In Brasilien zieht der rechtsgerichtete Jair Bolsonaro mit einem klaren Vorsprung in die Stichwahl um das Präsidentenamt. Auf Bolsonaro entfielen gestern im ersten Wahlgang 46,2 Prozent der Stimmen, teilte der Wahlausschuss des Landes mit. Sein linker Kontrahent Fernando Haddad erreichte 28,9 Prozent.
Der linke Bewerber Ciro Gomes kam auf 12,5 Prozent, der Mitte-rechts-Kandidat Geraldo Alckmin auf 4,78 Prozent. Für Henrique Meirelles, Wunschkandidat des amtierenden Staatschefs Michel Temer, stimmten nur 1,21 Prozent.

Die Stichwahl ist für den 28. Oktober angesetzt. Bolsonaro sagte in einer nach dem Wahlgang ausgestrahlten Videoaufzeichnung, dass er den Sieg schon in der ersten Runde davongetragen hätte, wenn es keine Probleme mit den elektronischen Wahlmaschinen gegeben hätte. Weiter ging er nicht darauf ein. Haddad warnte, dass die Demokratie in Brasilien in Gefahr sei, und rief zur Einigkeit vor der Stichwahl auf.
Ende von Staatsbetrieben angekündigt
Bolsonaro machte in der Vergangenheit mit frauenverachtenden und gewaltverherrlichenden Aussagen auf sich aufmerksam. Der Korruption in Lateinamerikas größter Volkswirtschaft hat er den Kampf angesagt. Bei seinem Auftritt nach der ersten Wahlrunde versprach er eine Senkung der Lohnsteuer.
Staatsbetriebe würden unter seiner Präsidentschaft privatisiert oder „ausgelöscht“. Fabrikbesitzer will er von staatlichem Druck befreien und sein Kabinett auf maximal 15 Minister begrenzen. Anhängerinnen und Anhänger jubelten ihm vor seinem Haus in Rio de Janeiro zu und riefen „Unser Präsident!“
Sympathien für Militärdiktatur
Gegenüber der Militärdiktatur in Brasilien von 1964 bis 1985 zeigte der Ex-Fallschirmjäger und Armeehauptmann wiederholt Sympathie. Die Umfragewerte des 63-Jährigen legten nach einer lebensgefährlichen Messerattacke auf ihn bei einer Wahlkampfveranstaltung vor einem Monat deutlich zu.
Freude bei Haddad über Einzug in Stichwahl
Haddad macht dagegen das schlechte Image seiner linken Arbeiterpartei zu schaffen, die nach über einem Jahrzehnt an der Macht in zahlreiche Korruptionsskandale verwickelt ist. Der ehemalige Bürgermeister von Sao Paulo trat anstelle des früheren Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva an, der nach einer Verurteilung wegen der Annahme von Schmiergeldern in Haft ist und nicht antreten durfte. Nach den ersten Hochrechnungen brach in Haddads Wahlkampfzentrale in Sao Paulo Jubel aus, als klar wurde, dass es eine Stichwahl geben wird.