Neuseeland: Nächste Runde in Streit über Israel-Konzert von Lorde

Seit Monaten dauert der Streit über ein letztlich abgesagtes Israel-Konzert der neuseeländischen Popsängerin Lorde an. Dahinter steht ein globales Ringen zwischen der propalästinensischen BDS-Bewegung und jenen, die Israel in der Sache verteidigen. In Neuseeland haben zwei BDS-Aktivistinnen nun die nächste Runde eingeläutet.

Justine Sachs und Nadia Abu-Schanab riefen via Soziale Netzwerke dazu auf, Geld für eine Hilfsorganisation zu spenden, die im Gazastreifen Menschen mit psychischen Problemen hilft und Frauen unterstützt. Binnen weniger Tage kamen 14.000 Neuseeland-Dollar (rund 8.000 Euro) zusammen.

Sängerin Lorde
Reuters/Andrew Kelly

Klage in Israel gegen Aktivistinnen

Die beiden hatten einen offenen Brief auf der Website The Spinoff an Lorde geschrieben und sie im Dezember aufgefordert, das Konzert in Israel abzusagen. Das und eine Kampagne der BDS-Bewegung führten schließlich zur Absage. Daraufhin hatte eine israelische Organisation im Namen dreier Jugendlicher, die sich Karten für das Konzert von Lorde gekauft hatten, Klage eingereicht. Den beiden Aktivistinnen wurde darin vorgeworfen, mitverantwortlich dafür zu sein, dass Lorde das in Tel Aviv geplante Konzert im Vorjahr absagte.

Das israelische Gericht hatte die beiden Aktivistinnen in Neuseeland zuletzt zur Zahlung von 45.000 Schekel (10.700 Euro) verurteilt. Die Aktivistinnen hatten die Klage und das Urteil als Versuch, Kritikerinnen und Kritiker Israel einzuschüchtern, bezeichnet.

Sachs und Abu-Schanab kündigten an, die Strafe nicht zu zahlen und betonten, die Spendenaktion solle die Aufmerksamkeit wieder auf das eigentliche Thema lenken.

Legitimer Protest vs. Delegitimation

BDS ist eine weltweite Protestbewegung, die sich eigenen Aussagen nach für „Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung“ für Palästinenserinnen und Palästinenser einsetzt. Die Kampagne versucht, Israel in allen Bereichen, insbesondere Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft zu isolieren. Einer ihrer prominentesten Vertreter ist der Pink-Floyd-Gitarrist Roger Waters. Immer wieder kommt es zu Absagen von Künstlerinnen und Künstlern. Im akademischen Bereich wird immer wieder die Kooperation mit Israelis verweigert.

In Israel wird BDS von vielen als Versuch gesehen, die Legitimität des Staates zu hinterfragen. Die rechtskonservative Regierung von Regierungschef Benjamin Netanjahu sieht die BDS-Bewegung als ernste Gefahr und wirft deren Aktivistinnen und Aktivisten auch Antisemitismus vor.