Für alle jene, die zurzeit in Wien auf Wohnungssuche sind, mag es nur ein kleiner Trost sein: Aber verglichen mit anderen europäischen Großstädten zahlen Menschen in Wien für eine Mietwohnung moderate Preise. Das geht aus dem aktuellen Property Index von Deloitte hervor. Durchschnittlich 9,60 Euro wurden laut dem Wirtschaftsberatungsungsunternehmen vergangenes Jahr in Wien pro Quadratmeter und Monat an Miete bezahlt.
Im Vergleich mit anderen europäischen Großstädten ist das tatsächlich nicht viel. 15,50 Euro machte die durchschnittliche Quadratmetermiete etwa in Madrid aus. 13,4 Euro sind es in Rom. In Prag mussten Mieterinnen und Mieter immerhin noch 13,1 Euro für den Quadratmeter bezahlen. In ganz anderen Sphären bewegen sich die Spitzenreiter London und Paris. Monatlich mehr als 26 Euro Miete waren dort im Vorjahr im Schnitt pro Quadratmeter fällig. Noch nicht eingerechnet in diese Preise sind alle Nebenausgaben wie etwa Betriebskosten. Laut Deloitte handelt es sich nur um die unbesteuerte Nettomiete.
Nur in Basel und Genf wird mehr gemietet
Dass sich die Mietpreise in Wien auf einem vergleichbar moderaten Niveau bewegen, mag auch mit der besonderen Situation des Wohnungsmarktes zu tun haben. Mehr als drei Viertel aller Wohnungen in der Bundeshauptstadt werden vermietet. Das sei der höchste Mietwohnungsanteil innerhalb der europäischen Hauptstädte, heißt es in dem Deloitte-Bericht. Tatsächlich haben auch in der Schweiz, die gemeinhin als das mietaffinste Land Europas gilt, nur zwei Städte eine höheren Mietwohnungsanteil als Wien: Im Kanton Basel-Stadt beträgt er 83 Prozent, in Genf 81 Prozent.
Ganz klar an der Spitze liegt Wien jedenfalls im österreichischen Vergleich. Zwar nennt Deloitte hierzu keine Zahlen, sehr wohl aber die Statistik Austria. Die jüngste Erhebung der heimischen Statistikbehörde geht für das ganze Land von einer Mietquote von rund 43 Prozent aus.
London schlägt erneut alle
Wohnungseigentum schlägt in Wien aber auch deutlich teurer zu Buche als in anderen Teilen des Landes. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Neubauten in Wien liegt laut Deloitte bei rund 4.100 Euro. In Graz und Linz sind im Durchschnitt rund 1.000 Euro weniger zu bezahlen, der Österreich-Schnitt liegt noch einmal 500 Euro niedriger.

Verglichen mit London oder Paris wirkt aber auch der Wiener Wohnungsmarkt geradezu günstig. Mit Preisen von durchschnittlich rund 16.500 Euro pro Quadratmeter mussten Käuferinnen und Käufer 2017 in der britischen Hauptstadt rechnen. In Paris waren es durchschnittlich immer noch mehr als 10.000 Euro.
Tschechien am wenigsten erschwinglich
Wie erschwinglich eine Wohnung ist, hängt allerdings nicht nur vom Preis allein ab. Entscheidend ist auch das Lohnniveau des Landes. Beim durchschnittlichen Quadratmeterpreis gibt es etwa zwischen Österreich und Tschechien keine allzu großen Unterschiede. Hierzulande wurden für eine Wohnung im vergangenen Jahr durchschnittlich 2.553 Euro pro Quadratmeter bezahlt. In Tschechien waren es es 2.162 Euro. Dennoch sind Wohnungen in Österreich bedeutend erschwinglicher als beim nördlichen Nachbarn.
Österreicherinnen und Österreicher mussten 2017 im Schnitt 5,6 Durchschnittsjahreseinkommen für eine Eigentumswohnung mit 70 Quadratmetern zahlen. In Tschechien schlug eine Wohnung dieser Größe mit 11,3 durchschnittlichen Jahreseinkommen zu Buche. Das macht den Wohnungsmarkt des Landes auch zum verhältnismäßig unerschwinglichsten – noch vor den Hochpreisländern Großbritannien und Frankreich.
Europameister beim Wohnungsneubau
Durchaus überraschend findet sich in dem aktuellen Index auf ganz Österreich gesehen ein leichter Preisverfall. Durchschnittlich um 0,8 Prozent gingen die Preise für Neubauwohnungen zurück. Das gilt allerdings nicht für die großen Städte, wo die Preise weiterhin anzogen. Spitzenreiter ist auch hier Wien. Um 3,5 Prozent stiegen die Wohnungspreise im Schnitt. „Die unverändert hohe Nachfrage treibt auch in Österreich die Preise weiter nach oben. Sowohl Mieten als auch Kaufen wird künftig kostspieliger“, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung Deloittes zum Index.

Dabei könnte die Situation noch angespannter sein. Zumindest im Vergleich mit anderen europäischen Ländern ist Österreich beim Neubau von Wohnungen Spitzenreiter. Im vergangenen Jahr wurde hierzulande mit dem Bau von 8,6 Wohnungen pro tausend Einwohnern und Einwohnerinnen begonnen. Damit lag Österreich deutlich vor dem zweitplatzierten Frankreich, wo auf tausend Bewohnerinnen und Bewohner 6,4 geplante Neubauwohnungen kamen. Am wenigsten in den Wohnbau wird zurzeit in Italien investiert. Nicht einmal eine neue Wohnungen pro tausend Menschen in der Bevölkerung wurde dort im vergangenen Jahr in Angriff genommen.