US-Pastor Andrew Brunson betet für US-Präsident Donald Trump
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Pastor Brunson betet für Trump

„Dass du ihm übernatürliche Weisheit gibst“

Der zwei Jahre lang in der Türkei festgehaltene US-Pastor Andrew Brunson hat bei seinem Empfang Samstagnacht im Weißen Haus für US-Präsident Donald Trump gebetet: „Oh Gott, ich bitte dich, dass du deinen Heiligen Geist über Präsident Trump ergießt. Dass du ihm übernatürliche Weisheit gibst, um alle Pläne, die du für dieses Land und für ihn hast, zu erfüllen.“

„Wir würden gerne für Sie beten“, hatte Brunson zuvor im Oval Office gesagt, wo Trump ihn nach seiner Rückkehr aus der Türkei empfangen hatte. „Wir beten als Familie oft für Sie.“ Trump entgegnete unter Gelächter der Anwesenden: „Ich brauche es wahrscheinlich mehr als jeder andere in diesem Raum.“ Der Präsident fügte dann ernst hinzu: „Das wäre sehr schön, danke.“

Der 50-jährige Pastor kniete vor Trump zum Gebet nieder und legte dem Präsidenten die linke Hand auf die Schulter. „Ich bitte darum, dass du ihm Weisheit gibst, wie er dieses Land zur Rechtschaffenheit führt. Ich bitte darum, dass du ihm Beharrlichkeit und Ausdauer und Mut gibst, für die Wahrheit zu stehen. Ich bitte darum, dass du ihn vor Verleumdung durch Feinde schützt, vor jenen, die unterhöhlen. Ich bitte darum, dass du ihn zu einem großen Segen für dieses Land machst“, betete der Pastor. Brunson dankte Trump zudem für dessen Bemühungen um seine Freilassung. Der US-Präsident habe „wirklich für uns gekämpft“, sagte der Pastor.

Trump: Freilassung „gewaltiger Schritt“

Nach monatelangem diplomatischen Tauziehen war der US-Pastor am Freitag freigelassen worden. Ein Gericht in Aliaga bei Izmir hob den Hausarrest und die Ausreisesperre für Brunson auf, am Freitagabend reiste er aus der Türkei, wo er seit 1993 gelebt hatte, aus. Brunson wurde in den USA wie ein Held empfangen. Die Maschine mit ihm und seiner Frau an Bord landete auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Andrews nahe der Hauptstadt Washington, zuvor legte sie noch einen Zwischenstopp auf dem US-Militärflugplatz Ramstein in Deutschland ein.

US-Pastor Andrew Brunson betet für US-Präsident Donald Trump
Reuters/Mike Theiler
„Oh Gott, ich bitte dich, dass du deinen Heiligen Geist über Präsident Trump ergießt", betete Brunson.

Brunsons Freilassung sei ein „gewaltiger Schritt“ zur Verbesserung der „sehr gespannten“ Beziehungen zur Türkei, sagte Trump im Oval Office. Er dankte erneut dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan für Brunsons Freilassung. „Das war nicht leicht für ihn“, sagte der US-Präsident mit Blick auf seinen türkischen Kollegen. Einen Deal mit der türkischen Regierung habe es jedoch nicht gegeben, beteuerte Trump.

„Wir zahlen kein Lösegeld“

„Wir zahlen kein Lösegeld“, sagte Trump. Auch Erdogan hatte Medienberichte dementiert, wonach die US-Regierung für den Fall von Brunsons Freilassung zugesagt hatte, den „wirtschaftlichen Druck“ auf die Türkei zu verringern. Wegen des Streits über Brunson hatte die US-Regierung Sanktionen gegen die Türkei verhängt. Die Auseinandersetzung führte zu einem rapiden Wertverlust der türkischen Lira und schwächte damit die Wirtschaft des Landes weiter.

US-Pastor Brunson im Weißen Haus empfangen

Brunson war vor knapp zwei Jahren im westtürkischen Izmir wegen Terror- und Spionagevorwürfen festgenommen worden. Trump hatte sich monatelang persönlich für seine Freilassung starkgemacht.

Erdogan betonte in einer Twitter-Botschaft an Trump, bei Brunsons Freilassung habe es sich um eine „unabhängige“ Gerichtsentscheidung gehandelt. Außerdem äußerte er die Hoffnung, dass die USA und die Türkei ihre Zusammenarbeit nun „auf eine Weise fortsetzen, die den beiden Verbündeten geziemt“.

Schwere Krise in Beziehungen

Die Inhaftierung des US-Pastors vor zwei Jahren hatte zu einer schweren Krise in den Beziehungen zwischen den USA und der Türkei geführt. Brunson saß seit Oktober 2016 unter dem Vorwurf der Spionage und der Unterstützung einer Terrororganisation in türkischer U-Haft und später in Hausarrest. Die türkischen Behörden warfen ihm Unterstützung der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der Gülen-Bewegung vor. Der Pastor hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen und seine Unschuld beteuert.

US-Außenminister Mike Pompeo rief am Samstag unterdessen die türkischen Behörden auf, auch die anderen US-Bürger in türkischer Haft „schnell freizulassen“. Seine Regierung arbeite weiterhin „hart daran, alle amerikanischen Geiseln nach Hause zu holen“. Für Trump ist Brunsons Freilassung ein wichtiger Erfolg vor den Kongresswahlen am 6. November. Damit dürfte er bei christlich-konservativen Bürgern punkten.