Einfamilienhaus
ORF.at/Roland Winkler
Ab ins Grüne?

Hauskäufe auf Rekordniveau

Die Preise für Wohnungseigentum sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Weniger gekauft wird deswegen aber nicht – im Gegenteil. Laut Statistik stieg die Nachfrage in den letzten Monaten weiter, bei Einfamilienhäusern noch deutlich stärker als bei Eigentumswohnungen. Besonders gefragt offenbar: das eigene Haus auf dem Land mit möglichst guter Anbindung an die Stadt.

Zumindest weisen aktuelle Zahlen auf einen derartigen Trend hin. Im ersten Halbjahr 2018 wurden nach Angaben des Immobilienvermittlers RE/MAX österreichweit knapp 6.000 Einfamilienhäuser verkauft. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres bedeute das ein Plus von 19,9 Prozent bzw. überhaupt ein „All-Time-High“, hieß es in einer Presseaussendung am Dienstag. Im Fünfjahresvergleich belaufe sich die Steigerung auf 52,2 Prozent. Quelle für die Daten ist laut RE/MAX das amtliche Grundbuch.

Auffällig ist, dass besonders viele Häuser im Umland von Wien ihre Besitzerinnen und Besitzer wechselten. Spitzenreiter sind das Bundesland Niederösterreich (26 Prozent aller Kaufverträge) und speziell die Bezirke Gänserndorf, Bruck an der Leitha, Wiener Neustadt und Tulln.

Stadtnähe bevorzugt

Die Zuwachsraten lagen hier zwischen 27,7 und 48,4 Prozent. Grund seien, etwa im Bezirk Gänserndorf, die „gute Anbindung an die Bundeshauptstadt bei gleichzeitig moderaten Preisen“, hieß es bereits bei der Veröffentlichung des letzten RE/MAX-ImmoSpiegels im Juni in den „Niederösterreichischen Nachrichten“ („NÖN“). Das durchschnittliche Haus kostete in Niederösterreich zuletzt 199.256 Euro.

Grafik zeigt die Anzahl an Einfamilienhäusern in Österreich
Grafik: ORF.at; Quelle: RE/MAX ImmoSpiegel HJ 2018
Größte Nachfrage in Niederösterreich, Plus in allen Bundesländern

Der Österreich-Durchschnitt lag bei 236.898 Euro. Die Zahl der Verkäufe stieg auch im Süden Wiens, etwa dem Bezirk Mödling – wobei der schon ein etwas teureres Pflaster ist. Das Durchschnittshaus kostet dort knapp 420.000 Euro. Im Bezirk Graz-Umgebung stieg die Zahl der verkauften Einfamilienhäuser um 25,5 Prozent, im etwa eine knappe Autostunde von der steirischen Landeshauptstadt entfernten Bezirk Hartberg-Fürstenfeld um 118 Prozent.

Im Schnitt knapp 240.000 Euro

Alle Käufe bzw. Verkäufe zusammen summierten sich zwischen Jänner und Juni 2017 auf 1,66 Mrd. Euro, gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 24,4 Prozent bzw. 325 Mio. Euro. Der österreichweite Durchschnittspreis von knapp 240.000 Euro entspricht einer Verteuerung von 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Grafik zeigt die Anzahl an Einfamilienhäusern in Österreich
Grafik: ORF.at; Quelle: RE/MAX ImmoSpiegel HJ 2018
Spitzenreiter bei Preisen ist Tirol, Schlusslicht Burgenland

Von Bundesland zu Bundesland sind die Preisunterschiede groß: Im Tiroler Bezirk Kitzbühel kostet ein Einfamilienhaus im Schnitt 1,3 Mio. Euro, das Zwanzigfache des Preises im niederösterreichischen Waidhofen an der Thaya bzw. 13-mal mehr als im burgenländischen Oberwart. In der Stadt Salzburg liegt der Schnitt bei etwa 718.000 Euro, in Wien bei rund 585.000.

Starkes Stadt-Land-Gefälle bei Eigentum

Miete und Eigentum halten sich in Österreich bisher in etwa die Waage – wobei die Unterschiede vor allem zwischen Stadt und Land sehr groß sind. Über 70 Prozent der Burgenländerinnen und Burgenländer besitzen laut Daten der Statistik Austria eine eigene Wohnung oder ein Haus, in Wien macht der Eigentumsanteil dagegen keine 20 Prozent aus.

Wien habe, hieß es in einem erst kürzlich veröffentlichten Property Index des Consultingunternehmens Deloitte, überhaupt den höchsten Mietanteil unter den europäischen Hauptstädten. Laut Statistik Austria waren es 2017 über 78 Prozent.

Ein Haus oder 60 Quadratmeter Wohnung

Die Nachfrage nach Wohnungseigentum stieg im ersten Halbjahr aber auch in der Bundeshauptstadt, immerhin um 7,1 Prozent. Eine Wohnung kostete zuletzt in Wien im Schnitt rund 221.000 Euro, wobei die Preise auch hier nach Bezirken wiederum sehr unterschiedlich sind: Die Spanne reicht von etwa 156.000 Euro in der Brigittenau bis über eine Million Euro in der Inneren Stadt. In den Bezirken innerhalb des Gürtels bewegt sich der Quadratmeterpreis zwischen 3.200 und 5.200 Euro. Mit dem Geld für ein durchschnittliches Einfamilienhaus in Niederösterreich gibt es dort kaum mehr als 60 Quadratmeter Eigentumswohnung. Auch deshalb dürfte – Pendeln in Kauf genommen – die Entscheidung mitunter auf ein Haus im Umland statt einer Wohnung in Wien fallen.