Dutzende Flüchtlinge in Ägäis aufgegriffen

Noch immer flüchten Dutzende Menschen auf die überfüllten Inseln der griechischen Ägäis. Am Wochenende wurden dort nach Angaben der Küstenwache mehr als 200 Menschen aufgegriffen. Zudem seien zwei mutmaßliche Schlepper festgenommen worden, hieß es. Die Bedingungen, unter denen die Menschen vor allem in Moria auf Lesbos untergebracht sind, bezeichnen Beobachter und Beobachterinnen als schlimm.

In und um das Lager in Moria waren mit heute 8.779 Menschen untergebracht. Das Lager hat aber nur eine Aufnahmekapazität für 3.100 Menschen, wie das griechische Migrationsministerium mitteilte.

Zelte zum Teil nur aus Plastikplanen

Hunderte Menschen, darunter zahlreiche Kleinkinder, harren unter provisorischen Zelten aus, die zum Teil aus Plastikplanen errichtet wurden. Rund um die Einrichtung von Moria haben sich wilde Lager gebildet.

„Wir müssen uns schämen für das, was wir diesen Menschen antun“, sagte der Bürgermeister der Inselhauptstadt Mitilini, Spyros Galinos, der dpa. Die Behörden könnten die Asylanträge wegen Personalmangels derzeit nicht zügig genug bearbeiten. „Das kann aber so nicht weitergehen“, sagte Galinos. Es müssten sofort Tausende Flüchtlinge zum Festland gebracht werden.

Die Regierung in Athen hat Freitag angefangen, Frauen und Familien zum Festland zu bringen. Bis zum Monatsende sollen es 3.000 Menschen sein, wie es aus dem Migrationsministerium hieß.

„Aquarius 2“ will Gerettete nach Marseille bringen

Indes will das Rettungsschiff „Aquarius 2“ im Mittelmeer an Bord genommene Flüchtlinge ins südfranzösische Marseille bringen. Die Hilfsorganisation SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen baten die französischen Behörden, die 58 Geretteten dort von Bord gehen zu lassen. Das Schiff sei auf dem Weg nach Marseille, kündigten sie bei einer Pressekonferenz in Paris an.

Hintergrund ist, dass Panama angekündigt hatte, die „Aquarius 2“ aus seinem Schifffahrtsregister zu löschen und ihr damit die Flagge zu entziehen. Es sei nötig, den Heimathafen anzusteuern, um die Flagge zu wechseln, sagte Frederic Penard, der Operationschef von SOS Mediterranee. Der Sitz der Organisation ist in Marseille. Penard berichtete zudem, dass Italien und Malta dem Schiff erneut verweigert hätten, die Menschen in einem ihrer Häfen an Land gehen zu lassen.

„Absolute Notwendigkeit“ für private Rettungen

Sophie Beau von SOS Mediterranee in Frankreich rief Panama dazu auf, die Entscheidung zum Entzug der Registrierung rückgängig zu machen. Andernfalls rufe die Organisation die europäischen Staaten dazu auf, das Schiff in einem anderen Land zu registrieren, damit es unter einer europäischen Fahne fahren kann. Penard sagte, es gebe eine „absolute Notwendigkeit“ für die privaten Rettungsaktionen.

Seit Beginn des Jahres sind laut Internationaler Organisation für Migration mehr als 1.700 Menschen bei dem Versuch ertrunken, das zentrale Mittelmeer zu überqueren, oder gelten als vermisst.

In den letzten Monaten waren mehrere Rettungsboote – darunter auch schon die „Aquarius“ – mit aus Seenot Geretteten an Bord tagelang auf dem Mittelmeer blockiert gewesen. Der italienische Innenminister Matteo Salvini verfolgt seit Antritt der neuen Regierung in Rom im Juni eine Null-Toleranz-Politik gegen Menschen, die mit Booten versuchen, illegal Italiens Küsten zu erreichen.