Schwere Waffen aus Zone um syrisches Idlib abgezogen

Die Türkei hat den Abzug aller schweren Waffen aus der geplanten „entmilitarisierten Zone“ um Idlib verkündet. Das türkische Verteidigungsministerium teilte heute mit, dass rechtzeitig vor Ablauf einer Frist alle schweren Waffen aus der Pufferzone um die Rebellenbastion im Nordwesten Syriens abgezogen worden seien.

Verlassen der Pufferzone bis Montag

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien hatte den Abzug der Waffen bereits tags zuvor gemeldet. Die Angaben der Beobachtungsstelle, die sich auf ein Netzwerk aus Informanten in Syrien beruft, sind von unabhängiger Seite schwer überprüfbar.

Nach Darstellung des russischen Außenministers Sergej Lawrow verläuft der Abzug kurz vor Ablauf der Frist reibungslos. „Die Abkommen werden umgesetzt“, sagte er in Moskau laut russischen Medien.

Nun müssen die Dschihadisten die Pufferzone bis kommenden Montag verlassen. Die Türkei und Russland hatten die Schaffung der Pufferzone im September vereinbart, um eine Offensive der syrischen Regierungstruppen auf Idlib abzuwenden. Ihr Abkommen sieht vor, dass die Rebellen bis zum 10. Oktober alle schweren Waffen aus dem Gebiet abziehen, während die Dschihadisten bis zum 15. Oktober Zeit haben, um die Zone zu verlassen.

Auch HTS zog Waffen ab

Nach der protürkischen Rebellenallianz Nationale Befreiungsfront zog auch das Dschihadistenbündnis Hajat Tahrir al-Scham (HTS) seine Waffen aus der entmilitarisierten Zone ab. Es bleibt aber offen, ob die Dschihadisten auch ihre Kämpfer wie gefordert abziehen werden. Die Pufferzone soll von der russischen Militärpolizei auf der einen und der türkischen Armee auf der anderen Seite kontrolliert werden. Diese verstärkte zuletzt ihre Truppen in dem Gebiet.

Für den Fall einer syrischen Großoffensive auf Idlib wird eine humanitäre Katastrophe und eine neue Fluchtwelle in die Türkei befürchtet. Idlib ist die letzte Provinz unter Kontrolle der Rebellen. Allerdings wird nur ein kleiner Teil von gemäßigten Gruppen kontrolliert, während der Großteil in der Hand von HTS und anderen radikalen Gruppen ist. Viele Beobachter bezweifeln, dass das russisch-türkische Abkommen langfristig eine Offensive verhindert.