Kreml: Ukrainisch-orthodoxe Kirche „Provokation“

Die russische Regierung hat die USA für die Abspaltung der ukrainisch-orthodoxen Kirche von Moskau verantwortlich gemacht. Die Entscheidung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel zur Zulassung einer eigenständigen ukrainisch-orthodoxen Kirche sei eine „Provokation“, die „mit direkter öffentlicher Unterstützung aus Washington“ geschehen sei, kritisierte Außenminister Sergej Lawrow gestern in Moskau.

Zuvor hatte Kreml-Sprecher Dimitri Peskow klargestellt, dass Moskau weiterhin die Verantwortung für alle Orthodoxen in der Ukraine beansprucht. Lawrow zeigte sich erbost über die Anerkennung für die Abspaltung der ukrainischen Orthodoxen. Er warf den USA eine „Einmischung in Kirchenangelegenheiten“ vor.

Das sei „in der Ukraine, in Russland und, so hoffe ich, in jedem normalen Staat gesetzlich verboten“, sagte er in einem Interview, das auf der Website des russischen Außenministeriums veröffentlicht wurde.

Patriarchat verabschiedete Entschluss

Das in Istanbul ansässige Ökumenische Patriarchat hatte gestern in einer von Patriarch Bartholomäus I. geleiteten Sitzung der Loslösung der ukrainisch-orthodoxen Kirche von Moskau zugestimmt. Die historische Entscheidung ermöglicht es den Orthodoxen in der Ukraine erstmals seit 332 Jahren, sich der Aufsicht der russisch-orthodoxen Kirche zu entziehen.

In der Ukraine hatte sich nach der staatlichen Unabhängigkeit 1992 ein Teil der Moskau zugehörigen orthodoxen Kirche abgespalten, doch wurde das bisher nicht von der Kirchenführung anerkannt. Der Patriarch Filaret wurde von Moskau exkommuniziert. Nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Moskau 2014 verschärfte sich der Streit, die ukrainisch-orthodoxe Kirche beantragte auch offiziell ihre Unabhängigkeit.

Bartholomäus I. ist das Oberhaupt der orthodoxen Christen und gilt unter den Patriarchen als „Erster unter Gleichen“. Die Loslösung der ukrainischen Kirche von Moskau bedurfte daher seiner Zustimmung.