Modeproduktion kehrt zunehmend nach Europa zurück

Noch zählen China und Bangladesch zu den wichtigsten Lieferländern etwa für den deutschen Modehandel. Doch die Modeproduktion kehrt vermehrt nach Europa zurück, wie aus einer heute veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung McKinsey, der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und des Digital Capability Center Aachen hervorgeht.

Vor alle die niedrigeren Löhne hätten China und Südostasien in der Vergangenheit konkurrenzlos für die Modeproduktion gemacht, heißt es in der Untersuchung. Doch nun beginne sich das Blatt zu wenden: Eine Jeans, die in der Türkei produziert werde, koste heute bei Berücksichtigung der Transport- und Einfuhrkosten drei Prozent weniger als ein Produkt aus China. „Für einzelne Kleidungsstücke mit wenig aufwendiger Produktion lohnt sich jetzt schon die Rückverlagerung der Fertigung nach Europa“, betonte McKinsey-Experte Karl-Hendrik Magnus.

Kürzere Lieferzeiten, automatisierte Produktion

Noch wichtiger für den Trend zu europäischer Produktion sei aber die extreme Verkürzung der Lieferzeiten: Sie ermögliche es den Modeunternehmen, viel schneller auf Trends zu reagieren, betonte der Experte. Ein Kleidungsstück aus Südostasien sei bis zu 30 Tage mit dem Schiff unterwegs in westliche Märkte – der Transport aus der Türkei nach Deutschland brauche hingegen nur drei bis sechs Tage. Schnelle Reaktionszeiten seien in Zeiten von Instagram aber „ein Muss, um konkurrenzfähig zu bleiben“, betonte Achim Berg, Leiter der Modeindustrieberatung bei McKinsey.

Ein weiterer Schub für die Produktion in Europa geht nach Einschätzung der Experten von der Automatisierung aus. In den nächsten zehn Jahren könnten 40 Prozent (für komplizierte Kleidung) bis 70 Prozent (für simple Stücke) der Arbeitszeit durch Automatisierung eingespart werden – und damit auch ein bedeutender Teil der Kosten: Das Herstellen einer einfachen Jeans könnte statt derzeit 36 Minuten dann nur noch elf Minuten dauern.

Italiens Modebranche erwartet Umsatz von 90 Mrd. Euro

Die italienische Modebranche segelt auf Wachstumskurs. Der Umsatz 2018 wird laut Schätzungen des Verbands der italienischen Modeindustrie um 2,8 Prozent auf 90 Milliarden Euro wachsen. Der Modesektor habe den Rückgang während der Krisenjahre erfolgreich bewältigt, berichtete Carlo Capasa, Präsident des Verbands der Modeindustrie in Mailand.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit seien die Hauptanliegen der italienischen Modebranche, die 41 Prozent der europäischen Produktion ausmacht, betonte Capasa. Deutschland besetze mit einem Anteil an der europäischen Modeproduktion von elf Prozent Platz zwei, gefolgt von Spanien (zehn Prozent) und Frankreich (acht Prozent).