Das Schiff „Aquarius“
AP/Salvatore Cavalli
Paris vs. Rom

„Aquarius“ sucht Hafen

Über das Rettungsschiff „Aquarius 2“ ist neuer Streit entbrannt. Seit dem Wochenende sind Dutzende Flüchtlinge an Bord. Bisher ist unklar, welchen Hafen das Schiff anlaufen kann. Gegenüber dem Ziel Marseille gibt sich Frankreich inzwischen reserviert. Aber auch Italien erteilt weiterhin keine Anlegeerlaubnis.

Inzwischen erklärte sich Portugal bereit, zehn Flüchtlinge des Rettungsschiffes aufzunehmen. Derzeit befindet sich die „Aquarius 2“ in der Nähe von Malta. Das Schiff rettete am Wochenende 58 Menschen vor der libyschen Küste aus Seenot und will diese nun an Land bringen. Der Hafen von Marseille sei „die einzige Option, die wir haben“, sagte die Hilfsorganisation SOS Mediterranee, die das Schiff gemeinsam mit Ärzte ohne Grenzen betreibt, am Montag. Die NGO bat Frankreich, das Schiff aufzunehmen.

Doch Frankreich gab sich am Dienstag extrem reserviert bis ablehnend. „Für den Moment ist es Nein“, antwortete Finanzminister Bruno Le Maire in einem Fernsehinterview am Dienstag auf die Frage, ob das Schiff die Anlegeerlaubnis für den südfranzösischen Hafen Marseille bekomme.

„Verstoß gegen Menschlichkeit“

Der nächste sichere Hafen sei in Italien oder Malta, betonte auch Europaministerin Nathalie Loiseau gegenüber dem Radiosender Sud Radio. Sie übte harsche Kritik an Italien: „Wir sagen Italien noch einmal, dass das Schließen seiner Häfen für Menschen in Not gegen Recht und Menschlichkeit verstößt.“

Das Schiff „Aquarius“
APA/AFP/Carlo Hermann
Die „Aquarius“ irrte mehrmals auf der Suche nach einem Hafen durch das Mittelmeer

Das Schiff solle einen Hafen anlaufen, der am nächsten gelegen und am sichersten sei, forderte auch der französische Regierungssprecher Benjamin Griveaux. Marseille sei nicht der nächstgelegene Hafen, so der Tenor aus Paris. Entscheidend sei eine „europäische Lösung“. Die Regierung arbeite daran, in den nächsten Tagen eine Lösung zu finden.

Italien blockiert Aufnahme

Seit Italiens Regierung im Sommer verkündet hatte, keine Rettungsschiffe mehr anlegen zu lassen, irrte die „Aquarius“ bereits mehrmals auf der Suche nach einem Hafen im Mittelmeer herum. Besonders dramatisch war eine Odyssee des Schiffs im Juni, nachdem es vor der libyschen Küste 630 Flüchtlinge an Bord genommen hatte.

Italien und Malta verweigerten der „Aquarius“ das Anlegen. Die italienischen Behörden forderten die Schiffsbesatzung auf, die geretteten Menschen in die Ausgangshäfen in Nordafrika zurückzubringen. Nach tagelangem Warten durfte sie schließlich in den Hafen der spanischen Stadt Valencia einlaufen, die Flüchtlinge durften von Bord gehen. Im August duften 141 Menschen erst nach langem Warten in Malta an Land gehen, nachdem sich mehrere EU-Länder zu deren Aufnahme bereiterklärt hatten.

Flagge soll entzogen werden

Gänzlich lahmgelegt würde die „Aquarius 2“, wenn dem Schiff die Flagge entzogen wird. Panama hatte am Wochenende angekündigt, den Prozess dafür einzuleiten. Das Land reagierte damit auf eine Beschwerde Italiens. Italienische Behörden meldeten, dass sich der Kapitän der „Aquarius 2“ geweigert habe, die Flüchtlinge an ihren Herkunftsort zurückzubringen. Der italienische Innenminister Matteo Salvini bestritt, Druck auf Panama ausgeübt zu haben.

Hilfsorganisationen zeigten sich entsetzt über die Ankündigung Panamas, dem Schiff die Registrierung zu entziehen. „Die Ankündigung verurteilt Hunderte Männer, Frauen und Kinder, die verzweifelt versuchen, sich in Sicherheit zu bringen, zu einem nassen Grab“, reagierte Ärzte ohne Grenzen. SOS Mediterranee forderte die EU-Regierungen auf, zugunsten der „Aquarius 2“ zu intervenieren.