Volksschüler
ORF.at/Carina Kainz
„Pädagogikpaket“

Regierung setzt auf Ziffernnoten

ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann hat am Montag das „Pädagogikpaket“ der Regierung vorgestellt. Damit werden Maßnahmen der SPÖ-ÖVP-Vorgängerregierung rückgängig gemacht: So sollen künftig etwa Ziffernnoten verpflichtend ab der zweiten Klasse vergeben werden. In der Mittelschule wird auf „Fordern und Fördern“ gesetzt.

„Es geht mir dabei nicht um bildungspolitischen Revanchismus oder ein zwangsweises Alles-muss-anders-Werden“, so Faßmann bei einer Pressekonferenz. Künftig soll an den Volksschulen im Regelfall sowohl mit Ziffern als auch verbal benotet werden. Bis zum Halbjahreszeugnis der zweiten Klasse kann grundsätzlich auch ausschließlich alternativ beurteilt werden – in diesem Fall haben aber Eltern das Recht, auf einer Ziffernnote zu bestehen. Ab dem Ende der zweiten Klasse müssen verpflichtend Ziffernnoten vergeben werden, zusätzlich gibt es die Verbalbeurteilung.

Dazu sollen eigene Bewertungsraster entwickelt werden, in denen in abstrakter Form klar hervorkommt, was die Kinder können müssen. „Es soll transparenter werden, was die Minimalerfordernisse sind und welches Wissen zu erreichen ist“, so Projektleiter Klemens Riegler-Picker aus dem Bildungsministerium.

Auch Sitzenbleiben wieder früher möglich

Ab der zweiten Klasse können Kinder künftig auch wieder sitzen bleiben – das war bisher erst in der vierten Klasse verpflichtend. Weitere Änderungen in der Volksschule: Künftig werden alle Eltern zu Bewertungsgesprächen über Leistungsstärken und Leistungsstand eingeladen (bisher nur bei alternativer Beurteilung), bei Bedarf können Schülerinnen und Schüler auch zu Förderunterricht verpflichtet werden.

Mittelschule nicht mehr neu

Zahlreiche Änderungen gibt es auch in der Mittelschule, die bei der Bezeichnung selbst anfangen: Die Neue Mittelschule (NMS) wird künftig nur noch Mittelschule heißen. Darüber hinaus soll es wieder zwei unterschiedliche Leistungsniveaus geben: „Standard“ und „Standard-AHS“. Im Vorfeld hieß es, dass leistungsstarke Schülerinnen und Schüler „äquivalent zur AHS-Unterstufe gefordert und gefördert“ werden sollen. Die siebenteilige Bewertungsskala wird abgeschafft, an ihre Stellen treten zwei einander überlappende je fünfteilige Skalen.

Gleichzeitig bleiben zwar die bisherigen Differenzierungsmöglichkeiten wie Teamteaching erhalten, werden aber durch eine zusätzliche Möglichkeit ergänzt: Schulen können in Deutsch, Mathematik und Englisch ab der sechsten Schulstufe auch dauerhafte Gruppen einrichten. In diesen Gruppen soll dann anhand der beiden Leistungsniveaus unterrichtet werden. Das bedeute aber nicht die Rückkehr zu Leistungsgruppen, so Riegler-Picker. „Man wird nicht einmal im Jahr zugeteilt und bleibt dann dort, sondern man kann unter dem Jahr wechseln.“

Mit den beiden Standards sind auch unterschiedliche Berechtigungen beim Wechsel an eine weiterführende Schule verbunden. Es könne auch sein, dass ein Schüler in einem Fach „AHS-Standard“ erreiche (etwa Mathematik) und in anderen vielleicht nur „Standard“, für Riegler-Picker „ein klassischer HTL-Zubringer“.

„Glaube an diesen Schultyp“

„Ich glaube an diesen Schultyp“, so Faßmann. Allerdings müsse man das „großstädtische Problem“ lösen, wo die Mehrzahl der Kinder mittlerweile AHS-Unterstufen besuchen. „Das kann aber nicht in einem ritualhaften Ruf nach mehr Ressourcen bestehen.“ Er setze daher auf ehrliche Schullaufbahnentscheidungen, zum Teil auch bauliche Verbesserungen an den Standorten und auf die problemorientierte Vergabe von Zusatzressourcen.