Experte: Kern-Kandidatur Vorteil für Rendi-Wagner

Trotz kritischer Stimmen, dass Ex-Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und seine Kandidatur für die EU-Wahl im kommenden Jahr eine Belastung für die designierte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner darstelle, hält der Politologe Peter Filzmaier gegenüber ORF.at Kerns Kandidatur für einen möglichen Vorteil für Rendi-Wagner.

Die EU-Wahl sieht der Experte auch als eine erste Testwahl für die neue SPÖ-Vorsitzende. Filzmaier: „Misslingt die Wahl, muss Kern die Verantwortung übernehmen.“ Ein neuer Kandidat oder eine neue Kandidatin würde stärker auf Rendi-Wagner zurückfallen, denn Kern habe sich ja mehr oder weniger selbst aufgestellt.

Mobilisierungsproblem für Kern

Kern werde aber mit einem Mobilisierungsproblem etwa aufseiten der Gewerkschaften zu rechnen haben, die neben dem Pensionistenverband die wichtigsten Kräfte der Mobilisierung bei der SPÖ seien. Kerns Glaubwürdigkeit habe gelitten, so Filzmaier, entsprechend sei auch die Verlockung enden wollend, sich Seite an Seite mit ihm in einem Wahlkampf zu plakatieren.

Rendi-Wagner habe nun eine Gratwanderung vor sich, so Filzmaier. Einerseits müsse sie sich von ihrem Vorgänger distanzieren, um ihre Eigenständigkeit zu betonen. Andererseits dürfe sie den Bogen nicht überspannen, denn Kern habe sie schließlich in die Politik geholt, so Filzmaier. Rendi-Wagner müsse von dieser Debatte auf die Themenebene wechseln.

Das sei ihr im ZIB2-Interview nur „ungenügend gelungen“, so Filzmaier, obwohl die Wahl der angesprochenen Themen von Bildung, Gesundheit und Wohnpolitik gut gewesen sei. Aber auch Rendi-Wagner sei bei Fragen wie zur Vermögenssteuer ausweichend geblieben, um „niemanden in der SPÖ zu verprellen“.