Japan: Magazin nach homophobem Kommentar eingestellt

„Shincho 45“, ein in Japan bekanntes Magazin, stellt den Betrieb ein. Wie unter anderem der britische „Guardian“ berichtete, teilte der Verlag gestern auf seiner Website mit, dass die Publikation des Monatsmagazins gestoppt werde.

Der Entscheidung war eine Kontroverse über einen als homophob kritisierten Artikel vorausgegangen. Verfasst hatte ihn Mio Sugita, eine Abgeordnete der Liberaldemokratischen Partei von Premierminister Shinzo Abe. Sugita bezeichnete in dem Kommentar Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender-Personen (LGBT) als „unproduktiv“ und stellte infrage, dass sie mit Steuergeld unterstützt werden.

LGBT-Paare „machen keine Kinder. In anderen Worten, sie lassen Fruchtbarkeit vermissen und tragen deshalb nicht zum Wohlergehen der Nation bei“, schrieb die Abgeordnete unter anderem. Der Kommentar der Politikerin rief in Japan viel Kritik hervor.

Magazin setzte noch einmal nach

„Shincho 45“, das sich zuletzt vermehrt als Plattform für rechte und reaktionäre Meinungen präsentiert hatte, befeuerte die Diskussion in der Folge weiter. In seiner jüngsten Ausgabe veröffentlichte das Magazin eine Artikelserie unter der Überschrift: „Ist Sugitas Artikel dermaßen empörend?“

Einer der Artikel stellte etwa die Frage, ob sich eine Gesellschaft, die die Rechte sexueller Minderheiten verteidige, auch für die Rechte von Grapschern einsetzen sollte.

Verlag entschuldigt sich

Der Verlag entschuldigte sich nun für die Artikel. Aufgrund schlechter Verkaufszahlen habe man unter Personalmangel gelitten und habe die Beiträge or dem Erscheinen nicht vollständig überprüfen können. „Es tut uns sehr leid, dass wir das zugelassen haben“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens, aus der die japanische Zeitung „Asahi Shimbun“ zitierte.

Bereits zuvor hatte Verlagspräsident Takanobu Sato – in einem für Japan ungewöhnlichen Schritt – um Verzeihung gebeten. Die jüngste Ausgabe des Magazin sei „voller Vorurteile und lässt Verständnis vermissen“, so Sato.

Von Sugita selbst kam laut „Guardian“ bisher keine Entschuldigung. Premierminister Abe sagte vergangene Woche, er dränge seine Parteikollegin nicht zum Rücktritt, da sie „noch jung“ sei. Die Abgeordnete ist 51 Jahre alt.