Starker Wellengang am Strand von Panama City
APA/AFP/Getty Images/Joe Raedle
Florida

Zu spät für Flucht vor Hurrikan

Hurrikan „Michael“ ist am Mittwochabend auf die Küste des US-Bundesstaats Florida getroffen. Der Sturm erreichte Windgeschwindigkeiten von über 240 Stundenkilometern. Die Behörden hatten bis zu 500.000 Menschen dazu aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Später hieß es dann: bereits zu spät.

Der Sturm traf die Küste nordwestlich von Mexiko Beach, teilte das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) der USA Mittwochnachmittag (Ortszeit) mit. Das NHC hatte „Michael“, nach „Florence“ bereits der zweite Wirbelsturm binnen vier Wochen im US-Süden, in der Nacht zuvor auf Stufe vier (von fünf) hochgestuft. Die Behörde warnte besonders vor gefährlichen Sturmfluten mit meterhohen Wellen an der Küste. Die Wasserstände könnten bis zu vier Meter über Normalniveau steigen, hieß es.

Der Gouverneur des Bundesstaats, Rick Scott, schrieb via Kurznachrichtendienst Twitter, der Wirbelsturm könnte der schwerste im Florida Panhandle, dem nordwestlichen Zipfel am Golf von Mexiko, seit 100 Jahren werden. Er appellierte an die Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Region, die dem Evakuierungsaufruf nicht folgten, zu Hause zu bleiben. Die Polizei riet von Autofahrten ab, Straßen und Brücken wurden gesperrt.

Gefahr unterschätzt

Eine Reporterin des US-TV-Senders CNN im Sturmgebiet sagte, Menschen in der Gegend hätten am Dienstag noch gedacht, sie würden einen Hurrikan der Kategorie zwei aussitzen. Als sie dann am Mittwoch aufgewacht seien, seien sie mit einem Sturm der Kategorie vier konfrontiert gewesen.

Satellitenbild von Hurrikan „Michael“
APA/AFP
Blick auf „Michael“ im Golf von Mexiko aus dem Weltraum

Dringende Warnung an Bewohner

Gouverneur Scott erklärte, es habe Zeit für Evakuierungen gegeben, „sie ist vorbei“. Er warnte auch davor, dass Einsatzkräfte „nicht in der Lage sein“ würden, „mitten im Sturm zu kommen“. Wer sich zum Bleiben entschieden habe, müsse umgehend Schutz suchen.

Überschwemmung in Florida vor Eintreffen von Hurrikan „Michael“
AP/Brendan Farrington
Der St. Marks River in der gleichnamigen Stadt trat schon vor dem Hurrikan über die Ufer

Mit dem aktuellen Sturm wurden im US-Süden, in den Bundesstaaten Florida, Alabama, Georgia sowie in North und South Carolina starke Regenfälle erwartet. US-Präsident Donald Trump, mit dem der Gouverneur von Florida zuvor gesprochen hatte, rief den Notstand für den gesamten Bundesstaat aus. Damit können Bundesmittel für die Notfallhilfe zur Verfügung gestellt werden. Der Gouverneur von Alabama, Kay Ivey, hatte bereits am Montag den Notstand erklärt. Georgia gab ebenfalls Katastrophenwarnung aus.

Meterhohe Sturmfluten befürchtet

Vom NHC hieß es, „Michael“ könne mit seiner Wucht Häuser „komplett zerstören“. Insgesamt könnten die Schäden an der Küste „katastrophal“ ausfallen. Überschwemmungen seien bis weit ins Landesinnere möglich. Bis Donnerstag soll der Sturm laut Prognose – immer noch mit der Stärke eines Hurrikans – über Florida hinweg nach Georgia ziehen.

Eine Grafik zeigt die prognostizierte Zugrichtung von Hurrikan „Michael“
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/NOAA
Die prognostizierte Route von „Michael“

US-Medien berichteten von langen Schlangen an Tankstellen, die vor dem Eintreffen des Sturms vielfach geschlossen worden seien, und leeren Regalen in Supermärkten. Schulen und die Universität von Florida in der Hauptstadt Tallahassee stellten vorübergehend den Betrieb ein. In Georgia wurden 1.500 Nationalgardisten in Bereitschaft versetzt. Die US-Katastrophenschutzbehörde Federal Emergency Management Agency (FEMA) erklärte, es stünden 3.000 Helferinnen und Helfer bereit.

Nur Wochen nach „Florence“

Mitte September hatte Hurrikan „Florence“ an der Ostküste der USA für schwere Überschwemmungen und Schäden gesorgt, darunter auch in Florida. Mehr als 30 Menschen kamen ums Leben. Vor einem Jahr hatte der Sturm „Irma“ in Florida ein Bild der Verwüstung hinterlassen.