Atomstreit mit den USA an. US-Präsident Donald Trump werde in dem Konflikt mit dem Iran genau so scheitern wie einst der frühere irakische Machthaber Saddam Hussein.

Laut Rouhani wird der Iran niemals „Verteidigungskapazitäten reduzieren, wir werden sie von Tag zu Tag ausbauen“. Die Tatsache, dass das iranische Raketenprogramm andere Länder verärgere, zeige, dass die Raketen „unsere effektivste Waffe sind“. In einer Fernsehansprache zu Beginn eines Seemanövers der iranischen Streitkräfte im Golf sagte Rouhani: „Der Iran wird seine defensiven Waffen nicht aufgeben … auch nicht die Raketen, die die USA so wütend machen.“

Der iranische Präsident Hassan Rouhani mit Angehörigen des Militärs
APA/AFP/Amir Makar
Rouhani setzt weiter auf „Raketen, die die USA so wütend machen“

USA aus Atomabkommen ausgestiegen

Trump hatte im Mai den Ausstieg der USA aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran aus dem Jahr 2015 verkündet und neue Finanz- und Handelsbeschränkungen verhängt, obwohl sich Teheran an das Abkommen gehalten hatte. Trump will den Iran zur Aushandlung eines neuen weiter reichenden Atomabkommens zwingen, das auch das Raketenprogramm der Islamischen Republik kontrolliert.

Die US-Sanktionen sind ein schwerer Schlag für die ohnehin angeschlagene iranische Wirtschaft. Rouhanis Regierung steht schon seit Monaten wegen der schwächelnden Wirtschaft, der hohen Arbeitslosigkeit und der steigenden Inflation unter Druck. Zuletzt gab es wiederholt Streiks und Proteste gegen Korruption und Misswirtschaft.