Mehrere Explosionen bei Parlamentswahl in Kabul

Mehrere Explosionen haben heute Wahllokale in der afghanischen Hauptstadt Kabul erschüttert. Wähler flohen nach einer Explosion aus einer Schule im Norden der Stadt, in der sie ihre Stimme für die mehrmals verschobene Parlamentswahl abgeben wollten, wie ein AFP-Journalist berichtete. Zeugen berichteten überdies von weiteren Explosionen bei mehreren anderen Wahllokalen.

Polizisten in Kabul
AP/Massoud Hossaini

Ein Sprecher des Innenministeriums bestätigte der Nachrichtenagentur AFP zwei weitere Explosionen in der Nähe von Wahllokalen. Allerdings sei niemand verletzt worden, da die Wähler in den Gebäuden gewesen seien. Ein anderer Behördensprecher berichtete dagegen von Toten und Verletzten nach den Explosionen.

Ein Mann sagte AFP, er habe in der Schule gerade seine Stimme abgeben wollen, dann aber nach einer Explosion „um sein Leben rennen“ müssen. Er habe gesehen, wie mehrere Opfer in Sicherheit gebracht worden seien.

Anschläge angedroht

In Afghanistan sind am Samstag rund 8,9 Millionen registrierte Wähler dazu aufgerufen, über ein neues Parlament abzustimmen. Die radikalislamischen Taliban hatten mit Anschlägen während der Abstimmung gedroht. Bereits im Wahlkampf war es zu mehreren tödlichen Angriffen gekommen.

Wegen der angespannten Sicherheitslage waren bereits im Vorfeld mehr als 2.000 Wahllokale geschlossen worden. Rund 70.000 Sicherheitskräfte sind am Wahltag im Einsatz.

Berichte über chaotische Zustände

Zugleich gab es heute Berichte über chaotische Zustände in manchen Wahllokalen. Manche waren auch mehr als als zwei Stunden nach dem offiziellen Beginn der Parlamentswahl immer noch nicht geöffnet. In manchen Stationen erschien offenbar auch das Wahlpersonal nicht.

Die Parlamentswahl wird mit mehr als drei Jahren Verspätung abgehalten. Mehr als 2.500 Personen bewerben sich um 250 Sitze in der Wolesi Jirga (Haus des Volkes). Die Wahl war aufgrund von Verzögerungen bei der Wahlrechtsreform immer wieder verschoben worden.