Montserrat Caballe
Reuters/Victor Fraile
1933–2018

Opernsängerin Montserrat Caballe ist tot

Die spanische Starsopranistin Montserrat Caballe ist tot. Sie starb im Alter von 85 Jahren in einem Krankenhaus in Barcelona, wie die Klinik am Samstag mitteilte. Caballe hatte seit Jahren gesundheitliche Probleme. Nach einer Totenwache für die weltberühmte Opernsängerin am Samstag wird sie am Montag bestattet, wie die Behörden der katalanischen Metropole mitteilten.

Caballe wurde international bewundert für ihre Vokaltechnik und ihre Interpretationen des Belcanto-Repertoires (Opern von Bellini, Donizetti und Rossini), auf das sie sich schon Anfang der 1960er Jahre spezialisierte. Im Laufe ihrer jahrzehntelangen Karriere kam sie auf Tausende Auftritte und etwa 90 verschiedene Rollen.

Mit gesundheitlichen Problemen kämpfte „La Montse“, wie sie von Fans und Medien genannt wird, vor allem seit Oktober 2012, als sie während einer Konzertreise in Russland einen Schlaganfall erlitt, ohnmächtig wurde und sich einen Oberarmknochen brach. Schon davor hatte sie große Opernauftritte weitgehend eingeschränkt und sich auf Konzertabende konzentriert.

Montserrat Caballe in Wien, 1979
APA/AFP
Caballe bei einem Auftritt in Wien im Jahr 1979

Ihr Leben glich fast einem Märchen: Die Eltern des 1933 in Barcelona geborenen Mädchens verloren im spanischen Bürgerkrieg ihr Hab und Gut. Sie musste die Schule verlassen, um als Näherin zum Familienunterhalt beizutragen. Da ihr Talent schon damals zu erkennen war, konnte sie mit Hilfe von Mäzenen das Konservatorium besuchen und erste Auftritte absolvieren.

Durchbruch in Titelrolle von „Lucrezia Borgia“

Mitte der 1950er Jahre zog die Familie wegen der Geldprobleme als Gastarbeiter in die Schweiz. In Basel feierte die Sängerin 1956 ihr offizielles Debüt. Von 1959 bis 1962 war sie in Bremen engagiert. Nach Aufnahme mehrerer Platten wuchs ihre Fangemeinde rapide. Den internationalen Durchbruch schaffte Caballe 1965 in der Titelrolle von Donizettis „Lucrezia Borgia“ in der Carnegie Hall in New York – als Ersatzbesetzung. Sie wurde so begeistert gefeiert, dass die Metropolitan Opera sie verpflichtete.

Einen weiteren Meilenstein setzte sie 1992: Mit dem für die Olympischen Spiele geschriebenen Song „Barcelona“ wurde sie einem breiten Publikum bekannt. Sie hatte das Stück mit Rockstar Freddie Mercury aufgenommen. „Da standen an der Wiener Staatsoper ganz junge Menschen am Bühneneingang. Die wollten ein Autogramm, sie haben nur gesagt: Sie sind doch die Frau, die mit Freddie Mercury aufgetreten ist“, schilderte Caballe.

Positive und negative Schlagzeilen

Caballe scheute nie den Kontakt zu anderen Genres der Musik und des Entertainments, sie trat schon als junge Frau an der Seite von Frank Sinatra auf. Neben der Karriere unterstützte sie soziale Vorhaben, förderte den Nachwuchs – sie gilt als Entdeckerin ihres katalanischen Landsmannes Jose Carreras. In Caballes Leben gab es aber auch negative Schlagzeilen: Im Dezember 2015 wurde sie wegen Steuerhinterziehung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung und zu einer Geldstrafe von gut 250.000 Euro verurteilt.

Bei allen Triumphen und Schwierigkeiten blieb die Frau, die mehr als 50 Jahre mit dem Tenor im Ruhestand Bernabe Marti verheiratet war, stets bodenständig, herzlich und bescheiden. Nach dem Tod ihrer engen Freundin Maria Callas im Jahr 1977 hatten viele in ihr die Nachfolgerin von „La Divina“ gesehen. Erst vor wenigen Jahren widersprach sie erneut trotzig: „Ich bin keine Diva. Mich als eine Diva zu betrachten ist absurd! Ich versuche, meine Arbeit einfach nur so gut wie möglich zu machen.“

Staatsoper trauert um „schöne Stimme“

Die Wiener Staatsoper zeigte sich in einer Aussendung betroffen vom Tod der „großen“ Sopranistin. „Mit Montserrat Caballe ist eine der beeindruckendsten Sängerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts von uns gegangen. Ihre schöne Stimme, ihre perfekte Technik und ihr einnehmendes Charisma haben Generationen von Opernliebhabern berührt und begeistert“, wurde Direktor Dominique Meyer zitiert.

Caballe sei mit ihrem Repertoire von beinahe 90 Rollen zu einer der größten Sängerinnen ihrer Zeit geworden. Darüber hinaus habe sie durch ihre Aktivitäten in anderen Musikgenres „Millionen von Menschen auf der ganzen Welt erreicht und ihnen den Zugang zur klassischen Musik erleichtert“.