Kamp-Kraftwerk Rosenburg: „Nagelprobe“ für Umweltgesetze

Der geplante Abriss und Neubau des EVN-Kamp-Kraftwerks Rosenburg in einem Natura-2000-Schutzgebiet sei eine „Nagelprobe“ dafür, ob Umweltgesetze noch ernst genommen werden, kritisierten heute zahlreiche NGOs bei einer Pressekonferenz in Wien. „Hier geht es um ein echtes Stück Wildnis – und das gibt es in Österreich nicht mehr oft.“

Mit Hilfe des derzeitigen Wehrs werden pro Jahr etwa 4,2 GWh pro Jahr erzeugt. Diese Leistung soll sich durch eine um 1,6 Meter höhere Kraftwerksmauer und eine Ausbaggerung auf eineinhalb Kilometern Länge danach, um eine größere Fallhöhe zu erreichen, verdoppeln.

Umweltschützer bezweifeln Angaben

Diese Angaben werden von den Umweltschützern aufgrund der vermehrten Trockenphasen bezweifelt, zudem beklagen sie die Vernichtung der Naturlandschaft im Unterlauf des Kamp durch die Vertiefung sowie den vergrößerten Stausee oberhalb. Eine Fläche von acht Fußballfeldern an Auwald und Flusslandschaft würden vernichtet.

„Es gibt die EU und entsprechende EU-Gesetze, die einzuhalten sind, auch wenn so manche österreichische Politiker davon überrascht sein dürften“, sagte der Anwalt Josef Unterweger, der von den Umweltschützern mit der Causa beauftragt wurde. Das Projekt sei mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie und der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie nicht zu vereinbaren.

„Ich habe den Eindruck, dieses Projekt ist nur dazu da, um zu zeigen, dass man sich um EU-Recht, Umweltschutz und Naturschutz nicht mehr kümmern muss“, sagte Unterweger. „Man will den Leuten nur zeigen, dass alles geht.“ Und falls das Standortentwicklungsgesetz schon in Kraft wäre, wären am Kamp bereits die Bagger aufgefahren, weil die EVN länger als ein Jahr gebraucht habe, um alle Unterlagen an die Behörde zu übermitteln. Nicht von den NGOs, sondern von den Projektbetreibern würden die Verfahren oft in die Länge gezogen.

Gefahr, „Rote Linie“ zu überschreiten

Das Projekt ist nach Ansicht von Clemens Feigel von der Bürgerinitiative Lebendiger Kamp völlig unnötig: Mit dem zusätzlichen Strom ließen sich bestenfalls 1.200 Haushalte versorgen, was gerade der halben Leistung eines Windkraftwerks entspräche. Dabei wären nur zehn Prozent der heimischen Flüsse nicht verbaut, bemängelte Ulrich Eichelmann von Riverwatch.

Sollte das Projekt trotz aller Bedenken genehmigt werden, würde eine „rote Linie“ überschritten, gaben sich die NGOs zum Abschluss kämpferisch. „Wir werden den Kamp massiv verteidigen“, kündigte Feigel an. Der Geist von Hainburg wurde von den Aktivisten beschworen, die rasch das Motto „Campi im Kampi“ parat hatten.