„Love is in the Bin“ von Banksy
picturedesk.com/Eyevine/Ray Tang Xinhua
Bild zerstört

Schnitzer bei Banksys Schredderaktion

Mit seinem bei einer Sotheby’s-Auktion live geschredderten Bild „Girl with a Balloon“ vor zwei Wochen hat der britische Street-Art-Künstler Banksy für Aufsehen gesorgt. Nun gestand er ein, dass bei der Aktion eigentlich etwas schiefgegangen war.

Das berühmte Bild „Girl with a Balloon“ war in dem renommierten Auktionshaus gerade um rund 1,2 Millionen Euro versteigert worden, als es anfing, sich vor den staunenden Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Auktion über einen Schreddermechanismus selbst zu zerstören. Ein Teil des Bildes blieb aber noch erhalten. Banksy, dessen Identität nicht bekannt ist, veröffentlichte am Mittwoch ein Video, auf dem ersichtlich wird, dass eigentlich geplant gewesen sei, das Bild vollständig zu zerstören.

Am Ende des Videos ist zu lesen: „Bei Proben funktionierte es jedes Mal …“ Dann ist eine Sequenz zu sehen, in der eine Kopie des Bildes durch den im Rahmen verborgenen Schredder tatsächlich ganz zerschnitten wurde.

Mann drückte Auslöser

In dem Video mit dem Titel „Schredder deine Liebe, the Director’s Cut“ ist zunächst zu sehen, wie der Schredder von einem Menschen mit einem Hoodie – Banksy mag dieses Kleidungsstück – in einer Werkstatt in den Rahmen eingebaut wurde. Es folgen Aufnahmen von der Versteigerung, von den Gästen, die sich bei Häppchen und Getränken amüsieren, bevor die Auktion losgeht.

Als dann der Zuschlag erteilt ist, wird gezeigt, wie ein Mann einen Auslöser drückt – offenbar für den Mechanismus, der das Bild durch den Schredder im Rahmen laufen lässt. Es wird allerdings nicht klar, ob derjenige, der den Auslöser drückte, tatsächlich im Ausstellungssaal anwesend war. Die Szene ist hineingeschnitten. Die Frage, ob Banksy bei der Auktion selbst im Saal war, bleibt also offen.

Mit Zerstörung Kunstwerk „geschaffen“

Banksy stellte die Aktion später auf seinem Instagram-Account als von langer Hand geplante Kritik am Kunstmarkt dar. Das Auktionshaus teilte mit, die Käuferin, eine „europäische Sammlerin und langjährige Kundin von Sotheby’s“, nehme es auch zerschreddert an. Sie sei zunächst schockiert gewesen, doch dann sei ihr klar geworden, dass sie ihr „eigenes Stück Kunstgeschichte“ erhalte, wurde die Käuferin zitiert.

Aufnahme der Auktion
AP/Pierre Koukjian
Das sich selbst zerstörende Bild sorgte bei der Versteigerung für Aufsehen

Es sei das „erste Kunstwerk der Geschichte, das während einer Auktion live entstanden“ sei, so das Auktionshaus. Banksy habe in der Auktion kein Kunstwerk zerstört, sondern eines geschaffen, sagte Alex Branczik, Leiter der Abteilung für zeitgenössische Kunst in Europa bei Sotheby’s, einer Mitteilung zufolge. Das Bild heiße nun „Love Is in the Bin“.

Was wusste Sotheby’s?

Branczik musste sich dennoch Fragen gefallen lassen, was das Auktionshaus wusste und wie es möglich gewesen sei, dass niemand den eingebauten Schreddermechanismus bemerkte. Sotheby’s betonte, dass es „keine Vorkenntnisse über das Geschehen“ gehabt habe und „in keiner Weise beteiligt“ gewesen sei. Man habe sich auf das Zertifikat des für Banksy zuständigen Künstlerateliers verlassen, wonach der Rahmen als Teil des Kunstwerks behandelt wurde. Man sei gebeten worden, den Rahmen deshalb nicht zu entfernen.

Zudem wurden für die Versteigerung des Bildes vonseiten des Künstlerateliers zwei Bedingungen gestellt: Das Bild sollte bei der Versteigerung am Abend im Raum der Auktion aufgehängt werden. Das habe keinen Verdacht ausgelöst, versicherte Branczik. Wünsche dieser Art würden immer wieder geäußert, sagte er gegenüber „The Art Newspaper“.

Berühmtes Banksy-Motiv

Bei dem geschredderten Bild handelt es sich um eines der berühmtesten Banksy-Motive, ein Mädchen, das den Arm nach einem davonfliegenden Luftballon in Herzform ausstreckt. Das Motiv erschien zuerst als Wandgemälde in London. Das nun zerstörte Bild, auf Leinwand gesprüht, stammt aus dem Jahr 2006. Der aus Bristol stammende Banksy ist bekannt für seine gesellschaftskritischen Werke. Im Jahr 2015 machte er Furore mit einer Installation mit dem Titel „Dismaland“, einem gruseligen Anti-Freizeitpark an der englischen Küste.