Taifune bringen Japans Kirschbäume zum Blühen

Eigentlich dauert es noch ein halbes Jahr, bis die Kirschbäume in Japan wieder ihre Blütenpracht zeigen. Eine ganze Reihe von ihnen hielt sich dieser Tage aber nicht an den jahreszeitlichen Ablauf – und gab im Herbst einen Vorgeschmack auf den Frühling. Über Japan verteilt berichteten Menschen von rosa-weißen Blüten.

Kirschblüte in Japan
Reuters/Kyodo

Dass einzelne Kirschbäume im Herbst aufblühen, ist in Japan nicht ganz ungewöhnlich. Das Phänomen sei aber normalerweise auf wenige Regionen beschränkt, sagte Toru Koyama, Vertreter des Japanischen Blumenvereins, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Doch dieses Jahr kämen die Berichte „aus dem ganzen Land“.

Fehlende Blätter verwirren Bäume

Ausgelöst haben dürften die Verwirrung zwei Taifune, die im September über Japan hinweggezogen waren. Einer der beiden, der Sturm „Jebi“ war überhaupt der schwerste Sturm, der den Inselstaat in den vergangenen 25 Jahren heimsuchte. Er zog eine Spur der Verwüstung und tötete zumindest zehn Menschen.

Zugleich rissen die beiden Taifune einen Großteil des Laubs von den Bäumen – und raubten den Pflanzen damit einen wichtigen Schutzmechanismus: Stoffe in den Blättern sorgen dafür, dass Bäume auch bei warmen Herbsttemperaturen nicht neue Blüten bilden.

Auf warm kam kalt

Darüber hinaus brachten die Stürme warme tropische Luft, die von den Tiefdruckgebieten regelrecht angesaugt wurde. Auf das warme Wetter folgten dann niedrigere Temperaturen – ähnlich den Temperaturschwankungen im Frühling. All das dürfte einige Kirschbäume zu einer verfrühten Blüte verleitet haben.

Die fehlgeleiteten Bäume werden im kommenden Frühjahr keine neuen Blüten bekommen. Sorgen um die landesweite Kirschblüte, die jedes Jahr zahlreiche Gäste auch aus dem Ausland anzieht, sind aber unbegründet. Die Zahl der nun erblühten Bäume sei bisher so klein, dass es im Frühjahr kaum einen Unterschied machen werde, so Koyama.

Die herbstliche Kirschblüte mag nicht direkt ein Produkt der Klimakrise sein. Ein Zusammenhang lässt sich aber sehr wohl erkennen. Dass starke Stürme vermehrt auftreten, lässt sich auch mit der Erderwärmung erklären.