Im Streit um den Status der ungarischen Minderheit in der Ukraine hat das Budapester Außenministerium gestern die Botschafterin des östlichen Nachbarlandes einbestellt.
Der Schritt sei erforderlich geworden, weil in der Ukraine „Todeslisten“ mit den Namen ethnischer Ungarn kursieren würden, sagte der Staatssekretär im Außenministerium, Levente Magyar, auf einer Pressekonferenz in Budapest.
Ungarn verleiht seit 2010 eine zusätzlich ungarische Staatsbürgerschaft an Bürger der Nachbarländer, die eine ungarische Herkunft und die Beherrschung der ungarischen Sprache nachweisen können. In der Ukraine sind Doppelstaatsbürgerschaften allerdings verboten.
Diplomatischer Kleinkrieg
Bei der von Magyar angesprochenen „Todesliste“ handelt es sich um eine Liste eines rechtsextremen ukrainischen Internetportals mit Nähe zu den Geheimdiensten. Sie wurde am Montag veröffentlicht und enthält die Namen und Adressen von 313 Personen, die ethnische Ungarn mit zusätzlicher ungarischer Staatsbürgerschaft sein sollen. Im westukrainischen Transkarpatengebiet leben etwa 150.000 ethnische Ungarn.
In der Vorwoche hatte Kiew den ungarischen Konsul in der westukrainischen Stadt Berehowe (Beregszasz) ausgewiesen. Dieser hatte in einer Zeremonie ungarische Staatsbürgerschaften im Gebäude seines Konsulats verliehen. Budapest hatte mit der Ausweisung eines ukrainischen Diplomaten reagiert.